Volleyball:Alles oder nichts gegen Frankreich

Bulgarien - Deutschland

Jetzt wird wieder in die Backen geblasen: Denis Kaliberda glänzte defensiv und offensiv.

(Foto: Andreas Gora/dpa)

Die deutschen Volleyballer ziehen bei der Olympiaqualifikation in Berlin ins Finale ein.

Von Sebastian Winter, Berlin/München

Georg Grozers leicht gezerrte Wade hielt. Das war die zweitwichtigste Erkenntnis für die deutschen Volleyballer am Donnerstagabend. Die wichtigste: Sie haben bei ihrem heimischen Olympia-Qualifikationsturnier in der Berliner Max-Schmeling-Halle vor 4300 Zuschauern durch einen 3:1 (25:20, 25:23, 20:25, 25:23)-Erfolg gegen Bulgarien das Finale erreicht. An diesem Freitag (20.10 Uhr/ Sport 1) treffen sie dort auf Frankreich, das den EM-Zweiten Slowenien nach einem 0:2-Satzrückstand noch mit 3:2 besiegte. Für Hauptangreifer Grozer und Co. geht es nun um alles oder nichts, denn nur der Sieger des Achterturniers erhält das Ticket für die Sommerspiele in Tokio.

Zwei Sätze lang spielen die Deutschen glänzend - dann wird es noch einmal eng

Bei dem anfangs fast schon lässig herausgespielten Viersatzerfolg gegen den Überraschungs-Halbfinalisten Bulgarien, der wie die Deutschen von der ersten Olympia-Teilnahme seit 2012 träumte, gelang Grozer beim 10:6 im ersten Satz ein erstes Ausrufezeichen. Sein 120 Km/h schneller, longline geschlagener Angriff prallte direkt auf den Kopf eines bulgarischen Abwehrspielers. Grozer, der Verursacher des Schädelbrummens, ging danach direkt zum Gegner und entschuldigte sich fair.

Kompromisslos waren die DVV-Spieler aber auch weiterhin: cleverer im Zuspiel, wuchtiger im Angriff, zupackender im Block - und sie strahlten das weitaus größere Selbstbewusstsein aus. Das sah man auch beim Satzball: Lukas Kampa, der Stratege und Kapitän der Deutschen, spielte den Ball nicht zu seinen Angreifern, sondern stopfte ihn überraschend selbst ins Feld der Bulgaren.

Danach drohte der Mannschaft um Star-Angreifer Tsvetan Sokolov ein Debakel. 8:12 lag sie hinten, als Grozer ein Einerblock gelang, Denis Kaliberda danach ein Ass und Marcus Böhme im Anschluss erst ein Monsterblock und noch ein Angriffspunkt zum 15:8. Doch die Mannschaft von Bundestrainer Andrea Giani ließ Bulgarien wieder herankommen. Nachdem auch ihr Libero Markus Steuerwald einen Angriff ins Gesicht bekommen hatte und ausgewechselt wurde, wackelte die Annahme kurzzeitig. Aber Grozer verwandelte einen Angriff zum 24:22, bevor Kampa dem erst 21 Jahre alten Mittelblocker Tobias Krick das Vertrauen schenkte - sein Schnellangriff knallte zur 2:0-Satzführung für die Deutschen ins gegnerische Feld. Im dritten Satz gönnte sich das Team von Bundestrainer Andrea Giani eine spielerische Pause, es machte schlichtweg zu viele Fehler gegen die stärker werdenden Bulgaren. Doch danach behielt es seine Nerven im Griff: Grozer, wer sonst, verwandelte den Matchball mit seinem Angriff.

Knapp 600 Kilometer westlich von Berlin bewegen sich die deutschen Frauen unterdessen in Apeldoorn erfolgreich auf den Spuren der Männer. Denn durch den 3:1-Sieg gegen Belgien und den überraschenden Auftakterfolg gegen den EM-Zweiten Türkei hat die DVV-Auswahl im Olympia-Qualifikationsturnier in den Niederlanden das Halbfinale schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Kroatien am Freitag (13.30 Uhr) erreicht. Der Einzug in die Runde der letzten Vier ist wie bei den Männern allenfalls das Zwischenziel. Denn wie in Berlin qualifiziert sich auch in den Niederlanden nur der Sieger für Tokio. Gegen Belgien gingen drei Sätze in die Verlängerung. Zwei gewann die von den starken Angreiferinnen Louisa Lippmann und Hanna Orthmann angeführten "Schmetterlinge", wie sich die deutschen Frauen nennen, nervenstark; außerdem die wichtigen, umkämpften Ballwechsel - und am Ende das auch mental anstrengende Duell.

"Wir brauchen den Donnerstag als Ruhetag. Es war ein unglaublich intensives Spiel", sagte Felix Koslowski. Die Sehnsucht sei groß, wieder bei Olympischen Spielen anzutreten, hatte der Bundestrainer schon vor dem Turnier gesagt. Auch weil weder er selbst noch seine Spielerinnen dieses Erlebnis je hatten. 2004 in Athen waren die deutschen Frauen zum letzten Mal dabei.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: