Tim Walter zum VfB Stuttgart:Schritt für Schritt nach oben

Tim Walter, Trainer von Holstein Kiel

Arbeitet demnächst für den VfB Stuttgart: Trainer Tim Walter, der mit Holstein Kiel aus der Gruppe der Aufstiegsaspiranten ausgeschieden ist.

(Foto: Armin Weigel/dpa)
  • Der VfB Stuttgart steht nach den Verpflichtungen von Sportdirektor Sven Mislintat und Nachwuchsleiter Thomas Krücken nun kurz davor, auch den Trainerposten neu zu besetzen.
  • Wahrscheinlich übernimmt Tim Walter, derzeit Trainer von Holstein Kiel, auf der Stuttgarter Bank.
  • Dieser hat zwar keine Erstligaerfahrung, aber einen klaren Plan, wie sein Team zu spielen hat.

Von Sebastian Fischer

Tim Walter hat geahnt, dass es eines Tages soweit sein würde, und es machte ihm dabei wenig aus, dass er mit seiner Ahnung überraschte. Es ist fast genau ein Jahr her, dass er auf der Terrasse eines Münchner Restaurants über seine Ambitionen sprach, die Stadt zu verlassen und bald zurückzukehren, als Trainer eines Gegners des FC Bayern in der Bundesliga. Walter, 43, war im Mai 2018 Trainer der Münchner U23 in der Regionalliga und hatte noch nie im Profifußball trainiert. Recht behalten könnte er trotzdem.

Im Mai 2019 steht die Bestätigung für Walters nächsten Karriereschritt zwar noch aus, doch es geht wohl nur noch um die Ablöse, die sein Klub Holstein Kiel erhalten soll. Dem kicker zufolge beträgt die Forderung rund eine Million Euro, sein Vertrag ist noch bis 2020 gültig. "Es hat sich bis dato noch kein anderer Verein bei uns gemeldet. Gerüchte werden nicht wahrer, wenn sie immer wiederholt werden", sagte Fabian Wohlgemuth, der Sportgeschäftsführer des Zweitligisten. Walter hat aber offenbar bereits zugesagt, im kommenden Jahr den VfB Stuttgart zu trainieren. Und sollte der VfB, aktuell auf dem Relegationsplatz, nicht absteigen, dann wäre aus dem Viertliga-Coach Walter in nur einem Jahr ein Erstliga-Trainer geworden.

Mit Holstein Kiel hat Walter den Aufstieg verpasst

Warum er selbst diesen Schritt geht, ist entsprechend schnell erklärt: "Die Vereine suchen mich", hatte er schon vor einem Jahr in München zwar lachend, aber doch selbstbewusst gesagt. "Mein Blick geht immer nach oben", sagte er ein paar Monate später, nachdem er zu Kiel gewechselt war. Tatsächlich hatte seine Holstein-Elf bis vor ein paar Wochen sogar die Chance, in die Bundesliga aufzusteigen.

Walter gilt seit Jahren als Trainertalent. Der FC Bayern bezahlte für ihn 2015 angeblich 200 000 Euro an den Karlsruher SC, wo er die U19 trainiert hatte. In München wurde er mit der U17 deutscher Meister, stieg zur U23 auf. Er sparte nicht mit Kritik am Klub, merkte vor seinem Abschied etwa an, dass dem Rekordmeister ein funktionierendes Konzept für den Nachwuchs fehle. Seine fordernde Art ist auch für Spieler nicht immer einfach. Doch es fiel auf, dass seine Teams nie den gerade typischen Umschaltfußball spielten, sondern mit Erfolg offensiv, auf Ballbesitz und Kreativität ausgerichtet. Genau das sucht der VfB.

Stuttgarts neuer Sportvorstand Thomas Hitzlsperger regt der Trend zum Gegen-den-Ball-Fußball so auf, dass er im März bei einem Spiel der VfB-Jugend ein Video von einem absichtlichen Ballverlust des Gegners twitterte, mit weinendem Emoji. Allerdings hieß damals der Trainer der VfB-Profis noch Markus Weinzierl - ein eher erfolgloser, vorsichtig taktierender Trainer in der Nachfolge des Defensiv-Trainers Tayfun Korkut. Schon Hitzlspergers Vorgänger Michael Reschke wollte im Februar den Kurs korrigieren und den Österreicher Oliver Glasner als dritten Trainer binnen einer Saison verpflichten. Stattdessen wurde Reschke entlassen, Glasner wird nun Trainer beim VfL Wolfsburg - und Hitzlsperger baut den Verein mit neuem Personal um. Stuttgart, sagt er, solle in Zukunft wieder offensiv spielen.

Zunächst kam Sven Mislintat, zuvor FC Arsenal, als Sportdirektor, dann wurde Jugendtrainer Nico Willig als Interimslösung an Weinzierls Stelle mit dem Ziel Klassenverbleib beauftragt. Am Dienstag verpflichte der VfB Thomas Krücken aus Mainz als Nachwuchsleiter. Ein Kandidat für den Trainerjob war auch Zsolt Löw, Assistent von Thomas Tuchel in Paris. Aber nun ist die Wahl auf Walter gefallen, dessen Stil wohl auch geeignet wäre, sollte Stuttgart nächste Saison erst mal wieder aufsteigen müssen. Dann würde sich nur sein Karriereplan verzögern.

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