Am Ende war die letzte Hoffnung auf den direkten Klassenverbleib ebenso klein wie ganz weit weg. Sie war 315 Kilometer entfernt. Bochums 1:4-Niederlage in Bremen war bereits besiegelt, doch in Berlin waren noch ein paar Minuten zu spielen - und der 1. FC Union führte gegen den SC Freiburg mit 2:1. Es hätte Freiburgs Ausgleich gebraucht, dann wäre der VfL Bochum trotz seiner Niederlage in Bremen gerettet gewesen.
Doch dieser Ausgleich kam nicht mehr. Also bleibt Union als Viertletzter in der Bundesliga, während die Bochumer - punktgleich, aber mit dem schlechteren Torverhältnis - als Drittletzter in die Relegation müssen. Schon am kommenden Donnerstag empfangen sie zum Hinspiel im Ruhrstadion den Zweitliga-Dritten Fortuna Düsseldorf. Am Montag darauf müssen sie zum Rückspiel am Rhein antreten.
Die müden Gesichter und die leeren Blicke der Bochumer am Samstag nach dem Abpfiff in Bremen ließen Zweifel aufkommen, dass diese Mannschaft in wenigen Tagen in der Lage sein wird, sich noch einmal neu auf den Kampf um die Liga einzulassen. Und auch die drastischen Worte nach der 1:4-Klatsche in Bremen sprachen Bände. "Das war eine grausame Leistung", sagte bei Sky staubtrocken der Sportdirektor Marc Lettau. "Wir haben versagt!", klagte der Kapitän Antony Losilla. "Ich bin richtig sauer!", schimpfte der Spielmacher Kevin Stöger: "Wir gehen mit der besten Ausgangslage in den Spieltag und liefern dann eine derart schlechte Leistung ab - das ist inakzeptabel, und da muss sich jeder Spieler mal hinterfragen."
Ein Unentschieden hätte den Bochumern genügt, um den Klassenverbleib aus eigener Kraft zu sichern. Stattdessen ließen sie sich auseinandernehmen von Bremern, die allerdings angetrieben wurden von der Aussicht auf den achten Rang und die damit sehr wahrscheinlich verbundene Teilnahme an der Conference League. Trotz des 4:1-Erfolgs haben die Bremer diese Platzierung aufgrund des schlechteren Torverhältnisses allerdings verpasst. Als Neunter haben sie keine Chance mehr auf den Europapokal. Achter ist jetzt der um zwei Treffer bessere Aufsteiger 1. FC Heidenheim.
Union verwandelt spät einen Elfmeter - und deswegen muss Bochum nun in die Relegation
Bochums finales Ligaspiel war eine emotionale Achterbahnfahrt. Bis dahin nur 0:1 im Rückstand (Marco Friedl, 6. Minute), kam in der 69. Minute die Kunde aus Berlin, dass Union 1:0 in Führung gegangen war. In diesem Moment waren die Bochumer vorerst Drittletzter, bäumten sich allerdings zu wenig auf - und kassierten stattdessen bald das 0:2 (Anthony Jung, 78.) und das 0:3 (Jens Stage, 80.). Etwa gleichzeitig mit dem eigentlich bedeutungslosen Bochumer Treffer zum 1:3 durch Christopher Antwi-Adjei (85.) fiel in Berlin der Freiburger Ausgleich zum 1:1.
Die Bochumer Fans in Bremen jubelten nun überschwänglich, auch Bremens Treffer zum 4:1-Endstand (Romano Schmid, 87.) zerstörte diese Hoffnung zunächst nicht. Doch als im Weserstadion gerade die zweite Minute der Nachspielzeit lief, erzielten die Unioner 315 Kilometer weiter östlich gegen Freiburg - per Nachschuss nach einem schon verschossenen Elfmeter - den 2:1-Siegtreffer. Und deswegen muss Bochum nun in die Relegation.
Das hatten sie sich anders vorgestellt, als sie Anfang April, sechs Spieltage vor dem Saisonende, ihren Trainer Thomas Letsch entließen und durch den A-Jugend-Trainer Heiko Butscher ersetzten. Hoffnung keimte, als der VfL am viertletzten Spieltag 3:2 gegen Hoffenheim gewann und am drittletzten Spieltag 4:3 bei Union Berlin, doch an den letzten beiden Spieltagen zerstörten ein 0:5 gegen Leverkusen und nun dieses 1:4 in Bremen die letzten Hoffnungen auf den direkten Klassenverbleib.
Bochum hat 23 seiner 33 Punkte im heimischen Ruhrstadion geholt, auswärts nur zehn. Und bei 42:74 Toren hat einzig der abgeschlagene Tabellenletzte Darmstadt ein schlechteres Torverhältnis (30:86) und mehr Gegentreffer in der Bilanz stehen. In der Relegation gegen Düsseldorf droht dem VfL Bochum nun der siebte Bundesliga-Abstieg seiner Geschichte. Nur Arminia Bielefeld (acht) und der 1. FC Nürnberg (neun) haben mehr.