Pius Paschke pustete tief durch und streckte unter dem Jubel der Weltrekord-Kulisse die Faust in den Oberstdorfer Himmel. Der große deutsche Hoffnungsträger ist gut in die 73. Vierschanzentournee gestartet und scheint nach Platz sechs in der ersten Qualifikation gerüstet für die Jagd nach dem Goldadler. Nach einer großen Quali-Party der erstaunlichen Österreicher geht Paschke aber nicht als Topfavorit in den Wettkampf am Sonntag - gleich fünf Austria-Adler lagen am Samstag vorne.
„Ich bin hier im Training schwer reingekommen, aber dann habe ich es gut umgesetzt, das war cool. Ich bin absolut zufrieden und total fit“, sagte Paschke. Vor dem ersten Wettkampf am Sonntag (16.30 Uhr/Liveticker SZ.de) liegt der 34-Jährige wieder auf Kurs.Weil der Seriensieger der ersten Saisonwochen nämlich zuletzt bei der Generalprobe in Engelberg schwächelte, war auch Bundestrainer Stefan Horngacher spürbar erleichtert: „Das war absolut wichtig für Pius. Er war schon ein wenig angespannt, jetzt weiß er, dass es geht.“

Vierschanzentournee:Lauter Österreicher, die Paschke schlagen wollen
Einige Routiniers, ein Talent - und gleich drei Springer aus dem Nachbarland: Sechs Kurzporträts der größten Konkurrenten von Pius Paschke bei der Vierschanzentournee.
Vor 16 500 Fans am Schattenberg - so viele wie noch nie bei einer Qualifikation - sprang Weltcup-Spitzenreiter Paschke auf 139,0 m (154,9 Punkte). Gut, aber (noch) nicht so überragend wie bei seinen fünf Saisonsiegen in den ersten acht Springen. Gut, aber auch gut genug, um es mit den brutal dominierenden Österreichern aufzunehmen? Dahinter steht ein dickes Fragezeichen.„Wir waren vergangenes Jahr schon stark, aber das ist nicht in Worte zu fassen. Unglaublich“, sagte Daniel Tschofenig, der die Vorausscheidung vor vier Landsleuten gewann.
Der 22-Jährige setzte sich mit 141,5 m (167,5 Punkte) vor Stefan Kraft (164,8), 2015 letzter Tourneesieger aus Österreich, und Michael Hayböck (162,3) durch. Vor Paschke landeten auch Jan Hörl und Maximilian Ortner. Hinter Paschke zeigten sich die weiteren DSV-Adler bedingt angriffsbereit. Der Oberstdorfer Lokalmatador Karl Geiger, der vor vier Jahren auf seiner Heimschanze gewonnen hatte, überzeugte mit Platz neun. „Ich bin realistisch, für mich ist ein Top-10-Ergebnis im Moment sehr gut“, sagte Geiger. Vorjahressieger Andreas Wellinger hatte als 13. noch einige Luft nach oben. „Es sind Kleinigkeiten, die fehlen. Ich bin zuversichtlich und entspannt“, sagte der zweimalige Olympiasieger.
Stephan Leyhe (33.) und Philipp Raimund (39.), die sich im Kampf um die verbleibenden Startplätze im deutschen Team gegen Ex-Weltmeister Markus Eisenbichler durchgesetzt hatten, qualifizierten sich glanzlos. Auch Youngster Adrian Tittel (45.) ist am Sonntag dabei. Nicht nur dabei, sondern mittendrin und bestenfalls ganz vorne soll dann Paschke sein. Der Routinier war in den ersten Saisonwochen von Sieg zu Sieg geeilt, so gut gestartet wie noch nie ein DSV-Adler in einer Weltcupsaison.
Kurz vor der Tournee hatte Paschke einen leichten Leistungsknick
Doch ausgerechnet kurz vor der Tournee gab es einen leichten Knick: Paschke war erkältet, bei der Generalprobe in Engelberg langte es nur zu Platz zehn und 18. „Alles ist wieder gut“, versicherte Paschke am Freitag - doch nun machen andere den besseren Eindruck. Nun heißt es für Paschke am Sonntag, zumindest eine gute Ausgangsposition herauszuspringen, um sich für Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6.) alle (Sieg-)Optionen offenzuhalten.