Vizepräsident des Tennisbundes:Alle gegen Steeb

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"Wirtschaftliche Probleme": Der frühere Tennisprofi Carl-Uwe Steeb (Foto: imago sportfotodienst)

Carl-Uwe Steeb war von Anfang an umstritten, nach der Insolvenz seiner Firma ist er nun offenbar untragbar geworden: Die Chefs der Landesverbände wenden sich nach SZ-Informationen gegen den Vizepräsidenten des Tennisbundes. Doch das ist nicht der einzige Ärger, der Steeb droht.

Von Michael Neudecker

Karl-Georg Altenburg war am Dienstag schwer erreichbar, er ist in London, aus beruflichen Gründen, Altenburg ist Deutschland-Geschäftsführer der Bank J.P. Morgan. Er ist aber auch ehrenamtlicher Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB), und die Konflikte im Zeitmanagement, die diese Aufteilung mit sich bringt, sind dieser Tage eben besonders schwierig: Es gibt mal wieder ein Problem, das der Verbandspräsident Altenburg lösen soll. Das jedenfalls verlangen wohl die von ihm, die ihn gewählt haben.

Am vergangenen Wochenende fand in Frankfurt die 65. Mitgliederversammlung des größten Tennisverbandes der Welt statt, auch der Bundesausschuss tagte. Der Bundesausschuss des DTB setzt sich aus den Präsidenten der 18 Landesverbände zusammen, seine Sitzungen finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. In Frankfurt gab es am Samstag zwei Sitzungen: eine interne vormittags, eine offizielle nachmittags.

Bei der offiziellen war auch das DTB-Präsidium anwesend, bei der internen nur die Vertreter der 18 Landesverbände. Es ging in beiden Sitzungen unter anderem um Carl-Uwe Steeb, den Vizepräsidenten des DTB, zuständig für das Ressort Spitzensport und Ausbildung.

Robert Hampe, Präsident des westfälischen Landesverbandes und Sprecher des Bundesausschusses, sagt, er habe in der offiziellen Sitzung eine Botschaft an Altenburg überbracht: "Wir haben das Präsidium beauftragt, die Personalie Steeb zu überdenken", sagt Hampe am Dienstag zur SZ . Das sei "auf der internen Sitzung einstimmig so entschieden worden". Die Landesfürsten stimmten offenbar ab, ob Steeb Vizepräsident bleiben solle, das Ergebnis war wohl recht eindeutig: 18 zu 0 gegen Steeb.

Hampe betont, es sei mit dem Auftrag "nicht zwingend der Rücktritt" gemeint. Vielmehr solle das Präsidium "eine Lösung präsentieren". Ob es nach so einem Votum eine Alternative zum Rücktritt gibt, darf man allerdings bezweifeln.

Hintergrund für den Wunsch des Gremiums, über eine Zukunft mit oder ohne Steeb nachzudenken, seien Steebs "wirtschaftliche Probleme", wie Hampe sagt. Steebs 2009 gegründete GmbH meldete vor rund drei Monaten Insolvenz an. Im Mai hatte die Charly Steeb GmbH erstmals das Münchner ATP-Turnier ausgerichtet, Steeb hatte die Anlage dafür an manchen Stellen umbauen lassen, etwa wurde eine Brücke errichtet, die einen Übergang von den Logen zum VIP-Bereich ermöglichte.

All das dürfte kostspielig gewesen sein - nach SZ-Informationen hinterlässt die Charly Steeb GmbH Verbindlichkeiten in Höhe von mehreren hunderttausend Euro. Das Insolvenzverfahren läuft derzeit.

Steeb sagt auf SZ-Nachfrage, er könne dazu nur wenig sagen. Nur so viel: Sein Insolvenzverfahren sei gewiss ein Thema, "aber es läuft noch, so dass momentan keine weiteren Schlüsse daraus gezogen werden können". Und: "Grundsätzlich mache ich mir aber natürlich schon seit mehreren Wochen Gedanken, inwiefern mein Ehrenamt mit womöglichen künftigen Aufgaben vereinbar ist, das ist aber vor allem eine zeitliche Frage." Dass das Präsidium einen Auftrag erhalten habe, sich mit seiner Zukunft als Vizepräsident auseinanderzusetzen, sei "schlichtweg falsch".

Auch DTB-Präsident Altenburg lässt während einer Sitzungspause aus London ausrichten: "Es gibt keine entsprechende Aufforderung des Bundesausschusses."

Gerade Altenburgs offizielle Formulierung macht den Fall nun zwar kurios, die Sachlage aber dürfte das kaum ändern. In der Frage, wie mit einem Vizepräsidenten umgegangen werden soll, gegen dessen im Tennissport tätige GmbH ein Insolvenzverfahren läuft, haben sich die Landesfürsten offenbar eindeutig positioniert. Zumal Steeb wohl zusätzliches Ungemach droht: Nach SZ-Informationen erwägen einzelne Gläubiger rechtliche Schritte.

Der frühere Tennisprofi Steeb, der von 1999 bis 2001 Kapitän des Davis-Cup-Teams war, ist im November 2011 gemeinsam mit Altenburg in das neue Präsidium des DTB gewählt worden. Durch seinen prominenten Namen und seine Kontakte in die Tenniswelt sollte er die direkte Verbindung des Präsidiums zum Sport darstellen, allerdings war Steeb von Anfang an nicht ganz unumstritten.

Vor allem mögliche Interessenskonflikte wurden Steeb angelastet: Unter anderem ist er Tennis-Sublizenzhalter der Bekleidungsfirma Fila, die er offenbar dem DTB als Sponsor vermitteln wollte; selbst im Verband soll die Tatsache, dass es nach außen hin wirken könnte, als säße da ein ehrenamtlich Tätiger gleichzeitig auf beiden Seiten des Verhandlungstisches, für Irritation gesorgt haben.

Zudem kooperiert Steeb seit Januar 2011 mit der Sportmarkenfirma Lagardere Unlimited, die auch mehrere Tennisprofis vermarktet, darunter den Franzosen Gaël Monfils. Als beim Münchner Turnier in diesem Jahr nicht der junge Deutsche Matthias Bachinger eine Wild Card erhielt, sondern Monfils, beklagte sich Bachinger öffentlich, das ganze sei wohl "eine politische Entscheidung" gewesen.

Steeb selbst hat die Interessenskollisionen stets bestritten: Er könne in seinem Einsatz für das Wohl des Tennissports ja nicht seine beruflichen Aufgaben ruhen lassen. Die Frage, ob es sich in Steebs Fall tatsächlich um Interessenskonflikte handelt oder womöglich um hilfreiche Synergien, wurde im Umfeld des DTB immer wieder kontrovers diskutiert. Nun sieht es so aus, als könnte sich das Thema bald von selbst erledigen.

© SZ vom 13.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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