VfL Wolfsburg verliert auf Schalke:Alte Feinde demütigen Felix Magath

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Beim FC Schalke 04 hegen einige Spieler eine tiefe Abneigung gegen Felix Magath, vor allem Stürmer Jefferson Farfán macht das nach seinem Tor gegen den VfL Wolfsburg deutlich. Durch das 3:0 haben die Schalker den Ex-Trainer arg in Bedrängnis gebracht.

Thomas Hummel

Jefferson Farfán jubelt über sein Tor gegen Felix Magath. (Foto: AFP)

An Felix Magath, so scheint, prallt alles ab. Kritik? Häme? Ablehnung? Magath blickt mit seiner Tee-Ruhe umher und zieht süffisant die Mundwinkel nach oben. Bisweilen könnte man meinen, der Fußball-Trainer habe es sich wohlig eingerichtet in einer Bösewicht-Ecke. Insofern wäre Gelsenkirchen und das Stadion des FC Schalke 04 eine Art Lieblingsort des 59-Jährigen. Nirgendwo dürften ihm so viele grimmige, ablehnende Blicke entgegengebracht werden.

In den knapp zwei Jahren zwischen 2009 und 2011, als Felix Magath in Schalke arbeitete, hat er nachhaltig unbeliebt gemacht. Vor allem bei einigen Spielern. Der verletzt fehlende Jermaine Jones sagte vor dem Bundesliga-Spiel gegen die heutige Magath-Mannschaft VfL Wolfsburg: "Wir werden heute eine heiße Mannschaft von Schalke sehen, vielleicht noch ein bisschen heißer als sonst wegen des alten Trainers." Jones wirkte sehr entschlossen. Sollten seine Mitspieler ähnlich entschlossen sein, würde es ein unangenehmer Nachmittag für den VfL Wolfsburg werden.

Zumindest einem war anzumerken, dass er die Wut des Jermaine Jones auf diesen Felix Magath teilte. Auch Jefferson Farfán war damals mit dem Trainer überhaupt nicht klar gekommen und strotzte vor Tatendrang. Nach seinem Kopfball zum 1:0 (33.) lächelte der Peruaner nicht, sondern lief grimmig ein paar Meter Richtung Wolfsburger Bank, wo der einstige Peiniger saß. Farfán streckte seine Fäuste hinüber, brüllte einige Wörter, ehe ihn die Mitspieler zum jubeln einholten. Und Magath? "Keine Ahnung, hab ich nicht gesehen, das interessiert mich herzlich wenig", sagte er nach der Partie.

Wolfsburgs Bilanz: fünf Punkte, zwei Tore und Tabellenplatz 17

Da freuten sich Farfán und Jones und all die anderen Schalker über ein deutliches 3:0 gegen den VfL Wolfsburg. Sie freuten sich über nun 14 Punkte und Platz drei in der Bundesliga. Und einige freuten sich bestimmt darüber, dass sie den alten Trainer erheblich in Bedrängnis gebracht haben. Denn fünf Punkte nach sieben Spielen, zwei geschossene Tore und Platz 17 sind von den Wolfsburger Ansprüchen so weit entfernt wie Jermaine Jones von einem Wechsel zum VfL. Selbst die bislang so treu zu ihm haltenden VW-Bosse dürften langsam ins Grübeln kommen, ob das mit Felix Magath diesmal gutgeht.

Ob sich Magath bei seinen jetzigen Spielern in Wolfsburg sehr beliebt macht, erscheint auch eher unwahrscheinlich. Zuletzt war bekannt geworden, dass der Trainer den Profis nach einer Laufeinheit die Wasserflaschen umgeschüttet hatte. Magaths Erklärung: Er wollte den Mannschaftsgeist stärken. Bei Tabellenplatz 16 und zwei erzielten Toren in sechs Saisonspielen muss sich eben auch ein erfahrener Trainer mal was Neues einfallen lassen. In Gelsenkirchen war dennoch von einem neuen Wolfsburger Zusammenhalt wenig zu spüren. Die Spieler wirkten eher, als ob nur ja keiner negativ auffallen wolle. Es fehlt an Selbstvertrauen, an Mut und am Glauben, nach einem Fehler noch den Pausen-Energy-Drink gereicht zu bekommen.

Magath hatte versucht, das Offensivproblem seiner Mannschaft wie üblich mit neuem Personal beizukommen: Srdjan Lakic spielte von Beginn an im Sturmzentrum. Der war einst für viele Millionen Euro gekommen und ist in den Tiefen der Magathschen Ersatzbank verschwunden. Lakic hatte zuvor genau sechs Spielminuten in dieser Saison absolviert, jetzt repräsentierte er als einziger Angreifer die gesamte Wolfsburger Offensive.

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Doch Lakic hatte zunächst kaum mehr Anteil am Spiel als die Ersatzspieler. Zur Halbzeit zählten die Statistiker fünf Ballkontakte für den Kroaten. Das lag allerdings weniger an Lakic als an den neun Feldspielern dahinter, die kaum einen ordentlichen Angriff nach vorne brachten.

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Immerhin gelang es dem VfL zunächst, die Schalker zu stoppen. Auch den Gastgebern gelang nach der Enttäuschung unter der Woche in der Champions League gegen Montpellier (2:2 trotz Überzahl) nicht viel, Julian Draxler (Unterarmbruch) fehlte dem Offensivspiel enorm. Doch schon der zweite geordnete Angriff führte nach einer Flanke von Christian Fuchs zum 1:0 durch Farfán (33.).

Was auch immer Felix Magath dann in der Halbzeit einfiel oder welche Methoden er anwandte: Seine Spieler kamen ziemlich durcheinander aus der Kabine zurück. Nach 40 Sekunden lief Ibrahim Afellay alleine Richtung Tor und schob ein. "Das 0:2 hat uns das ganze Spiel gekostet, ich kann ihnen gar nicht sagen, wie das gegangen ist", kommentierte Magath. Ein paar Minuten später sprinteten alle Wolfsburg nach einer Ecke nach vorne ohne daran zu denken, dass Rechtsverteidiger Conserva Fágner am Pfosten stand. Von den drei am Fünfmeterraum freistehenden Schalkern schloss Roman Neustädter zum 3:0 ab (58.).

Diesmal keine Pfiffe von den Rängen

Da glaubten nun selbst die Schalker dran, dass sie dieses Spiel gewinnen werden. Hatten sie doch zuletzt gegen Montpellier und Düsseldorf sicher geglaubte Erfolge noch verspielt. Es hatte sogar einen Disput mit dem Publikum gegeben, das seinen Unmut in Pfiffen geäußert hatte. Diesmal wackelte das geschlossene Stadion unter dem Jubel und den Anfeuerungsrufen für die eigene Mannschaft. Diese erfreute sich an den diffusen Wolfsburgern und kombinierte nun meist über den emsigen und ballsicheren Lewis Holtby lustig nach vorne. Klaas-Jan Huntelaar traf den Pfosten und das Außennetz, Farfán scheitert an Torwart Diego Benaglio.

Ganz am Ende, als die Spannung längst aus dem Spiel entwichen war, gestatten die Gastgeber sogar noch Srdjan Lakic einen Auftritt: Nach einem Pass von Diego stand er allein vor dem Schalker Tor, scheiterte aber an Torwart Lars Unnerstall. Wolfsburg hat nun 318 Minuten keinen Treffer erzielt.

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