Videobeweis:"Es geht um Willkür"

Hannover 96 beschwert sich beim DFB und bei der DFL schriftlich über den Videobeweis. Horst Heldt beklagt inkonsequente und unheitliche Regelauslegung.

Eineinhalb Wochen nach dem Beschluss der 18 Klubs für den dauerhaften Einsatz des Videobeweises in der Bundesliga hat Hannover 96 die Diskussion neu entfacht. Der Aufsteiger hat als Folge des umstrittenen Videobeweis-Einsatzes in der Partie am Samstag gegen RB Leipzig (2:3) eine Beschwerde-Mail an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) geschrieben. In der Mail an Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich und DFL-Direktor Ansgar Schwenken, die auch Video-Sequenzen enthält, fordern die Niedersachsen Stellungnahmen zu insgesamt zehn Szenen des Spiels.

"Bis vor Kurzem waren wir klarer Verfechter des Videobeweises, auch wenn wir einige Male klar benachteiligt wurden. Jetzt rücken wir von der Position ab. Es geht um die Willkür. In diesem momentanen Zustand ist es nicht akzeptabel", sagte Hannovers Manager Horst Heldt bei Sport1: "Wegen der Häufigkeit der offensichtlichen Fehlentscheidungen in diesem Spiel haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen. In anderen Thematiken werden die Vereine zu Stellungnahmen aufgefordert - jetzt erwarte ich das Gleiche."

Heldts Zorn entzündete sich vor allem an der Entscheidung, das zunächst von Schiedsrichter Guido Winkmann gegebene Tor zum 3:3 durch Niclas Füllkrug (82.) zurückzunehmen - nach dem Eingreifen des Video-Assistenten Robert Kampka. "Das Tor ist gefallen, ich habe auch zur Mitte gezeigt, dann kam aus Köln die Information, dass eine Abseitsposition vorgelegen hat", sagte Winkmann. Ein Standbild habe diese Auffassung belegt: "Am Ende des Tages war es ein klares Abseits." Heldt sagte jedoch: "Es steht eindeutig in den Statuten des DFB, wann der Video-Assistent sich einschalten darf - und wann nicht. Nämlich nur bei klaren und eindeutigen Fehlentscheidungen." Und die Szene vor dem vermeintlichen 3:3 sei keine eindeutige Fehlentscheidung gewesen - "da fängt die Ungerechtigkeit und der Zorn an."

Zusätzlich regt Heldt die uneinheitliche Auslegung auf. "Eineinhalb Stunden nach unserem Spiel rennt Robert Lewandowski aus einer Abseitsstellung heraus alleine aufs Tor zu. Der Treffer wird gegeben, es gibt keinen Hinweis aus Köln, es wird nicht kontrolliert", sagte er mit Blick auf das Tor zum 1:0 zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund: "Ich kann mich nicht einmal einmischen - und einmal nicht. Mit unserem Spiel gegen Leipzig und der Partie in München wurde der Höhepunkt der Ungerechtigkeit erreicht."

Damit könnte Heldt wiederum falsch liegen. Schließlich hat der Weltverband Fifa den Einsatz des technischen Hilfsmittels, das Anfang März ins offizielle Regelwerk aufgenommen wurde, bei der WM-Endrunde in Russland beschlossen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: