VfB Stuttgart:Gut für die Umwelt

FC Schalke 04 VfB Stuttgart Deutschland Augsburg 18 05 2019 Fussball Bundesliga Saison 2018

Auf Schalke mal wieder von Beginn an dabei, in der Relegation eher nicht: Stuttgarts Verteidiger Holger Badstuber.

(Foto: Robin Rudel/imago)

Im Energiesparmodus in die Relegation: Beim für die Abschlusstabelle unbedeutenden 0:0 auf Schalke schont Stuttgarts Interimstrainer Nico Willig gelbgefährdete Leistungsträger wie Anastasios Donis oder Ozan Kabak.

Von Christof Kneer

Die Finanzabteilungen von Union Berlin und vom SC Paderborn werden die Spesenabrechnungen vermutlich bewilligen, die Reisen ihrer Scouts waren dienstlich durchaus gerechtfertigt. Es ist ja grundsätzlich sehr okay, den nächsten Gegner zu beobachten, erst recht, wenn ein ungewöhnlich wichtiges Spiel ansteht. Der VfB Stuttgart würde der Gegner in den Relegationspartien um den letzten Erstligaplatz sein, das stand ja schon eine Woche lang fest - eine Erkenntnis, die für den Zweitliga-Vertreter aber keinen Wettbewerbsvorteil bedeutete. Zwar ergab sich aus der frühzeitigen Kenntnis des Gegners die praktische Gelegenheit, den VfB am 34. Spieltag einer gründlichen Beobachtung zu unterziehen - nur ging der seriöse Plan leider nicht auf.

Die Verantwortlichen des VfB durchkreuzten den Plan, indem sie ihren VfB einfach vor den Kundschaftern versteckten.

Es wird den Spähern - im konkreten Fall jetzt denen von Union Berlin - für die Relegation kaum weiterhelfen, wenn sie nun wissen, dass Holger Badstuber immer noch Fußball spielt. Auch die Erkenntnis, wie Badstuber in der Innenverteidigung des VfB mit Timo Baumgartl harmoniert, wie sie sich die Räume aufteilen und wer bei Eckbällen welchen Raum bewacht: komplett nutzloses Zeugs. Badstuber und Baumgartl werden in der Relegation mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht die VfB-Innenverteidigung bilden - ebenso wenig, wie der Linksverteidiger Borna Sosa auf dem offensiven Flügel spielen wird. Das tat Sosa aber am 34. Spieltag, beim insgesamt recht spannungslosen 0:0 auf Schalke.

Zwei Spiele in einem coachen: Diese schwierige Aufgabe müssen sonst nur Trainer von Europacup-Teams lösen, sie müssen bei der Aufstellung samstags schon an Mittwoch denken: Muss man jemanden schonen, welches Spiel ist wichtiger? Zumindest die zweite Frage war für Stuttgarts Interimscoach Nico Willig schnell beantwortet: Der Kick auf Schalke war im Grunde bedeutungslos - die anstehenden Relegationsspiele gehören dagegen zu den bedeutenderen in der Vereinsgeschichte.

Dennoch stellte sich für Willig auch die andere zentrale Frage: Sollte er seine beim 3:0 gegen Wolfsburg so überzeugende Elf beisammen und im Rhythmus lassen? Oder sollte er Alternativen erproben, Späher irreführen, mit den Kräften haushalten? Willig wählte die zweite Variante, aus einem einleuchtenden Grund: Zwei seiner wichtigsten Spieler - der Stürmer Anastasios Donis und der Innenverteidiger Ozan Kabak - sind mit vier gelben Karten belastet, eine fünfte hätte eine Sperre im Relegations-Hinspiel am Donnerstag nach sich gezogen; also ließ er sie auf der Bank, und den muskulär belasteten Verteidiger Marc-Oliver Kempf strich er gleich ganz aus dem Kader. Den verletzungsanfälligen Daniel Didavi - fürs Aufbauspiel des VfB unverzichtbar - nahm Willig nach 45 Minuten ebenso schonungshalber vom Feld wie den Kapitän Christian Gentner, der gerade aus einer Verletzungspause kommt.

Der VfB ist gut für die Umwelt, er geht im Energiesparmodus in die Relegation, und die Verantwortlichen vertrauen darauf, dass die Elf ihre Spannung rechtzeitig wieder hochfährt. "Wir müssen dankbar sein, dass wir mit 28 Punkten überhaupt noch die Chance haben, die Liga zu halten", sagt Kapitän Gentner. Donis und Kabak sollten mit der Spannung allerdings etwas aufpassen: Eine fünfte gelbe Karte im Hinspiel würde immer noch eine Sperre fürs Rückspiel bedeuten.

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