Vierschanzentournee in Garmisch:Paschke verliert den Anschluss

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Pius Paschke landete in Garmisch nur auf Platz neun. (Foto: Matthias Schrader/AP)

Die Vierschanzentournee bleibt auch in Garmisch-Partenkirchen fest in der Hand der Österreicher: Daniel Tschofenig gewinnt und übernimmt die Führung in der Gesamtwertung. Pius Paschke hat nach seinem neunten Platz kaum noch Chancen auf den Tourneesieg.

Von Volker Kreisl, Garmisch-Partenkirchen

Der Wind tat noch einmal alles, was er tun konnte. Rechtzeitig vor dem zweiten Sprung von Pius Paschke drehte er in eine Richtung, die für die Athleten erheblich komfortabler ist. Und dann tat auch der 34-jährige deutsche Vorzeigespringer dieses Winters noch einmal alles, was er tun konnte. Er zeigte einen wahrlich vorzüglichen Versuch und flog auf stolze 143,5 Meter herunter – und damit weiter als alle anderen Konkurrenten im zweiten Durchgang des Neujahrsspringens von Garmisch-Partenkirchen. Doch dieser Vortrag half ihm da auch nicht mehr viel.

Denn vor diesem schönen zweiten hatte es bereits einen verflixten ersten Sprung gegeben. Auf lediglich 129 Meter war Paschke da gekommen. In der Kombination reichte es nur zu Tagesplatz neun, und vor allem handelte er sich damit einen ordentlichen Rückstand in der Gesamtwertung ein. 25 Punkte liegt er als Sechster zur Tournee-Halbzeit nun hinter dem Spitzenreiter Daniel Tschofenig (Österreich), der sich zugleich in Garmisch den Tagessieg sicherte. Aufs Podium sind es schon fast 17 Punkte. Und so muss sich Paschke jetzt ziemlich anstrengen beziehungsweise einen Trick einfallen lassen, um wieder den Anschluss zu finden an diese Phase aus dem Frühwinter, in der er so viele und so erstaunliche Erfolge feiern konnte.

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„Mein zweiter war cool, im ersten war leider ein kleiner Fehler mit großer Auswirkung drin“, sagte Paschke nach dem Springen: „Natürlich ist das schade. Aber auf die Gesamtwertung schaue ich gar nicht. Es gibt genug andere Leute, die das machen.“ Und sein Teamkollege Karl Geiger, in Garmisch als Sechster der beste deutsche Starter, assistierte mitfühlend: „Das ist bitter. Ich habe es tatsächlich auch hier schon mal verloren. Das ist nicht ganz einfach. Es ist einfach mehr Druck auf dem Kessel. Natürlich will man das Ding gewinnen, aber das wird einem nicht geschenkt“, sagte er in der ARD.

Dabei waren Paschke und seine Teamkollegen mit so großen Hoffnungen und Erwartungen in diesen Wettbewerb von Garmisch-Partenkirchen gestartet. Seit 23 Jahren hat bei der Vierschanzentournee kein deutscher Skispringer mehr das Neujahrsspringen gewonnen. Jahr für Jahr hoffen die Veranstalter, dass diese Serie endlich zu Ende geht, diesmal wäre es mit einem Triumph für Paschke natürlich besonders schön gewesen. Stattdessen setzte sich die Serie fort – und waren die Sieger des Tages mal wieder die Österreicher, deren Teamchef Andreas Widhölzl seinen Springern Technik und Fitness und vor allem die psychologischen Finessen beibringt.

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Die österreichische Mannschaft wirkt wie so oft beseelt von dieser seit 73 Jahren existierenden kleinen Winterreise durch Deutschland und Österreich. Zum Auftakt in Oberstdorf hatten sie es geschafft, gleich alle drei Podiumsplätze zu belegen, diesmal brachten sie drei Leute unter die besten Fünf: Neben dem Sieger Tschofenig waren dies noch Michael Hayböck auf Platz drei und Jan Hörl als Fünfter – wobei es zur ganzen Geschichte dieses Tages gehörte, dass diesmal sogar ein Mitglied des österreichischen Teams etwas unzufrieden die Arena verließ. Stefan Kraft musste sich nach seinem Sieg von Oberstdorf nämlich mit Platz acht zufriedengeben und die Führung in der Gesamtwertung seinem Teamkollegen Tschofenig überlassen. Aber dennoch ist alles dafür bereitet, dass das Team Austria seine große Party nun auch bei seinen Heimspielen fortsetzen kann: bei den Springen in Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar).

Ein paar Hoffnungsschimmer gibt es allerdings auch für das gerade etwas ernüchterte Team aus Deutschland. Trainer Stefan Horngacher verfügt über eine kleine Gruppe an Talenten, die möglicherweise schon bald die Mannschaft verstärken kann. Im Team wird in der gegenseitigen Ansprache trotz der Konkurrenzsituation immer ein vertraulicher Umgang gepflegt – das hat sich in den vergangenen Jahren schon so etabliert. Und neben dem enttäuschten Paschke waren in Garmisch auch ein paar Springer, die recht zufrieden das Neujahrsspringen beendeten.

Andreas Wellinger zum Beispiel hat sich nach einer schwierigen Phase offenbar wieder etwas gefangen. Nach Platz 20 in Oberstdorf ist er in Garmisch-Partenkirchen nun auf Platz zehn gelandet. Und vor allem war da noch dieser Karl Geiger, der fast den ganzen Herbst mit stiller Miene aus den Schanzenauslaufen der Skisprungarenen gestiefelt war. Er hat seit drei Tagen derart viel gegrinst und gelacht wie niemand sonst im deutschen Team. Am Mittwoch gelangen ihm zwei so gute Sprünge, dass er nicht nur auf Rang sechs im Tagesklassement kam, sondern sich auch auf Platz acht im Gesamtklassement verbesserte.

Entsprechend lautet auch die Devise, mit der Bundestrainer Horngacher ins dritte und vierte Springen geht. „Über die Gesamtwertung braucht man nicht viel nachdenken“, sagte er: „Uns ist wichtig, jetzt auf die Einzelspringen zu schauen. Vielleicht werden wir ja eines gewinnen.“

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