VfB Stuttgart im Pokalfinale:Nur ein paar Fehler zu viel

DFB-Pokal FC Bayern München - VfB Stuttgart

Sank nach dem Schlusspfiff enttäuscht zu Boden: VfB-Keeper Sven Ulreich.

(Foto: dpa)

Beim VfB Stuttgart zeigen sich die Beteiligten nach der knappen Niederlage im Pokalfinale gegen die Bayern arg enttäuscht. Dennoch bleibt den Schwaben auch Grund zur Hoffnung: Sollte die Mannschaft in Zukunft öfter so auftreten wie in Berlin, stehen bessere Zeiten an.

Von Jonas Beckenkamp, Berlin

Als alles verloren war, konnte selbst der Bundespräsident keinen Stuttgarter mehr trösten - und schon gar nicht Bruno Labbadia. Joachim Gauck wollte dem Trainer des VfB die Medaille des Finalisten im DFB-Pokal um den Hals hängen, doch der Geehrte hatte kaum Lust, sich das Silberding überzustreifen.

Es war eine bezeichnende Szene für diesen so bitteren Abend für die Schwaben, an dessen Ende es eben nur 2:3 stand und nicht etwa 3:3 oder sogar 7:6 nach Elfmeterschießen. Ja, der VfB war in den Schlussminuten sogar nah dran, diesen Über-Bayern noch einen weiteren Hieb zu verpassen und Heldenhaftes zu schaffen - allein: Es klappte nicht ganz.

"Die Enttäuschung bei uns allen ist groß. Der zweite Platz in so einem Wettbewerb ist immer Mist," sagte Labbadia, als er zumindest wieder zum Reden im Stande war. Seine Spieler waren nach dem Schlusspfiff reihenweise auf die Wiese des Berliner Olympiastadions gepurzelt vor lauter Erschöpfung, aber auch vor lauter Verbitterung über die verpasste Großtat. Torhüter Sven Ulreich sank im Sechzehner zu Boden, Christian Gentner zerrte sich sein Trikot über den Kopf und Vedad Ibisevic ging schluchzend danieder.

Hätten die Stuttgarter einfach nur 0:3 verloren, wäre das womöglich leichter zu verkraften gewesen, aber so? "Wir hatten die einmalige Chance, die Bayern zu knacken. Obwohl es nach dem 0:3 so ausgesehen hatte, dass es durch ist, sind wir nochmal rangekommen," erklärte ein geknickter Serdar Tasci. "Und wenn am Ende eine der Chancen reingeht, dann bin ich mir sicher, dass wir die Verlängerung gewinnen."

Damit lag der Verteidiger nicht ganz falsch, denn die Münchner hatten tatsächlich gehörig gewackelt in der Endphase der Partie. Zwei Treffer von Außenstürmer Martin Harnik (71. und 80. Minute) beförderten den Außenseiter noch einmal in Schlagdistanz, nachdem der Rückstand nach Toren von Müller und zweimal Gomez eigentlich schon aussichtslos schien.

Die Schwaben zeigten eine ihrer besten Saisonleistungen

Doch das Comeback des VfB basierte auf einem vielversprechenden Fundament. Schon in der ersten Halbzeit hatten die Schwaben eine ihrer besten Saisonleistungen gezeigt und die Bayern mit Druck, Pressing und eigener Spielfreude verblüfft. Stellenweise wies die Partie erstaunliche Parallelen zum Champions-League-Finale zwischen den Münchnern und dem BVB auf - besonders, weil die Stuttgarter sich ähnlich geschickt anstellten wie die Borussia in der Vorwoche in Wembley.

"Vor allem in der ersten Hälfte haben wir sehr viel richtig gemacht, aber insgesamt haben wir zu viele Fehler gemacht, die der FC Bayern dann halt eiskalt ausnutzt," lautete Labbadias treffende Analyse. Er selbst kam ja bereits in den Genuss, den Pokal zu gewinnen. 1990 war das, als er mit dem FCK in Berlin triumphierte. Es als Trainer noch einmal zu schaffen, war sein erklärtes Ziel, doch daraus wurde nichts, weil seine Mannschaft in den entscheidenden Situationen eben doch zu unaufmerksam agierte.

Trotzdem konnten einige den Geschehnissen dieser Nacht auch Erbauliches abgewinnen. Zum Beispiel die vielen Fans in der VfB-Kurve, die ihr Team nach Schlusspfiff mit minutenlangem Applaus aufmunterten. Oder Torwart Ulreich, der sich irgendwann auch wieder aufgerappelt hatte: "Das war eine ganz starke Leistung und wir sind nach einem 0:3 noch zurückgekommen und haben bis zum Schluss gekämpft. Es ist natürlich sehr schade, dass wir uns nicht belohnt haben."

Wie es in Stuttgart nach einer insgesamt sehr durchwachsenen Saison (Platz 12 in der Liga, frühes Europa-League-Aus) weitergehen soll, wusste zumindest der Trainer ganz genau. Bruno Labbadia hatte schon häufig in dieser Spielzeit erläutert, dass er selbst und der Verein eigentlich nach Höherem streben - diese Haltung brachte der gebürtige Darmstädter auch diesmal zum Ausdruck. "Ich würde hier gerne meinen eigenen Anspruch umsetzen," sagte er. "Die Mannschaft hat als Basis eine gute Einstellung. Jetzt geht es nicht nur darum, groß einzukaufen, sondern ein positives Gefühl mit in die neue Saison zu nehmen."

Es scheint also, als sei die schwere Enttäuschung bei den Stuttgartern bloß eine Momentaufnahme. Gegen die Bayern "nur" 2:3 zu verlieren, haben ja tatsächlich nur wenige andere Teams in dieser Saison geschafft. Ob das auch der Bundespräsident bei der Siegerehrung zu Labbadia gesagt hatte?

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