VfL Wolfsburg:Zu abhängig von Mario Gomez

VfL Wolfsburg v SC Freiburg - Bundesliga

Diesmal ohne Treffer: Mario Gomez.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der VfL Wolfsburg überzeugt fußballerisch gegen Freiburg, verliert aber 0:1.
  • Trainer Jonker sagt anschließend: "Wir haben zum ersten Mal so gespielt, wie ich mir das vorstelle."
  • Mario Gomez vergibt früh im Spiel die entscheidende Chance.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Am Ende reduzierte sich alle Erinnerung auf die erste Szene der Partie. Sieben Minuten waren gespielt, als Vieirinha, der überraschend links aufgebotene Portugiese des VfL Wolfsburg, eine Flanke in den Strafraum schlug. Mario Gomez, der bislang vor dem Tor ohne Fehl und Tadel war, wenn Andries Jonker als Cheftrainer an der Seitenlinie saß, machte fast alles richtig: Er stahl sich im Rücken seines Bewachers davon, nahm den Ball elegant mit dem Oberschenkel an, und dass dieser ihm von dort an den Bauch sprang, war belanglos.

Mario Gomez setzte dennoch zu einem sauberen Volleyschuss an. Allein, der Ball flog knapp am Tor vorbei, und der deutsche Nationalstürmer sah dem Ball lange nach, ehe er die Hände vors Gesicht schlug. Als ahnte er, was er später in einen Konditionalsatz kleidete: "Wenn ich den rein mache, gewinnen wir."

Später nämlich hatte der VfL gegen den SC Freiburg mit 0:1 verloren, durch ein Tor von Florian Niederlechner (78.). Der Zauber des Fußball-Märchen-Duos Mario Gomez & Andries Jonker war damit fürs Erste vorbei: Nach sechs Toren aus den letzten vier Spielen komplettierte Gomez erstmals eine Partie unter Trainer Jonker ohne eigenen Torerfolg, auch zu dessen kurzer Interimszeit beim FC Bayern hatte Gomez in jedem Spiel (neun Mal in fünf Partien) getroffen.

"Zum ersten Mal so gespielt, wie ich mir das vorstelle"

Jonker wiederum musste erstmals eine Niederlage als Bundesliga-Chefcoach hinnehmen. Der Grund: Unter seiner Ägide hat beim VfL nur Gomez getroffen, das Wort von der Gomez-Abhängigkeit macht längst die Runde. Gomez hat 12 von 26 Toren erzielt, und die Folge ist: Während Freiburg von der Europa League träumen kann, verpasste der VfL die Chance, die Angst vor dem Abstieg zu bannen. Der VfL hat zwar fünf Punkte Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz 17, aber nur einen auf den Relegationsplatz 16. "Es ändert sich nichts, wenn wir keine Punkte holen", sagte Abwehrspieler Robin Knoche.

Andererseits: Etwas hat sich viel geändert in den letzten Wochen. Wolfsburg bot 45 Minuten lang sehr ansehnlichen Fußball. "Wir haben zum ersten Mal so gespielt, wie ich mir das vorstelle", sagte der seit Mitte Februar amtierende Trainer Jonker, die ersten 20 Minuten nannte er "überragend". Auch SC-Coach Christian Streich war angetan: "Wolfsburg hat uns mit seinen fußballerischen Fähigkeiten - den langen und kurzen Bällen, den Spielverlagerungen - unsere Grenzen aufgezeigt."

Wolfsburg hilft beim Siegtreffer

In der Tat unterwarfen die Wolfsburger den SC Freiburg mit nonchalanter Autorität, durch überlegten Ballbesitz, Kombinationen, Zielstrebigkeit. "Wir haben nur das Tor vergessen", sagte Jonker. Zudem intervenierten Freiburgs Torwart Alexander Schwolow, 24, und der ungemein abgeklärte Innenverteidiger Caglar Söyüncü, 20, immer wieder exzellent. Der SC-Keeper setzte sich bei Distanzschüssen von Riechedly Bazoer (13.) und Vieirinha (29.) gut in Szene; ebenso, als Gomez einem Schuss von Maximilian Arnold mit der Ferse eine tückische Richtungsänderung verpasste (34.).

Erst nach der Pause glichen sich die Kräfteverhältnisse an. Niederlechners Siegtreffer kam nur dank Wolfsburger Mithilfe zustande. Rechtsverteidiger Träsch verlor den Ball im Mittelfeld, und als der Ball dann am Sechzehner bei Niederlechner landete, schaute Aushilfs-Innenverteidiger Philipp Wollscheid nur zu. "Wir haben da schlecht verteidigt", sagte Jonker. Selbst danach hatte Wolfsburg noch Gelegenheit, zumindest auszugleichen.

Doch das eingewechselte Geburtstagskind Borja Mayoral, der vor gut einer Woche noch für Spaniens U 21 getroffen hatte, setzte nach einem Doppelpass den Ball aus kurzer Distanz am Tor vorbei. "Ich glaube nicht, dass es einen Knacks gibt, weil wir in der Art und Weise, wie wir spielen, einen großen Fortschritt gemacht haben", sagte Gomez.

Auch Freiburgs Streich attestiert dem VfL einen Wandel: "So wie sie jetzt Fußball spielen, kann man bei ihnen nicht ohne Glück bestehen." Davon hatte Freiburg am Mittwoch reichlich.

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