Volleyball:Auf die Ohren

VBL POV Allianz MTV Stuttgart vs NawaRo Straubing 20.03.21 Allianz MTV Stuttgart, Volleyball, Bundesliga, Damen, Saison; Jan-Bart van der Mark Trainer NawaRo Straubing Volleyball Bundesliga

Ziemlich konsterniert: Straubings neuer Cheftrainer Bart-Jan van der Mark.

(Foto: Tom Bloch/imago images/Beautiful Sports)

Straubings Frauen geben beim 0:3 gegen Münster einen ernüchternden Einstand in die Bundesliga-Saison.

Von Katrin Freiburghaus, München/Straubing

Die Zuschauer-Tribüne in Straubing war mit knapp 350 Zuschauern nicht voll besetzt. Trotzdem wirkte die Geräuschkulisse, die sich am Mittwochabend von dort aus aufbaute, fast unwirklich. Nach anderthalb Jahren Erstliga-Volleyball in leeren Hallen brauchte das Ohr eine Weile, um sich wieder daran zu gewöhnen, dass nicht jedes Quietschen der Schuhsohlen sekundenlang unter der zumindest für akustische Belange sehr hohen Hallendecke nachhallte. Nawaro Straubings fast komplett neu zusammengestelltes Team hatte den Saisonbeginn gegen Münster herbeigesehnt. Doch während die Freude über ein Bundesliga-Spiel vor heimischem Publikum den Abend überdauerte, setzte aus sportlicher Sicht Ernüchterung ein.

Zwar wehrten sich die Niederbayerinnen ausdauernd und boten Münster in der Defensive mit aufopferungsvollem Einsatz 80 Minuten lang Paroli, nur gibt es im Volleyball fürs Durchhalten eben keine Punkte. "Wir haben gekämpft und das als Team gemeinsam durchgezogen, aber wir hatten leider Schwierigkeiten, selber die Punkte zu machen", fasste Straubings neuer Chef-Trainer Bart-Jan van der Mark die wesentliche Erkenntnis der Partie zusammen. Magere 26 Prozent Erfolgsquote im Angriff resultierten in einem deutlichen 0:3 (19:25, 18:25, 16:25).

Im ersten Durchgang war es noch ein Schlagabtausch auf Augenhöhe, in dem Straubing zur Satzmitte sogar führte (13:11), dann aber zu viele Eigenfehler produzierte und die eigenen Angriffe nicht mehr konzentriert zu Ende spielte. In den folgenden beiden Sätzen setzten sich die Gäste jeweils früh uneinholbar ab (11:19; 13:23) und enthüllten damit ein Grundproblem des ersten Auftritts der Straubingerinnen: Die waren mit dem erklärten Ziel gestartet, ihren Auftakt zu gewinnen, und wirkten insbesondere in den Spielphasen, in denen das möglich schien, verkrampft bis "verspannt", wie es van der Mark formulierte. "Wir machen insgesamt 23 Eigenfehler und schlagen dann noch ordentlich Bälle in den Block", analysierte er, "wir geben also fast anderthalb Sätze durch eigene Fehler und unnötige Punkte für den Gegner weg, da kommt dann irgendwann Unsicherheit hinzu."

Die ungewohnte Unterstützung der Fans erzeugt laut Trainer van der Mark "zu viel Spannung" bei seiner Mannschaft

Immer wenn die Sätze im Grunde verloren waren, blitzte dagegen auf, was der Coach im Training offenbar bereits wiederholt beobachtet hatte - entsprechend enttäuscht war er darüber, dass die Heimkulisse sein Team nicht wie erhofft beflügelt hatte. "Wir haben uns riesig gefreut, dass wir wieder vor Publikum spielen können", sagte er, "aber links und rechts war dann vielleicht doch noch ein bisschen zu viel Spannung drauf, so dass wir das, was wir im Training können, nicht aufs Feld bekommen haben."

Auf der anderen Netzseite lief ausgerechnet Diagonalangreiferin Iris Scholten, ehemals Straubing, zu großer Form auf. Sie versenkte allein mehr Angriffe (13) als Straubings halbe Mannschaft zusammen. Während der durchschnittlich vier Versuche, die das Team aus Niederbayern für einen Punktgewinn benötigte, kam ihm Münster zu häufig zuvor. Es war aber nicht allein fehlende Aggressivität, wie van der Mark betonte. Er habe am Mittwoch "von einem Ende des Spektrums zum anderen" alles gesehen: "Von zu viel wollen bis zu vorsichtig sein". Die Mannschaft müsse eine Balance zwischen diesen beiden Extremen finden, "und das kostet Zeit".

Davon gibt es zunächst allerdings wenig, bereits am Donnerstag bestieg das Team den Bus zum Auswärtsspiel beim SC Potsdam. Van der Mark bekümmerte das nicht. Anders als Münster ist Potsdam als zuletzt konstanter Bestandteil des Spitzenquartetts kein direkter Konkurrent um die Qualifikation für die Playoffs. "Uns helfen momentan weniger Spannung und mehr Ruhe", sagte van der Mark, und fügte hinzu: "Dafür ist ein Gegner wie Potsdam eine gute Lösung, denn die Erwartungen nach unserem Münster-Spiel sind, dass das ein klares 3:0 für Potsdam wird." Der "Großteil vom Druck" sei vom Team abgefallen und liege nun beim Gegner aus Brandenburg. Wie entscheidend das sein kann, wusste nach dem ersten Spieltag wohl niemand besser zu beurteilen als er.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: