Volleyball:Bob, der Baumeister

Volleyball: Lieber Trainer als Jurist: Thomas "Bob" Ranner gab sein Studium auch deshalb auf, weil er seine Zeit lieber an der Seitenlinie als im Paragrafendschungel verbringt.

Lieber Trainer als Jurist: Thomas "Bob" Ranner gab sein Studium auch deshalb auf, weil er seine Zeit lieber an der Seitenlinie als im Paragrafendschungel verbringt.

(Foto: Tom Bloch/Beautiful Sports/Imago)

Herrschings Erstliga-Volleyballer gehen mit sieben Zugängen in die neue Saison - und mit dem neuen Trainer Thomas Ranner, der an seinen Vorgänger und jetzigen Geschäftsführer Max Hauser berichtet. Schon diese Konstellation birgt einige Spannung.

Von Katrin Freiburghaus

Monarchen sind ja aktuell ein präsentes Thema. Anders als im Vereinigten Königreich steht auf dieser Position bei den WWK Volleys Herrsching für die kommende Bundesliga-Saison jedoch keine Veränderung an. Der König vom Ammersee, für den der Verein nach Aussage seines neuen Geschäftsführers Max Hauser mancherorts bekannter ist als für sein Team, war in einem bewegten Sommer eine der wenigen Konstanten. Davon abgesehen sei "fast alles neu", sagte Hauser am vergangenen Samstag anlässlich der Mannschaftspräsentation und fügte an: "Wir haben im Grunde einen Re-Start. Es fängt alles ein bisschen von vorne an, es ist richtig Aufbruchsstimmung zu spüren, und das freut mich sehr."

Sieben neue Spieler, darunter in Außenangreifer Thiago Vanole Nogueira Silva der erste Brasilianer in Herrsching, und die neue permanente Spielstätte im Münchner Audi Dome sind nur zwei dieser Veränderungen. Die womöglich zentralste Rolle bei der Umstrukturierung nimmt Hauser selbst ein. Der 38-Jährige, der das Team aus den Niederungen der Hobby-Ligen in die erste Bundesliga geführt und dort seit 2014 als Cheftrainer betreut hatte, hat im März die Geschäftsführung vom ausgeschiedenen Fritz Frömming übernommen - und versetzte sich im sportlichen Bereich als erste Amtshandlung ins zweite Glied. Er entschuldigte sich am Samstag prophylaktisch bei seinem neuen Chef an der Linie. Thomas Ranner habe "mit mir als Co-Trainer den härtesten Job der Welt", witzelte er.

Glaubt man Ranner, den in der Volleyballszene alle unter dem Vornamen Bob kennen, ist die Zusammenarbeit aber offenbar zumutbar. "Wir sitzen aktuell noch sehr viel zusammen, und das genieße ich sehr", sagte der 35-Jährige. Es sei von Anfang an geplant gewesen, Hauser auch im sportlichen Bereich weiter einzubinden, betonte Ranner, "sein Wissen und seine sportliche Kompetenz zu verlieren, obwohl er im Verein ist, wäre verrückt". Hauser sagte, er freue sich, künftig mehr Zeit darauf verwenden zu können, "Spieler individuell besser zu machen", er hoffe darauf, "dass wir uns da gegenseitig ergänzen". Ranner bleibt Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft. In derselben Position hatte er zuletzt zwei Jahre lang beim VfB Friedrichshafen unter Vertrag gestanden.

Der Vierjahresplan sieht vor, "ganz oben anzuklopfen und vielleicht Champions League zu spielen"

Das Angebot aus Herrsching habe ihn stolz gemacht, "Max hat das hier mit vielen anderen aufgebaut, und wenn er den Teil, den er am liebsten gemacht hat, an jemanden abgibt und ich das bin, nehme ich das erst mal als Kompliment". Ranner hatte auch seine von zahlreichen, zum Teil schweren Verletzungen geprägte Spielerkarriere 2015 in Herrsching beendet, danach aber zunächst auf ein Jurastudium gesetzt. Seine Trainertätigkeit diente anfangs der Finanzierung seines Studiums, bis sie immer mehr Zeit und Bedeutung einnahm und der Münchner schließlich feststellte, "dass ich kein Jurist, sondern Trainer sein will".

Während Hauser als mittelfristiges Ziel für die kommenden vier Jahre ausgab, "ganz oben anzuklopfen und vielleicht Champions League zu spielen", seien die Erwartungen für die kommende Saison in einer erneut geschrumpften Männerliga zunächst schwer in Platzierungen zu fassen. "Dieses Jahr wird eine Wundertüte", sagte er. Die Liga, die nach dem Ausschluss Frankfurts aus lediglich acht Teams und dem VCO Berlin besteht, sei extrem ausgeglichen, was dazu führe, "dass man sehr schnell sehr erfolgreich sein, aber auch sehr schnell viele Spiele in Folge verlieren kann". Darüber wird sich nun Ranner Gedanken machen, denn Hauser organisiert derzeit Shuttle-Busse und einen lokalen Ticketverkauf in Herrsching für die Heimspieltage in München, damit es neben dem König noch eine zweite Konstante gibt: den Zuspruch der Fans.

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