VfL Wolfsburg:Slomka und Labbadia geistern durch Wolfsburg

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Robin Knoche, Mario Gomez und Ricardo Rodriguez: Geballte Wolfsburger Orientierungslosigkeit. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Innerhalb kürzester Zeit ist der VfL Wolfsburg vom Titelaspiranten zum Versagerklub mutiert.
  • Das 0:5 in München zeigt: Der Verein versucht sich in die Winterpause zu retten.

Von Martin Schneider

Die Wortmeldung des Tages zum VfL Wolfsburg kam von Mirko Slomka. Der ist seit seiner Entlassung beim HSV 2014 nicht mehr Bundesliga-Trainer, er würde aber offenbar gerne wieder arbeiten: "Ich habe schon das eine oder andere Mal mit Wolfsburg Gespräche geführt vor einiger Zeit. Das ist nicht abwegig, weil ich ja Niedersachse bin und mein Herz natürlich auch ein bisschen für Niedersachsen schlägt", sagte Slomka im Interview bei Sky Sport News HD. Und: "Auf der Trainerposition kann natürlich immer viel passieren. Die Bilanz von Valerien Ismael ist nicht so stark, dass man unbedingt an ihm festhalten muss", sagte Slomka.

Nun ist es alles andere als üblich, als Trainer auf die Entlassung eines Kollegen zu spekulieren, aber diese recht unwürdige Episode zeigt, wie es gerade um den VfL Wolfsburg steht. Am Samstag hat der Klub 0:5 in München verloren - es war ein Spiel, in dem die Mannschaft nur periphere bis gar keine Gegenwehr leistete. "Alles in allem muss man nicht darüber sprechen, dass es ein hoch verdienter Sieg war", sagte hinterher Stürmer Mario Gomez.

Arturo Vidal und Thiago haben sich wohl öfter mal gewundert, warum sie im zentralen Mittelfeld so unbedrängt den Ball annehmen und weiterspielen durften. Marcel Schäfer, der mittlerweile seit neun Jahren beim VfL spielt, erklärte dem eigenen Vereinsportal: "In unserer Situation wäre es vermessen, wenn man hier mit drei Punkten rechnen würde."

Ein Klub, der vor zwei Jahren die Guardiola-Bayern noch 4:1 besiegte, wird nun in München filetiert wie ein ordinärer Bundesligist und hält es für übertrieben, an einen Sieg überhaupt zu denken. Aber es stimmt natürlich, was Schäfer sagt: Der Verein für Leibesübungen hat gerade so viele Baustellen wie eine Nord-Süd-Autobahn durch Deutschland. Da wäre die Baustelle Ismael, der Dieter Hecking ablöste, zuvor die zweite Mannschaft trainiert hatte und nun in sieben Spielen vier Punkte geholt hat. Hecking holt in den ersten sieben Spielen sechs Punkte. Er kam "nicht als Notlösung", wie Geschäftsführer Klaus Allofs damals sagte, aber mittlerweile ist es nicht unwahrscheinlich, dass er im Winter wieder gehen muss, der Name Bruno Labbadia kursiert nun ebenso wie jener von Slomka.

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"Wenn mir jemand sagt, dass der Trainerwechsel von den Punkten her nichts gebracht, muss ich zustimmen. Aber ich denke schon, dass sich ein paar Dinge weiterentwickelt haben", sagte Allofs.

Man habe "ein paar Dinge im Kopf, die wir verändern wollen. Die Winterpause ist die beste und einzige Möglichkeit dazu." Heißt: Wir versuchen uns irgendwie in den Winter zu retten und dann bauen wir um. Man wolle unter anderem "schauen, was wir auf dem Transfermarkt machen", sagte Allofs.

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Stichwort Transfermarkt: Julian Draxler flog gegen Bayern aus dem Kader und der Verein gab sich nicht mal die Mühe, so zu tun, als wäre das kein astreiner Rausschmiss. Er könne der Mannschaft nicht helfen, war die Begründung. Der Nationalspieler wird im Winter aller Wahrscheinlichkeit nach wechseln, nachdem er schon im Sommer öffentlich gefordert hat, er möchte den Mittellandkanal doch bitte hinter sich lassen.

"Wir haben ihn nicht zum Verkauf freigegeben und auch kein Preisschild umgehängt. Was sich geändert hat, ist unsere grundsätzliche Haltung. Wir werden uns damit auseinandersetzen, wenn es ein Angebot gibt", sagte Allofs und machte damit die Tür für einen Draxler-Wechsel sperrangelweit auf.

Klaus Allofs ist indes selbst zu einer Baustelle beim VfL geworden. Allofs hat den aktuellen Kader und den Trainer zu verantworten. Ein Kader, in dem sehr viel mehr Geld steckt, als in denen der Konkurrenten im Abstiegskampf. Am 2. November gab der Klub zudem eine Stellungnahme ab, wonach man nicht mehr mit dem Berater Giacomo Petralito zusammenarbeiten werden. Petralito war auch Allofs' Berater bei dessen Wechsel von Bremen nach Wolfsburg und bei diversen Spielertransfers beteiligt. Anfang September hatte VW-Vorstandsmitglied Francisco Javier García Sanz Allofs in der Sache noch öffentlich verteidigt.

Das alles ergibt ein schwieriges Gesamtbild eines Vereins, der vor zwei Jahren noch den DFB-Pokal gewann und im vergangenen Jahr Real Madrid geschlagen hat. Vor Weihnachten spielt der VfL zu Hause gegen Eintracht Frankfurt und bei Borussia Mönchengladbach. Wobei die Gegner eigentlich fast schon egal sind. Der Wolfsburger Kader wäre ja auch ohne Julian Draxler stark genug, jedem anderen Bundesligaklub ebenbürtig zu sein. Im Moment hat sich der Verein aber in eine Lage gebracht, in der nur noch Darmstadt, Ingolstadt und der HSV hinter ihm stehen. Und Hamburg und Ingolstadt haben am Wochenende gewonnen.

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