Viertelfinale der Champions League:Auf der Suche nach dem guten Gefühl

Manchester United - FC Bayern München

Franck Ribery und Manchestes Nemanja Vidic könnten sich auch diesmal wieder begegnen.

(Foto: dpa)

Der FC Bayern blickt dem Viertelfinale gegen Manchester United betont uneuphorisch entgegen. Der Titelverteidiger ist Favorit und hofft auf ein paar besondere europäische Momente - beim BVB hält sich die Vorfreude auf ein erneutes Duell gegen Real Madrid in Grenzen.

Von Benedikt Warmbrunn

Es wird jetzt auf die guten Tage ankommen. Auf gute Tage, an denen niemand besser ist, und auf gute Tage, die nicht ermöglicht werden dürfen. Am besten wären gute Tage, die sehr gute Tage sind. Der Freitag, so fängt die Geschichte an, war für Thomas Müller ein guter Tag: Spielfreudig, mit Ballgefühl, treffsicher, er wollte überhaupt nicht aufhören. Der Freitag war für Müller ein guter Tag, weil er Tischtennis spielen durfte. Und das Los für das Viertelfinale in der Champions League, das half auf jeden Fall auch, dass dieser Freitag ein guter Tag geblieben ist.

Manchester United also. "Vor der Auslosung war da kein Gegner dabei, den ich mit Kusshand genommen hätte", sagte Müller am Freitagmittag, er wollte nicht respektlos klingen oder gar überheblich, "ob es Losglück war, wird man hinterher sehen." Zwischen den Beinen versteckte er Tischtennisball und Tischtennisschläger.

Sie haben sich beim FC Bayern in den Minuten nach der Auslosung sehr bemüht, nicht allzu euphorisch zu klingen angesichts des Gegners, viele lobende Worte sagten sie über Manchester United: erfahrene Mannschaft, individuell starke Einzelspieler, einzigartige Atmosphäre im Stadion Old Trafford, das waren die Sätze des Respekts. Besonders auffällig uneuphorisch war Sportchef Matthias Sammer.

Manchester United steht in der Premier League auf dem siebten Platz, nach 27 Jahren unter dem Trainer Sir Alex Ferguson bangt die Mannschaft unter Nachfolger David Moyes sogar um die Qualifikation für die Europa League. Im Achtelfinale der Champions League verlor Manchester im Hinspiel 0:2 in Piräus, das Rückspiel gewann man 3:0.

Dreimal traf der Niederländer Robin van Persie - einer der wenigen aktuellen Weltklassekicker im Team, der im Viertelfinale wegen einer Verstauchung des Kniegelenks aber nicht spielen kann, er fällt vier bis sechs Wochen aus. Sammer hatte in die TV-Übertragung "sehr lange reingeschaut", seine knappe Zusammenfassung: "Boah." Bei diesem 3:0 gegen Piräus, sagte er, "war zu sehen, dass diese Mannschaft an einem guten Tag auf allerhöchstem Niveau mitspielen kann". Um das Halbfinale zu erreichen, fordert Sammer daher: "Wir sollten nicht zulassen, dass sie gegen uns zwei gute Tage haben."

Der FC Bayern wird, sofern das Team nicht drei ausgesprochen schlechte Tage erwischt, bereits vor dem Hinspiel am 1. April in Manchester die deutsche Meisterschaft gewonnen haben, womöglich bereits an diesem Samstag in Mainz. "Die zentrale Botschaft" für die Bundesliga und auch jede einzelne Trainingseinheit, sagte Sammer, "lautet Rhythmus". Für den DFB-Pokal. Für das Viertelfinale der Champions League. Auch schon für das Halbfinale?

"Wir sind ein ganz großer Favorit"

Zaghaft gab Sammer seine Zurückhaltung auf. "Vielleicht sind wir in der favorisierten Stellung." 2010 hatte der FC Bayern zuletzt gegen Manchester United gespielt, ebenfalls im Viertelfinale. In Erinnerung geblieben ist ein Tor von Arjen Robben nach einer Ecke von Franck Ribery. Und dass die Bayern danach bis ins Finale kamen. Philipp Lahm, der Kapitän, war damals dabei, er immerhin wollte am Freitag nicht unnötig bescheiden sein: "Wir sind der Titelverteidiger, deshalb sind wir auch ein ganz großer Favorit auf den Titel."

Manchester United und der FC Bayern, das klingt auch 15 Jahre nach der brutalen Münchner Finalniederlage (1:2) nach Klassiker - und es waren am Freitag die beiden letzten Kugeln im Topf. Die schwersten Gegner waren da schon anderen zugelost - Borussia Dortmund zum Beispiel. Der Finalgegner des Vorjahres braucht definitiv zwei gute Tage, um das Halbfinale zu erreichen. Am besten wären gleich zwei sehr gute Tage. Dortmund trifft auf Real Madrid.

Mal wieder, denn in der vergangenen Saison spielte Dortmund viermal gegen Real: zwei Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage. In Erinnerung geblieben sind vor allem die vier Tore von Robert Lewandowski im Halbfinal-Hinspiel. Im ersten Viertelfinale am 2. April in Madrid fehlt Lewandowski nun allerdings, er ist gesperrt. "Wenn er im Rückspiel wieder vier Tore macht, ist alles in Ordnung", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Er weiß aber, dass es mehr braucht als einen sehr guten Tag von Lewandowski.

Real Madrid zählt in dieser Saison zu den stärksten Mannschaften Europas, im Achtelfinale besiegten sie die Schalker zweimal, eigentlich deklassierten sie sie. Die Spiele endeten 6:1 und 3:1. Unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti führt das Team auch die Tabelle der Primera División an, mit drei Punkten Vorsprung vor dem Stadtrivalen Atletico. Am Sonntag (21 Uhr) steigt der Clásico, Real gegen den Drittplatzierten Barcelona. Real ist nach vielen Jahren erstmals wieder der Favorit.

Niemand in Dortmund war daher angesichts des Loses auffällig uneuphorisch. Stattdessen sprach Watzke von der "höchsten Hürde", die es zurzeit im europäischen Fußball gebe, vorsichtshalber lobte er "schon jetzt eine herausragende Leistung" des BVB. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp muss seit Monaten immer wieder auf verletzte Spieler verzichten, es sind andere Voraussetzungen als im Halbfinale der vergangenen Saison.

"Madrid ist noch stärker geworden, auch personell", sagte Sportdirektor Michael Zorc. "Gut ist, dass wir zuerst auswärts antreten. Das werden zwei Fußball-Festtage, auf die wir uns sehr freuen." Und Fußball-Festtage sind sowieso immer gute Tage.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: