Volleyball-Bundesliga:Wettlauf mit der Zeit

17.10.2021, xkaix, Volleyball 1.Bundesliga Damen, VC Wiesbaden - Rote Raben Vilsbiburg emspor, v.l. Jodie Guilliams (Ro

Rückkehr sehnlichst erwartet: Noch muss Vilsbiburg ohne Jodie Guilliams klarkommen - und auch ohne Fans, vor denen sie hier noch applaudiert.

(Foto: Kai Peters/imago)

Vilsbiburgs Volleyballerinnen liefern Meister Dresden einen großen Kampf, können Jodie Guilliams im Angriff aber nicht ersetzen.

Von Katrin Freiburghaus

Zu behaupten, die leeren Ränge in der Vilsbiburger Halle am vergangenen Samstag hätten eine unwirkliche Atmosphäre erzeugt, wäre glatt gelogen. Denn dass auf der Tribüne statt eines Fanklubs Pappfiguren saßen, war nach einer kurzen Verschnaufpause im Frühherbst ja eher die Rückkehr zum seit zwei Jahren währenden Dauerzustand im deutschen Profisport. Zudem waren Vilsbiburgs Erstliga-Volleyballerinnen ohnehin bereits vor ihrem Geisterspiel gegen den Meister aus Dresden wieder von der Pandemie eingeholt worden. "Das alles nimmt schon Einfluss", sagt Vilsbiburgs Trainer Florian Völker, "Corona hat wieder einen Stellenwert bekommen, von dem wir gehofft hatten, dass es ihn nicht mehr bekommen würde."

Um die Verletztenmisere im Angriff abzufedern, hatte Vilsbiburg nach dem Bänderriss von Kapitänin Jodie Guilliams in Katharina Schwabe eine temporäre Aushilfe für den November verpflichtet. Die Außen-Annahme-Spezialistin hatte allerdings lediglich einen Kurzeinsatz im Pokal-Achtelfinale absolviert, weil sie kurz darauf wegen einer Corona-Infektion für den kompletten vereinbarten Zeitraum ausgefallen war. "Das hat uns natürlich weh getan", sagt Völker. Zumal der positive Fall neben der Verunsicherung am konkreten Spieltag auch Konsequenzen für die Trainingsarbeit nach sich gezogen hatte: Eine weitere Spielerin war vorsorglich isoliert, die Trainingsgruppe geteilt worden. Immerhin steckte sich niemand an, was Völker als beruhigenden Beleg dafür wertet, "dass die Sofort-Maßnahmen, die wir von uns aus ergriffen haben, prinzipiell funktionieren".

Ohne die Belgierin fehlt im Angriff die nötige Durchschlagskraft - doch sie soll bald zurückkehren

Beim 1:3 (21:25, 25:22, 23:25, 21:25) am Samstag gegen Dresden war die personelle Lage auch ohne Schwabe wieder deutlich entspannter, obgleich Guilliams lediglich neben dem Feld als moralische Unterstützung zur Verfügung stand. Die Belgierin soll in den kommenden Tagen ins Mannschaftstraining zurückkehren, und Völker gibt ohne Umschweife zu, "dass uns ihr Fehlen hart trifft". Guilliams steht für jene Durchschlagskraft im Angriff, die gegen Dresden erneut zu oft fehlte. Vilsbiburg schaffte es deshalb nicht, sich für seine über weite Strecken starke Vorstellung in Block und Abwehr mit Punkten zu belohnen. Vor allem aber ist Guilliams als stabilisierender Faktor in einem Team vorgesehen, dem Völker zwar hohes Potential attestiert, das dieses aber zu selten geschlossen zeigt.

Außenangreiferin Alexis Hart und Dayana Segovia auf der Diagonalposition etwa zeigten in dieser Saison bereits sehr gute Leistungen. "Aber leider ist es momentan so, dass es immer jeweils eine Spielerin ist, die ihr Potential abruft", sagt Völker und impliziert damit, dass es den anderen zum selben Zeitpunkt jeweils nicht gelingt. "Dadurch haben wir immer ein bisschen Probleme auf einer Seite - und dann reicht es gegen die Top-Teams halt nicht, da kann man als Mannschaft noch so gut spielen", sagt er.

Unverhofft stehen nun zwei komplette Trainingswochen an - und dann Duelle mit drei schlechter platzierten Teams

Er macht das seinem Team nur bedingt zum Vorwurf; der Kader sei im Sommer bewusst unter der Prämisse zusammengestellt worden, mit dem vorhandenen Budget maximales Potential zu verpflichten. Dass das anfangs mit "Schwankungen" verbunden sein würde, wie es Völker formuliert, sei einkalkuliert gewesen. Es gehe beim Potential auch nicht um "irgendein erträumtes Level" der Spielerinnen, betont der 30-Jährige, "ich hab' das dieses Jahr alles schon gesehen". Er sei deshalb auch unverändert überzeugt von der Strategie, sagt er und fügt hinzu: "Ich würde das wieder so machen."

Für den Moment bedeutet es in der Tabelle allerdings Platz neun, was gleichbedeutend mit dem Verpassen der Playoffs wäre, so dass Völker einräumt, "dass uns gerade die Zeit davonläuft". Allerdings läuft ja auch andernorts nicht alles nach Plan. Wegen Corona-Fällen beim nächsten Gegner Erfurt wurde die Partie verschoben. Völker hat dadurch überraschend zwei komplette Trainingswochen, ehe hintereinander die Duelle mit den drei schlechter platzierten Teams aus Straubing, Neuwied und Erfurt sowie mit Tabellennachbar Münster anstehen. "Wenn wir in den Spielen punkten, hätten wir auch wieder Kontakt zu den Plätzen, die wir uns vorstellen", sagt er. Und im Wettlauf mit der Zeit entscheidend aufgeholt.

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