Süddeutsche Zeitung

Viererbob um Francesco Friedrich:Mit Muskelfaserriss zu Gold

Der deutsche Bobpilot Francesco Friedrich fährt unter erschwerten Bedingungen erneut zu Gold. Der Staatsschutz ermittelt nach einem Hass-Kommentar gegen Ingolstadts Almog Cohen.

Meldungen in der Übersicht

Viererbob, WM: Francesco Friedrich hat als erster Bobpilot der Welt den Double-Hattrick geschafft. Nach seinem fünften Sieg in Serie im kleinen Schlitten holte er am Samstagabend im kanadischen Whistler trotz eines Muskelfaserrisses auch den WM-Titel im Viererbob und ist somit seit 2017 bei WM und Olympia in beiden Disziplinen ungeschlagen. Damals gewann er bei der Heim-WM in Königssee in beiden Disziplinen, raste 2018 in Pyeongchang zum olympischen Doppelsieg und wiederholte nun als erst zweiter Pilot nach dem Italiener Eugenio Monti 1961 in Lake Placid sein WM-Double. Und das alles mit derselben Crew. Nächstes Ziel: Die Heim-WM 2020 im sächsischen Altenberg.

Nach insgesamt vier Läufen hatte Friedrich im Wallner-Schlitten mit seinen Anschiebern Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis 0,29 Sekunden Vorsprung vor dem Letten Oskars Kibermanis, der im ersten Lauf in 50,05 Sekunden Bahnrekord fuhr und im zweiten Lauf mit 4,69 Sekunden André Lange den Startrekord (4,70) von 2010 abnahm. Dritter wurde der Kanadier Justin Kripps. Der Olympia-Zweite Nico Walther kam nur auf Rang acht direkt vor Johannes Lochner, der zeitgleich mit Friedrich 2017 den Titel in der Königsklasse gewann.

"Mehr als die Rekorde hatte ich mein Bein im Hinterkopf. Die Physios um Brigitte Schmailzl haben einen Riesenjob gemacht. Und die Jungs mussten für mich mitschieben, das haben sie mehr als hervorragend gemacht", sagte der 28-jährige Friedrich und meinte zu seiner Rekordjagd: "Das ist mein Job, meine Leidenschaft. Es wird so lange gemacht, bis es nicht mehr geht. Nun kommt mit Altenberg wieder ein gutes Pflaster, direkt vor unserer Haustür." Im ersten Lauf hatte sich der Pirnaer einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zugezogen. Dennoch verkleinerte die Crew im zweiten Lauf den Abstand auf Kibermanis und überholte den auf Rang zwei liegenden Kripps. Im dritten Lauf raste er mit neuen Kufen zum Geschwindigkeitsweltrekord von 157,06 Stundenkilometern. "Das war der erste Schlitten, der das bislang geschafft hat. Ich hoffe, er bleibt es auch", meinte Friedrich.

Union Berlin, Staatsschutz: Ein antisemitischer Twitter-Kommentar eines mutmaßlichen Fans von Fußball-Zweitligist Union Berlin gegen Ingolstadts israelischen Mittelfeldspieler Almog Cohen zieht große Konsequenzen nach sich. Der polizeiliche Staatsschutz hat nach einer Strafanzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung Ermittlungen aufgenommen, auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ermittelt in der Sache. Cohen selbst bedankte sich auf seinen sozialen Netzwerkseiten für die Unterstützung und stellte den Vorfall als Ausnahme dar. "Als jüdischer Fußball-Profi in Deutschland möchte ich nur sagen: Ich bin sehr stolz auf meine Abstammung und darauf, mein Land in der 2. Bundesliga zu repräsentieren und den FC Ingolstadt 04 als Kapitän anzuführen. Und das in einem Land, in dem ich seit neun Jahren lebe und das ich für seine Offenheit schätze", schrieb der 30-Jährige: "Vielen Dank für den großen Zuspruch in den vergangenen Stunden sowie die damit verbundene Unterstützung von allen Seiten."

