Süddeutsche Zeitung

Viktoria Rebensburg vor der Ski-WM:"Das ist doch eine coole Ausgangssituation"

Zum Start der Ski-WM im schwedischen Are spricht Viktoria Rebensburg über ihre Chancen im Super-G und die Kunst, verlieren zu lernen.

Von Johannes Knuth, Are

Die Generalproben gingen zuletzt noch ziemlich daneben: Beim Riesenslalom in Maribor und beim Super-G in Garmisch kam Viktoria Rebensburg nicht einmal ins Ziel. Aber so ist die 29-Jährige in diesen Tagen halt in der Verfolgerrolle zur Alpin-WM nach Åre gereist, und bei Großereignissen hat Rebensburg aus dieser Position immer mal wieder die Favoriten überrumpelt. Bei Olympia 2010 gewann sie den Riesenslalom, obwohl sie vorher noch nie im Weltcup reüssierte, bei der WM 2015 erstand sie eine Silbermedaille in ihrer Lieblingsdisziplin.

In Are bietet sich nun gleich zum Auftakt am Dienstag eine passable Chance, im Super-G der Frauen am Dienstag. "Ich nehme jetzt erst mal die Position der Jägerin ein", sagt Rebensburg im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, "und das ist doch eine coole Ausgangssituation."

"Ich habe mich fast wie ein anderer Athlet gefühlt"

Aber das ist nicht der einzige Grund, warum Rebensburg der WM im schwedischen Skiresort mit großer Vorfreude entgegenblickt. Es war die WM in Are vor zwölf Jahren, Rebensburg wurde nachnominiert, als "sehr junge, wilde, unbekümmerte Athletin", wie sie sich erinnert. Die damals 17-Jährige wurde später Achte im Riesenslalom, es war ein Lichtblick einer ansonsten eher düsteren WM für den deutschen Verband, und in den kommenden Jahren sollte Rebensburg auf dieser Welle der Unbeschwertheit noch zu einigen Erfolgen reiten.

Zum Olympiasieg 2010 natürlich, dem einen oder anderen Weltcuperfolg - bis es dann irgendwann nicht mehr so munter weiterging, weil sich Rebensburg verletzte oder von einer Krankheit in die nächste stolperte. "Ich bin sehr jung schon erfolgreich gewesen, von daher war das für mich erst mal der ganz normale Zustand", erinnert sie sich. Das Verlieren, "das habe ich schon lernen müssen".

Niederlagen sind in Wahrheit eine grausame Sache, es ist eher zu bezweifeln, dass man an ihnen wachsen kann, auch als Sportler. Aber Rebensburg beteuert, dass sie für die schweren Momente in ihrem Sportlerleben heute sehr dankbar ist. Die WM vor zwei Jahren in St. Moritz, als sie Vierte wurde im Super-G und im Riesenslalom ausschied, habe ihr schlaflose Nächte beschert, doch sie sei danach auch gezwungen gewesen, ihr Tun ausgiebig zu hinterfragen. "Und dann bin ich letzte Saison wieder aufgestanden", sagt sie, "ich habe mich fast wie ein anderer Athlet gefühlt." Einer, der die "grundlegenden Dinge" des Sports mehr schätze, vor allem die Freude am Skifahren, im Grunde sei das wie vor zwölf Jahren - als Rebensburg bei ihrem WM-Debüt wie eine "Rennsemmel" zu Platz acht stürmte.

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