Volleyball:Schock in Straubing

Volleyball: Im Schatten des Insolvenzverfahrens: Straubings Volleyballerinnen stehen vor dem Aus.

Im Schatten des Insolvenzverfahrens: Straubings Volleyballerinnen stehen vor dem Aus.

(Foto: Michael Sigl/Imago)

Der Volleyball-Bundesligist muss zum zweiten Mal nach 2016 Insolvenz anmelden. Die finanzielle Lage Nawaros war zuletzt immer schwieriger geworden. Die Verantwortlichen hoffen dennoch auf eine Weiterführung des Spielbetriebs - und auf viele Zuschauer im Heimspiel am Samstag gegen Stuttgart.

Von Sebastian Winter

Es ist eine Schreckensnachricht, die am Donnerstagabend über die Ticker lief, für den betroffenen Verein Nawaro Straubing, aber auch für die gesamte Volleyball-Bundesliga (VBL): Die Nawaro Spielbetriebs GmbH, Träger des Frauen-Erstligisten, hat am selben Tag einen Insolvenzantrag gestellt. Der Volleyballstandort Straubing steht damit vor dem Aus. In einer Mitteilung, die die VBL versandte, begründete der Klub den Schritt mit der "immer schwieriger gewordenen wirtschaftlichen Lage des Standorts". Straubings Geschäftsführerin Ingrid Senft sagte der SZ am Freitag: "Die Dinge haben sich in den vergangenen beiden Wochen überschlagen." Viel mehr wollte Senft nicht preisgeben, auch aufgrund des nun laufenden Verfahrens.

Wie die SZ von mit dem Fall betrauten Personen erfuhr, wartete Straubing zuletzt vergeblich auf die letzte Tranche aus der staatlichen Corona-Überbrückungshilfe - statt der Überweisung des deutlich fünfstelligen Betrages flatterte demzufolge kürzlich ein Ablehnungsbescheid ins Haus. Die vorherigen Teilbeträge waren dem Klub stets überwiesen worden. Das fehlende Geld hat nun im ohnehin schon durch die Pandemie und die Energiekrise sehr auf Kante genähten Etat ein letztlich zu großes Loch gerissen.

Der VBL-Lizenzierungsausschuss hat den Bundesligisten laut der Mitteilung vom Donnerstag aufgefordert, umfangreiche Unterlagen einzureichen. Nach deren Sichtung wird entschieden, ob Straubing seinen Spielbetrieb in der laufenden Saison weiterführen kann. Neun Spieltage sind es noch, die Partie gegen Tabellenführer Allianz MTV Stuttgart an diesem Samstag (20 Uhr) soll erst einmal wie geplant stattfinden. Das sei auch ein wichtiges Signal an die Fans und Sponsoren, findet Senft. Und nicht zuletzt benötigt Straubing nun ja auch jeden Cent aus seinen Zuschauereinnahmen, um Gehälter und weitere laufende Kosten begleichen zu können. Sportlich ist die Saison ohnehin fast schon gelaufen für Straubing, das als Vorletzter acht Punkte hinter der Playoff-Teilnahme liegt; der Abstieg ist in der dritten Saison in Serie ausgesetzt.

Volleyball in Niederbayern erlebt schwarze Tage: In Vilsbiburg muss Trainer Völker nach der Saison gehen

Spielerinnen und Trainer, die es in die niederbayerische Volleyball-Provinz nach Straubing zog, wussten in der Vergangenheit schon, was sie dort erwartet: ein familiärer Klub, in dem jeder jeden kennt, mit kurzen Wegen und Kleinstadt-Flair. Aber auch ein Verein mit nicht ganz einfachen Rahmenbedingungen, weil in diversen Hallen trainiert wurde, viele andere Dinge improvisiert werden mussten - und weil der Etat, einer der kleinsten der Liga, keine sonderlich großen Sprünge erlaubte. 2015 war Straubing in die erste Liga aufgestiegen - und geriet schon in seiner ersten Saison ins Schleudern. Nach einem Punktabzug wegen fehlender Wirtschaftlichkeitsnachweise belegte der Klub einen Abstiegsplatz und musste im März 2016 schon einmal Insolvenz beantragen.

Daraufhin wurde die Nawaro Spielbetriebs-GmbH gegründet, 2018 stieg Straubing, zwischenzeitlich wieder Zweitligist, erneut in die erste Liga auf. Drei Jahre lang ging es dann unter Trainer Benedikt Frank, der sich einen Namen als großer Talentförderer gemacht hat, mit vielen Nachwuchsspielerinnen immer ein Stückchen weiter nach oben, 2020/21 qualifizierte sich Straubing gar fürs Playoff-Viertelfinale. Danach wechselte Frank, auch frustriert vom fehlenden finanziellen Potenzial, nach Wiesbaden. Es war nicht der falsche Zeitpunkt, wie jetzt klar wird.

Fest steht, dass Volleyball in Niederbayern gerade schwarze Tage erlebt. Am Mittwoch erst hatten die Roten Raben Vilsbiburg, die immerhin gute Chancen auf die Playoff-Teilnahme haben, bekannt gegeben, dass sie den Vertrag mit Trainer Florian Völker nicht verlängern werden. Grund sei die fehlende Entwicklung der Mannschaft. Für Straubing gilt das gerade auch. Doch Nawaro hat nun strukturellere und weitaus dramatischere Sorgen.

Wie der Verein am Freitagnachmittag noch mitteilte, trennen sich die Straubingerinnen mit sofortiger Wirkung von ihrem Cheftrainer Lukasz Przybylak. "Leider macht es die aktuelle Situation nicht möglich, dass beide Seiten weiter zusammenarbeiten. Nawaro Straubing bedankt sich bei Lukasz Przybylak für für die erfolgreiche sportliche Zusammenarbeit in dieser Saison und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft", hieß es in einer Mitteilung des Klubs lapidar. Erfolgreich? Zwei von 13 Spielen hat Straubing in der laufenden Spielzeit bislang gewonnen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: