Volleyball:Pädagogisches Potenzial

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„Wir haben aus unseren Möglichkeiten weniger rausgeholt und sie eingeladen“: Dachaus Topscorer Simon Gallas. (Foto: Jenni Maul/Eibner/Imago)

Dachaus Volleyballer verpassen im Heimspiel gegen Freiburg die Chance, sich in der Tabelle von den Nicht-Playoff-Plätzen abzusetzen – am Dienstag gibt es beim Derby in Unterhaching die nächste.

Von Katrin Freiburghaus, Dachau

Erwartungsgemäß mochte am Samstagabend in Dachau niemand über die Tabelle sprechen: zu früh, zu schief, zu aussagefrei, und das stimmte im Grunde. Nach der Hälfte der Hinrunde sagt das Klassement der Volleyball-Bundesliga tatsächlich noch relativ wenig über die Kräfteverhältnisse in der Liga aus. Im qualitativ zweigeteilten Teilnehmerfeld spielt es eine entscheidende Rolle, welche Gegner einem der Spielplan bisher zugedacht hat. Dennoch wäre es blauäugig, zu glauben, Dachaus Volleyballer wären nach ihrem guten Saisonstart mit neun Punkten aus fünf Spielen nicht mit der Hoffnung in die Partie gegen den Sechsten Freiburg gegangen, ihn überholen zu können.

Diese Hoffnung zerstob auf dem Feld allerdings ziemlich zügig, weil die Gäste von Anfang an das zupackendere Team waren. „Wir haben heute spielen können, wie wir gespielt haben“, sagte Freiburgs Zuspieler Fabian Hosch nach dem klaren 3:0 seines Teams und meinte damit: Dachau hatte es zugelassen. Das sah auch Dachaus erfolgreichster Angreifer Simon Gallas (14 Punkte) so: „Wir haben aus unseren Möglichkeiten weniger rausgeholt und sie eingeladen. Manchmal hat es sich angefühlt, als wären die hier zu Hause.“ Das sei „unnötig“ gewesen, fügte der Diagonalangreifer hinzu.

Dieser Analyse schloss sich sein Trainer Patrick Steuerwald an. „Wir haben nicht schlecht gespielt, aber auch nicht gut“, sagte er. Das sei kein Drama, aber gegen Freiburg, für das nun fünf Erfolge aus sechs Spielen zu Buche stehen, habe das nicht gereicht. Bereits in der Trainingswoche habe sich abgezeichnet, „dass fünf, zehn Prozent an Einsatz und Bereitschaft gefehlt“ hätten. Der Spielverlauf spiegelte das. Dachau war nicht schlechter, sondern versäumte es lediglich immer wieder nachzusetzen. Eine relativ aussagekräftige Kategorie für beherztes Nachsetzen sind die Breakpunkte eines Teams: Dachau brauchte im Schnitt etwa vier Aufschläge, um einen Punktgewinn mit einem weiteren zu veredeln, Freiburg lediglich drei.

Das ist keine neue Information für Dachau, genau für diese Punkte verpflichteten sie im Sommer ja den 25-jährigen US-Amerikaner Matthew Slivinski im Außenangriff. Der aber fehlte gegen Freiburg wegen Schmerzen in der Schulter – und Dachau der Druck im zweiten und dritten Aufschlag. „Er ist für uns ein zentraler Spieler, weil er diese Aufschläge eben macht und die anderen da erst noch hinkommen müssen“, sagte Steuerwald. Vor diesem Hintergrund hatte die Niederlage aus seiner Sicht durchaus pädagogisches Potenzial. „Solche Drucksituationen kann man nicht simulieren, genau deshalb sind wir doch hier“, sagte er, „wir brauchen gute Gegner, um besser zu werden. Denn wenn du damit durchkommst, dass du okay spielst, geht es nicht voran.“ Dass die Mannschaften in der unteren Hälfte der Tabelle im Vergleich zur Vorsaison deutlich aufgeholt haben, sei der beste Beweis dafür.

Außenangreifer Slivinski wird in Unterhaching sehr wahrscheinlich erneut fehlen

Vor anderthalb Jahren war die bedrohlich geschrumpfte Liga mit vier Aufsteigern – darunter Dachau und Freiburg – aufgefüllt worden, um die Teams unter Erstligabedingungen den Anschluss schaffen zu lassen. Während den sechs Topteams im ersten Jahr noch oft die zweite Sechs gegen die Aufsteiger genügt hatte, setzten die Neuen in der laufenden Saison bereits früh Nadelstiche. „Wir sind da als Liga auf einem guten Weg, genauso muss das weitergehen“, sagte Steuerwald.

Auch Dachau erspielte sich bereits Punkte, „die wir nicht unbedingt erwartet hätten“, sagte der 38-Jährige, fügte jedoch hinzu: „Wenn wir die jetzt aber woanders liegen lassen, bringen sie uns gar nichts.“ Entsprechend wichtig ist das Münchner S-Bahn-Derby in Unterhaching am Dienstag, bei dem die Dachauer die nächste Chance für einen tabellarischen Breakpunkt bekommen: Mit einem Erfolg könnten sie ein solides Polster zwischen sich und die ersten Nicht-Playoff-Plätze bringen. Slivinski allerdings wird sehr wahrscheinlich erneut fehlen. Das schränke die Optionen zwar ein, gab Steuerwald zu, betonte aber: „Mit einem guten Spiel hätten wir auch gegen Freiburg etwas holen können.“

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