Volleyball-Bundesliga:Aufsteiger ohne Geld

Eltmann muss einen Insolvenzantrag stellen. Nun wird geprüft, ob und wie der Spielbetrieb weitergeführt werden kann.

Von Sebastian Winter

Eltmanns Erstliga-Volleyballer müssen sich auf eine wenig besinnliche Weihnachtszeit einstellen. Aufgrund von Zahlungsunfähigkeit wird die Eltmann Volleys GmbH am kommenden Montag, einen Tag vor Heiligabend, beim Amtsgericht Bamberg Antrag auf Insolvenz stellen, wie der Klub am Freitag mitteilte: "Zusammen mit dem zu bestellenden Insolvenzverwalter und der Volleyball Bundesliga werden die Verantwortlichen an der Fortführung des Spielbetriebs arbeiten." Das an diesem Samstag in der Bamberger Brose Arena geplante Ligaspiel gegen die Bisons Bühl (19.30 Uhr) wird kurzfristig aus Kostengründen in die Georg-Schäfer-Halle nach Eltmann verlegt und dort zur selben Zeit stattfinden. Bereits gekaufte Tickets behalten dafür ihre Gültigkeit. Für die Spiele in Bamberg zahlt Eltmann dem Vernehmen nach jeweils einen niedrigen fünfstelligen Betrag.

"Das ist Mist", sagte Eltmanns Sprecher Manohar Faupel nicht nur bezüglich des nun unter schlechten Vorzeichen stehenden Heimspiels gegen seinen Ex-Klub Bühl: "Wir haben die Spieler am Donnerstag informiert, sie haben es mit Fassung getragen. Die Summe ist nicht klein, aber wir wollen am Spielbetrieb festhalten." Peter Knieling, Vorsitzender des Lizenzgebers VC Eltmann, sagt: "Wir wollen die Saison zu Ende spielen."

Was genau zur Zahlungsunfähigkeit des Aufsteigers geführt hat, ist noch nicht klar. Allerdings war der Umzug in die Bamberger Arena für Eltmann, dessen Etat verlässlichen Quellen zufolge rund 600 000 Euro beträgt, von Anfang an ein finanzieller Kraftakt. Ursprünglich waren nur vier von elf Heimspielen dort geplant, noch vor der Saison kündigte Eltmann dann an, alle Spiele in Bamberg austragen zu wollen. Dort hatten sie bislang aber nur gegen Berlin (2600 Zuschauer) einen ordentlichen Zuspruch, der offenbar größtenteils auch noch auf Freikarten basierte, wie die Mainpost unter Berufung auf Volleys-Geschäftsführer Jörg Fischbach berichtet. Anfang November wurde zudem der Japaner Shunsuke Watanabe als neuer Libero verpflichtet, weil Fabian Sagstetter als Faustball-Weltmeister und Quereinsteiger die Erwartungen nicht erfüllte. Mit Sagstetter handelte der Verein einen Aufhebungsvertrag aus. Diese Negativposten kommen noch hinzu.

Die Volleyball Bundesliga (VBL) wurde von Eltmanns Schritt völlig überrumpelt. "Im letzten turnusgemäßen Quartalsgespräch vom 31.10.2019 wurde durch den Verein keine wirtschaftliche Schieflage signalisiert", hieß es in einer VBL-Mitteilung vom Freitag. Es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass ein wichtiger Sponsor abgesprungen sei, sagt Daniel Sattler, der Vorsitzende des Lizenzierungsausschusses: "Das größte Dilemma ist, dass uns der Fall jetzt quasi vom Himmel fällt." Die Liga selbst drängt die Klubs zugleich in größere Hallen, um sich weiter zu professionalisieren.

Die VBL prüft nun mit Eltmann und dem Insolvenzverwalter, ob und wie der Spielbetrieb weitergeführt werden kann. Sanktionen von einer Geldstrafe über Punktabzug, Ausschluss von den Playoffs (wobei Eltmann derzeit ohnehin Letzter ist) bis hin zum Lizenzentzug sind denkbar. Die Unterfranken kennen das Prozedere: Nach der Saison 2008/09 musste die SG Eltmann Insolvenz anmelden, Knieling haftete damals selbst als Geschäftsführer. Dem Nachfolgeklub VC Franken wurde 2010 wegen finanzieller Probleme die Lizenz entzogen. Im Frühjahr 2016 meldete dann die VSG Coburg/Grub Insolvenz an. Es bleibt dabei: Erstliga-Volleyball hat in Franken einen schweren Stand.

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