VfL Wolfsburg:Den Beton aufgebrochen

VfL Wolfsburg v 1. FC Union Berlin - Bundesliga

Nicht zu fassen, kaum zu halten: Wolfsburgs Stürmer und Torschütze Wout Weghorst (links) erzielt das 1:0-Siegtor gegen Union Berlin.

(Foto: Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images)

Der VfL besiegt Union Berlin mit Mühe 1:0 - und springt auf Platz zwei der Tabelle.

Von Javier Cáceres, Wolfsburg

Durch einen 1:0-Arbeitssieg gegen Bundesliga-Neuling Union Berlin hat sich der VfL Wolfsburg auf den zweiten Tabellenplatz katapultiert. Nach einer feinen Einzelleistung des kurz zuvor eingewechselten Stürmers Josip Brekalo erzielte Wout Weghorst den einzigen Treffer der Partie (69.) - es war sein viertes Saisontor. Wolfsburg ist nun die letzte noch unbesiegte Mannschaft in dieser Saison.

Der Treffer war einer der wenigen Höhepunkte einer zweikampflastigen, weitgehend zusammenhanglosen Partie, die für die Berliner die vierte Niederlage in Serie brachte. Sekunden vor Schluss strich ein 20-Meter-Schuss von Robert Andrich knapp am Tor vorbei. "Es fehlt uns auch das Matchglück", klagte Urs Fischer, der Trainer des Tabellen-16. Die Partie hatte aus Wolfsburger Sicht verheißungsvoll begonnen. Der seit Saisonbeginn gut aufgelegte Mittelfeldspieler Maximilian Arnold entdeckte eine Gasse, durch die er Mittelstürmer Weghorst bedienen konnte. Der Niederländer stand allein vor Unions Torwart Rafal Gikiewicz, schoss den polnischen Schlussmann jedoch bloß an (7. Minute). Danach entspann sich eine Begegnung, die unter ästhetischen Gesichtspunkten dem Vergessen überantwortet werden sollte. Keiner Mannschaft wollten drei Pässe nacheinander gelingen; die Spielleitung von Schiedsrichter Bastian Dankert tat ihr Übriges dazu, dass von Spielfluss nicht einmal ansatzweise die Rede sein konnte. Fehlpässe und Unterbrechungen wechselten einander ab. Den Berlinern gebührte insofern Anerkennung, dass sie sich unter solchen Umständen fühlten wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser. "Sie haben uns in viele Zweikämpfe verstrickt, zu langen Bällen gezwungen. Sie haben unser Spiel zu ihrem Spiel gemacht", lobte VfL-Trainer Oliver Glasner den Gegner. Seinen Wolfsburgern war zu attestieren, dass sie sich nicht zu schade waren, in Sachen Kampfgeist und Aggressivität mitzuhalten und ebenbürtig zu sein. Der Lohn: Der VfL kam zu deutlicheren Chancen. Während die Angriffsbemühungen der Berliner in unzulänglichen letzten oder vorletzten Pässen erstarben, schafften es die Wolfsburger immerhin zweimal zu sogenannten "hundertprozentigen Chancen". In der 35. Minute hätte der vergleichsweise kleine brasilianische Rechtsverteidiger William fast ein Kopfballtor geschafft, sein Versuch strich aber knapp am Tor vorbei. VfL-Außenstürmer João Víctor führte danach ein Kunststück auf, das fast tragikomische Züge trug. Er setzte einen Kopfballaufsetzer aus zwei Metern Entfernung über das Tor. Zuvor hatte Union-Verteidiger Keven Schlotterbeck eine Flanke unfreiwillig in den Rücken der eigenen Abwehr verlängert. Alledem hatten die Unioner neben einem Distanzschuss von Marius Bülter nur eine Ecke entgegenzusetzen, die sich fast direkt ins Tor gesenkt hätte. Nach der Pause änderte sich an den grundlegenden Parametern der Partie zunächst nichts. Erst Referee Dankert sorgte für Aufregung: Er entschied bei einem beidseitig hart geführten Zweikampf zwischen Marvin Friedrich und VfL-Stürmer Weghorst zunächst auf Strafstoß, wurde aber vom Videoschiedsrichter noch zurückgepfiffen. Der hatte gesehen, dass Weghorst den Ball im Gerangel mit dem Oberarm berührt hatte. Danach wechselte Glasner Brekalo ein - und revolutionierte die Partie. Brekalo erweckte schon mit seiner ersten Aktion den Eindruck, dass seine individuelle Qualität die Barrikaden der Köpenicker niederreißen könnte. Dann folgte seine Vorarbeit für Matchwinner Weghorst. Union agierte danach offener. Die größte Gefahr verströmte aber Arnold mit einer Ecke, die er direkt vors Tor zog und die Gikiewicz an den Pfosten lenkte. Union drängte, sorgte für den einen oder anderen Schrecken, doch am 1:0-Sieg änderte sich nichts mehr. Es sei "ein schönes Gefühl, auf Platz zwei zu stehen", sagte VfL-Kapitän Josuha Guilavogui. Überbewerten dürfe man das nicht. "Wir dürfen es aber genießen", fügte er hinzu.

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