Volleyball-Bundesliga:Gefragte Routine

Mona Elwassimy

Zuspielerin Mona Elwassimy, 26, gilt als Anführerin auf dem Feld. Daneben sind einige Volleyballtalente zu den Roten Raben Vilsbiburg gewechselt.

(Foto: Kurth/imago)

Mona Elwassimy führt Vilsbiburg in die neue Saison. Die Zuspielerin hat auf ihrer Position auch starke Konkurrenz bekommen.

Von Julian Ignatowitsch

Angesprochen auf ihr Alter, lacht Mona Elwassimy erst einmal laut. "Das passiert mir in letzter Zeit öfters", sagt sie. 25 Jahre jung ist die neue Kapitänin der Bundesliga-Volleyballerinnen der Roten Raben Vilsbiburg, eigentlich kein außergewöhnliches Alter für eine Profisportlerin. "Aber man sagt mir jetzt immer, dass ich hier zu den Erfahrenen gehöre", sagt sie. Tatsächlich ist Elwassimy im neu formierten Vilsbiburger Kader die drittälteste Spielerin, nur Liana Mesa Luaces, 37, und Nikol Sajdová, 27, sind älter. Ohne die drei haben die Raben einen Altersschnitt von 22 Jahren; Trainer Jonas Kronseder, mit 27 Jahren selbst der jüngste Coach der Liga, setzt in der neuen Saison verstärkt auf junge Spielerinnen.

Vor dem Ligaauftakt in Wiesbaden an diesem Samstag (19 Uhr) kommt den Routiniers unter den Raben deshalb eine wichtige Rolle zu. Elwassimys Verantwortung in dieser Saison, ihrer achten in der Bundesliga, ist gewachsen, zumal als Spielführerin: "Ich muss viel kommunizieren, mit der Mannschaft und dem Trainer", sagt sie. "Und auf dem Spielfeld Sicherheit ausstrahlen, wenn es mal nicht so läuft." Elwassimy spricht schnell und bestimmt, im Idealfall spielt sie genau so auf dem Feld. Als Zuspielerin verteilt sie die Bälle, entscheidet darüber, wer im Angriff wann eingesetzt wird und achtet darauf, dass die Vorgaben des Trainers umgesetzt werden. Ein schlechter Tag von Elwassimy kann das Vilsbiburger Angriffsspiel lahmlegen, ihre Position ist ähnlich wie die des Spielmachers im Fußball. "Eine Schlüsselposition", sagt Trainer Kronseder und ergänzt: "Mona war im Training sehr präsent, hängt sich voll rein und ist schon lange in der Bundesliga dabei." Kurz gesagt: "Sie weiß, was zu tun ist." Deshalb ist sie nun Kapitänin.

Auch die EM-Zweite Kirsten Knip verstärkt jetzt die Raben

Gerade in den ersten Ligaspielen ist Elwassimys Routine gefragt. Die Roten Raben sind mit ihren vielen Zugängen noch nicht eingespielt. Aufgrund der Europameisterschaft und diverser Verletzungen war Vilsbiburg seit Trainingsstart die meiste Zeit unterbesetzt, Elwassimy indes war durchgehend dabei. "Teilweise standen wir in der Vorbereitung zu Fünft auf dem Feld", erzählt Kronseder. Nun könne man wieder Sechs gegen Sechs trainieren und an der Abstimmung feilen. Lediglich Matea Magdic (Daumen) und Emani Sims (Hüfte) fehlen noch bis Ende des Monats angeschlagen. Auch die EM-Starterinnen Sajdova und Lena Stigrot sind zurück, dazu kommt die erst vor zehn Tagen verpflichtete niederländische EM-Zweite Kirsten Knip.

Gegen Wiesbaden sei sein Team wegen der widrigen Vorbereitung jetzt Außenseiter, meint der Trainer. Der Gegner hat nicht so sehr unter EM-Abstellungen gelitten und ist traditionell sehr heimstark. "Vielleicht brauchen wir ein paar Spiele, um dort anzukommen, wo wir hinwollen", warnt Kronseder. "Aber wir denken mittelfristig - und da sind unsere Aussichten sehr gut." Vilsbiburg peilt die direkte Playoff-Qualifikation an, also einen Platz unter den ersten Sechs. Seit Kronseder in der kritischen Phase der vergangenen Saison den Trainerposten übernommen hat, hat sich viel zum Positiven verändert - von der Taktik bis zum Mannschaftsgefüge. "Das Team steht jetzt viel enger zusammen", sagt Elwassimy. "Die Stimmung ist gut, das ist enorm wichtig, wenn man fast täglich mehrere Stunden aufeinander sitzt."

Elwassimy selbst hat eine starke Konkurrentin an die Seite bekommen: Tess von Piekartz, mit 23 Jahren 40-fache niederländische Nationalspielerin. Durch ihre Verpflichtung ist die so wichtige Zuspielerposition doppelt besetzt, eine "taktische Wechselmöglichkeit", die Kronseder begrüßt. Während Elwassimy die Ruhigere und Abgeklärtere sei, würde von Piekartz auch mal zocken und mehr Risiko spielen, meint er: verschiedene Spielertypen für verschiedene Spielsituationen. Zum Saisonstart will Vilsbiburg allerdings keine Experimente wagen: Elwassimy ist als Führungsspielerin gesetzt.

"Ich habe ja auch den Altersvorteil auf meiner Seite", sagt die zwei Jahre ältere Mona Elwassimy, die aus einer Volleyball-Familie kommt. Vater, Mutter und ältere Schwester waren alle Volleyballprofis. "Und ich war bis jetzt immer das Küken", sagt sie und lacht.

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