DFB-Pokal:Sieben in Serie für Wolfsburg

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Der erlösende Moment: Wolfsburgs Ewa Pajor bejubelt ihren Siegtreffer kurz vor dem Ende der Verlängerung. (Foto: Marcel Kusch/dpa)

Im Finale gegen Eintracht Frankfurt muss sich der Dauergewinner VfL Wolfsburg nur eins vorwerfen: Dass er eine Verlängerung braucht, um den 1:0-Sieg sicherzustellen.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Es gibt in diesen Zeiten wenige Sicherheiten, aber eine lautet weiterhin, dass die Fußballerinnen vom VfL Wolfsburg jedes Jahr den DFB-Pokal gewinnen. Ihre letzte Niederlage in diesem Wettbewerb datiert vom 16.November 2013, und diese nun schon siebeneinhalbjährige Ära vermochten am Sonntag auch die Fußballerinnen von Eintracht Frankfurt binnen 120 Minuten nicht zu beenden. "Uffbasse!", stand zwar auf einem Banner im leeren Kölner Stadion, und die Frankfurterinnen hatten trotz spielerischer Unterlegenheit sogar mehr gute Chancen, aber am Ende triumphierte doch wieder der Seriensieger aus Niedersaschen. Den VfL zu besiegen, erfordert mehr als ein hessisches Idiom.

Die Wolfsburgerinnen, bei denen die Torhüterin Almuth Schult in der sechsten Minute der Verlängerung wegen einer Notbremse vom Platz gestellt wurde, besiegten Frankfurt trotz der 24-minütigen Unterzahl 1:0 (0:0, 0:0) nach Verlängerung, weil Ewa Pajor zwei Minuten vor Ablauf der Extrazeit das goldene Tor erzielte. Wolfsburg gewann damit zum siebten Mal in Serie und zum achten Mal insgesamt den DFB-Pokal der Frauen. "Irgendwie geht Finale nicht nichtspannend", kalauerte die Angreiferin Svenja Huth und nannte den Sieg "eine absolute Willensleistung".

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Beim letzten Mal, als nicht Wolfsburg Pokalsieger wurde (2014), und bei Wolfsburgs letzter Niederlage in einem Pokalspiel 2013 im Achtelfinale hieß der Sieger jeweils 1. FFC Frankfurt. Das war jener Klub, der im Sommer 2020 in der Frauenfußballabteilung von Eintracht Frankfurt aufgegangen ist. Die Rückkehr Frankfurter Fußballerinnen ins Pokalfinale ist im deutschen Frauenfußball mithin trotz der Niederlage ein beachtliches Comeback.

Vor der Pause wühlt nur die Leidensgeschichte von Frankfurts Kapitänin Tanja Pawollek auf

"Fuß|ball, die (feminin)", stand wie in einem Wörterbuch am Rande des Spiels auf der Werbebande. Der Nachmittag stand auch unter diesem Motto. Vereinsmitgliederinnen vom VfL Wolfsburg standen im Oberrang und klopften mit hölzernen Kochlöffeln auf Metalltöpfe. Dieser Lärm gefiel der Torfrau Schult aus Gründen der Motivation, aber auch, weil sie gerne Frauen sieht, die im Fußball auf sich aufmerksam machen. Schult hat die Initiative "Fußball kann mehr" ins Leben gerufen.

Ein Lächeln verkneifen konnte sich beim Kochtopf-Konzert auch die Schiedsrichter-Assistentin Vanessa Arlt nicht. Die Münsteranerin ist jene Unparteiische, die vor Wochen vom Trainer der Gladbacher Zweitvertretung, Heiko Vogel, übel beleidigt worden ist. Am Sonntag zeigte sie dem TV-Publikum eine einwandfreie Leistung

Rein sportlich hatte die erste Halbzeit wenig zu bieten. Aufwühlend war lediglich die Leidensgeschichte der Frankfurter Kapitänin Tanja Pawollek. In einem Zweikampf mit der Wolfsburgerin Lena Oberdorf verdrehte sie sich nach einer halben Stunde das Knie und ließ sich weinend behandeln. Minuten später kam sie zwar noch einmal zurück aufs Feld, blieb fünf Minuten später aber mit demselben Bein im Rasen hängen und musste auf einer Trage vom Platz befördert werden.

Nach einem Check außerhalb des Strafraums fliegt VfL-Torhüterin Schult in der 96. Minute vom Platz

Erst drei Minuten vor der Pause ließen die Wolfsburgerinnen erstmals aufhorchen. Oberdorf knallte einen Ball aus spitzem Winkel an den Außenpfosten. Die Frankfurter Torhüterin Merle Frohms kam da zu spät. Für die 26-Jährige war dieses Endspiel ein besonderes, weil sie zwar schon sechsmal an einem Pokalfinale teilgenommen hatte, fünfmal für den VfL Wolfsburg und einmal für den SC Freiburg, aber immer nur auf der Ersatzbank gesessen hatte. Nun erlebte sie erstmals ein Endspiel auf dem Platz.

Sechs Gegentreffer (2:3 und 0:3) hatten die Frankfurterinnen in den Bundesliga-Partien dieser Saison gegen Wolfsburg kassiert. Auch deshalb lautete ihre Devise, hinten dicht zu machen. Das gelang fast durchgehend. Die Frankfurterinnen erspielten sich immer mehr gute Konterchancen, vergaben sie aber kläglich. In der Nachspielzeit lenkte Torhüterin Frohms eine Flanke von Fridolina Rolfö an den Innenpfosten.

Vorzuwerfen hatten sich die überlegenen Wolfsburgerinnen am Ende nur, dass sie die Verlängerung benötigten, um zu gewinnen. Zumal sie in dieser Verlängerung eben auch noch ihre Torhüterin verloren. Schult checkte in der 96. Minute außerhalb ihres Strafraums die heranstürmende Frankfurterin Lara Prasnikar und musste für diese Notbremse zu Recht vom Platz. Die Torhüterin Friederike Abt wurde für die Angreiferin Rolfö eingewechselt. Doch das entscheidende Tor fiel auf der anderen Seite. Huth rannte ein letztes Mal energisch gen Tor und setzte Pajor klug in Szene. "Wir hatten die Mentalität und die Fitnesss", sagte Huth hernach. Die Torhüterin Schult dirigierte nach der Siegerehrung einen ausgelassenen Chor aus Wolfsburger Fußballerinnen auf dem Rasen.

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