Cohen war während des Ligaspiels des FC Ingolstadt bei Union Berlin (0:2), bei dem er nach einer Tätlichkeit die Rote Karte (65.) gesehen hatte, von einem anonymen User auf Twitter mit einem antisemitischen Hass-Kommentar aufs Schärfste beleidigt worden. Die Person beendete seinen Eintrag mit "U.N.V.E.U.", der von Union-Anhängern oft benutzten Abkürzung für den Spruch "Und Niemals Vergessen Eisern Union".

Doping, Kirche: Papst Franziskus ist vor Spitzenvertretern des internationalen Radsports mit Doping ins Gericht gegangen. Wenn Athleten für andere Interessen wie Prestige und Profit instrumentalisiert würden, entstehe eine "Unordnung, die den Sport verschmutzt", sagte der Papst am Samstag bei einem Treffen mit dem Europäischen und dem Afrikanischen Radsportverband. An der Audienz im Vatikan nahm auch der Präsident des Welt-Dachverbands UCI, David Lappartient, teil. Der Papst verwies auf "Doping, Unehrlichkeit, mangelnden Respekt für sich und die Gegner, Korruption". Auf der anderen Seite gäben viele Radsportler ein Beispiel an Unbestechlichkeit und Geradlinigkeit. Athleten hätten die außerordentliche Möglichkeit, anderen Menschen und vor allem Jugendlichen positive Werte und Einsatzbereitschaft für "hohe und edle Ziele" zu vermitteln. Mit Blick auf neue Disziplinen im Radsport riet der Papst zu Offenheit. Entwicklungen in der jungen Generation könnten "wie alle Neuerungen Widerstand erzeugen und für die traditionelleren Disziplinen eine Herausforderung darstellen". Wie auch in der katholischen Kirche gelte es, sich die Anliegen zu Herzen zu nehmen und die Jugend zu begleiten, ohne die Traditionen aus dem Blick zu verlieren, so das Kirchenoberhaupt.

Tennis, Indian Wells: Die deutschen Tennisprofis Alexander Zverev und Philipp Kohlschreiber haben es beim Turnier in Indian Wells in die dritte Runde geschafft. Der an Nummer drei gesetzte Zverev startete nach einem Freilos zum Auftakt mit einem vorzeitigen Erfolg ins große Turnier in der kalifornischen Wüste. Beim Stand von 6:3, 2:0 gab Zverevs slowakischer Gegner Martin Klizan am Samstag (Ortszeit) auf. Der Hamburger trifft nun auf seinen Davis-Cup-Teamkollegen Jan-Lennard Struff. Der Sauerländer setzte sich mit 3:6, 6:3, 6:2 gegen den Litauer Ricardas Berankis durch. Kohlschreiber gelang beim 6:4, 6:4 gegen den Australier Nick Kyrgios, der zuletzt das ATP-Turnier in Acapulco gewonnen und hochklassige Konkurrenz geschlagen hatte, eine kleine Überraschung. Der 35 Jahre alte Augsburger darf nun gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic aus Serbien antreten. Ausgeschieden war dagegen zuvor der Nürnberger Maximilian Marterer.

Bei den Frauen kam nach Angelique Kerber und Mona Barthel auch Julia Görges weiter. Die deutsche Nummer zwei schlug die unbequeme Estin Kaia Kanepi 6:3, 2:6, 6:3 und trifft in der Runde der letzten 32 in einem deutschen Duell auf Barthel. Die Neumünsteranerin setzte sich überraschend mit 3:6, 6:1, 7:5 gegen die einstige US-Open-Finalistin Madison Keys durch. Kerber tritt nach dem glatten 6:0, 6:2 gegen die Kasachin Julia Putinzewa gegen die Russin Natalia Wichljanzewa an. Die topgesetzte Titelverteidigerin und Weltranglisten-Erste Naomi Osaka aus Japan startete mit einem 6:3, 6:4 gegen die Französin Kristina Mladenovic, der sie zuletzt noch unterlegen war.

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