VfB Stuttgart:Plötzlich sitzt Korkut im Sportwagen

Freiburg Deutschland 16 09 2018 1 Bundesliga 3 Spieltag SC Freiburg VfB Stuttgart Trainer

Auf einmal fällt alles viel schwerer: Trainer Tayfun Korkut steht mit den VfB Stuttgart (rechts im Bild: Verteidiger Emiliano Insua) vor einer richtungsweisenden Partie gegen Fortuna Düsseldorf.

(Foto: Roland Krivec/imago/DeFodi.eu)
  • Der bisher sieglose VfB Stuttgart trifft am Freitagabend auf Fortuna Düsseldorf.
  • Gegen den Aufsteiger muss Trainer Tayfun Korkut beweisen, dass er auch eine Mannschaft in der Offensvie entwickeln kann.
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Von Christof Kneer

Am liebsten würden sie beim VfB Stuttgart im Moment so rechnen: Die Niederlage im Pokal beim Drittligisten Rostock gilt nicht, weil ohne Holger Badstubers individuellen Fehler hätte man wahrscheinlich nicht verloren. Die Niederlage im ersten Punktspiel in Mainz gilt auch nicht, weil ohne Holger Badstubers individuellen Fehler hätte man wahrscheinlich nicht verloren. Die Niederlage gegen den FC Bayern gilt sowieso nicht, weil der FC Bayern an diesem Tag "mit Champions-League-Viertelfinal-Körperspannung" antrat, wie Stuttgarts Sportchef Michael Reschke sagt. Reschke muss das wissen, er hat für die Bayern eine Weile die Kader geplant, er muss bei dieser Mannschaft nicht lange hinsehen. Nach zehn Minuten habe er gemerkt, dass gegen die Bayern an diesem Tag "nichts zu holen" sein würde, sagt er. "Nicht den Hauch einer Chance" habe man, wenn Bayern so spiele, "jeder von denen war straff und hoch konzentriert".

Dieses Spiel kann man also auch rausrechnen aus der aktuellen Saisonbilanz, die sich dann gar nicht mehr so schlecht liest. Wenn Rostock, Mainz und München nicht gelten, wäre der VfB mit einem 3:3 in Freiburg in die Saison gestartet, mit zwei Gomez-Toren, das ist doch okay, oder?

"Das wird ein Schlüsselspiel", sagt Reschke

Reschke ist seit über 30 Jahren in der Branche, er ahnt, dass die Stuttgarter mit dieser Logik nicht durchkommen werden. Sie werden die geschäftsführende DFL kaum dazu bewegen können, die ersten Spiele umständehalber aus der Wertung zu nehmen. Der VfB steht, wo er steht: auf Platz 16, mit einem Punkt nach drei Spielen. Und deshalb haben sie in Stuttgart beschlossen, das Freitagabend-Spiel gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf schon als eine Art Vorrunden-Endspiel zu begreifen.

"Das wird ein Schlüsselspiel", sagt Reschke, "wir sind jetzt in einer Situation, in der wir liefern müssen." Werde dieses Spiel nicht gewonnen, meint Reschke, "müssen wir uns in dieser engen Liga darauf einstellen, bis Weihnachten auf den Plätzen 14 bis 18 rumzuhängen".

Sie trauen sich was beim VfB, aber es ist eine andere Art von Mut als geplant. Sie erhöhen freiwillig den Druck auf sich selbst, aber viel lieber hätten sie Druck auf die Teams unterhalb von Bayern München ausgeübt. Sie haben unter Trainer Tayfun Korkut zuletzt die zweitbeste Rückrunde gespielt, und Reschke hat noch ein paar verheißungsvolle Spieler dazu geholt. Das hat dazu geführt, dass sie im Sommer schon arg stolz auf sich waren, und auch wenn sie demonstrativ bescheiden bleiben wollten, dann war das halt eher so eine Platz-zehn-Bescheidenheit. Drunter würden sie ja wohl kaum landen, mit Pavard in der Abwehr, mit den Zugängen Didavi und Castro im Mittelfeld, mit Gomez und dem neuen argentinischen Talent Gonzalez im Sturm, und natürlich mit diesem rasenden Donis, der am letzten Spieltag der vorigen Saison die Bayern fast alleine überrannte.

Gegen Düsseldorf erwartet der Sportdirektor eine offensive Aufstellung

Noch spricht Reschke von einer "gemeinsamen Herausforderung für Mannschaft, Trainer und Management", aber erste externe und interne Debatten belegen, dass sich die Blicke nun vor allem auf Trainer Korkut richten. Er muss beweisen, dass er mehr kann als ein Team im Abstiegskampf zu befestigen. Noch hat er keine Idee für seine aufgemotzte Offensive entwickelt, zuletzt präsentierte er kurios defensive Aufstellungen mit Zentralspielern wie Gentner und Castro auf dem Flügel und Flügelspielern wie Donis, Akolo und Thommy auf der Bank. Im Moment wirkt Korkut wie ein seriöser Mittelklassewagenfahrer, dem man plötzlich einen Sportwagenschlüssel in die Hand drückt.

Gegen Düsseldorf wird Korkut wohl Gas geben. Michael Reschke jedenfalls geht von einer offensiveren Aufstellung aus.

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