VfB Stuttgart:Es zwickt überall

VfB Stuttgart v FC Schalke 04 - Bundesliga

VfB-Trainer Markus Weinzierl.

(Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Der Tabellen-Sechzehnte reagiert nach dem 1:2 gegen Schalke auf die anhaltende Krise mit Wintertransfers - als Erster kommt Stürmer Alexander Esswein.

Von Thomas Hürner, Stuttgart

Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke hat nach der Partie nicht erzählt, was ihm in jenem Moment durch den Kopf ging, als Nicolás Gonzalez unverhofft den Ball von Schalkes Torwart Ralf Fährmann vor die Füße gespielt bekam. Es dürfte aber ein ähnlicher Gedanke gewesen sein, wie ihn sein Schalker Amtskollege Christian Heidel später offenbarte: "Bitte, bitte", habe dieser sich gedacht, "gib' uns mal ein bisschen Spielglück."

An wen Heidel sich da innerlich gewandt hatte, verriet er nicht. Auf den Stuttgarter Gonzalez hatte dann aber zumindest der Umstand, dass dieser als Linksfuß mit rechts abschließen musste, eine fatale Wirkung. Frei vor dem völlig leeren, auch von Torwart Fährmann geräumten Tor traf er in der 48. Minute den Pfosten - und somit nicht zum 1:1-Ausgleich. Es war eine Szene, die es problemlos in jeden Saisonrückblick schaffen wird.

Auch Reschke sprach nach dem 1:3 des VfB viel von Spielglück, allerdings von fehlendem. Gemeint hatte er nicht nur die Großchance von Gonzalez, sondern auch eine von Mittelfeldspieler Erik Thommy in den ersten Minuten der Partie. Auch Thommy wurde von Fährmann, dem freundlichen Schalker, freigespielt, auch für ihn bestand die Aufgabe darin, ins leere Tor zu treffen. Doch Thommy zielte drüber, und Schalke ging wenig später durch Steven Skrzybski in Führung (10.). Dass es sich beide Male um Chancen handelte, die ohne Stuttgarter Eigenleistung zustande kamen, blieb aber auch Reschke nicht verborgen. Das Auslassen dieser Chancen als Erklärung für die Stuttgarter Misere anzuführen, sei daher "zu einfach", sagte er, "und das machen wir auch nicht".

Tatsächlich haben die Probleme bei den Stuttgartern, die auf dem Relegationsplatz 16 überwintern müssen, aber auch mit fehlendem Glück zu tun. Die Zahl der kurz- und langfristig Verletzten entspricht fast einer schlagkräftigen Mannschaft. Es fehlen wichtige Abwehrspieler wie Benjamin Pavard oder Holger Badstuber, Spielmacher Daniel Didavi ist nach langer Pause noch ebenso weit von seiner Bestform entfernt wie der Angreifer Anastasios Donis. Und als VfB-Trainer Markus Weinzierl gegen Schalke mit eben diesem Donis einen zusätzlichen Stürmer bringen wollte, da habe dieser signalisiert, dass die Muskulatur wieder zwicke. "Das beschreibt unsere Gesamtsituation eigentlich ganz gut", sagte Weinzierl, der schon häufiger nicht allzu subtile Botschaften an die VfB-Offiziellen gesendet hat.

Weinzierl will und braucht zusätzliches Personal, vor allem in der Offensive erweist sich Reschkes Konzept vom kleinen Kader zurzeit als limitierender Faktor. Nur zwölf Treffer in 17 Spielen haben die Stuttgarter erzielt, die wenigsten der Liga. Reschke hat die "feste Überzeugung, dass mehr in der Mannschaft steckt", aber auch, dass es Versäumnisse in der Kaderplanung zu korrigieren gilt. Das "ein oder andere" werde sich tun, sagte Reschke und gab kurz nach Abpfiff die erste Personalie bekannt: Alexander Esswein wird von Hertha BSC ausgeliehen. Der 28-Jährige erzielte in 172 Bundesliga-Spielen für Hertha, Augsburg, Nürnberg und Wolfsburg 14 Tore. Mit seiner "Schnelligkeit und Wucht" werde er eine "wichtige Alternative auf den Außenpositionen sein", richtet Reschke in einer Klub-Mitteilung aus.

Bereits im Stadion hatte sich der Sportvorstand bewusst zuversichtlich gegeben. "In der letzten Winterpause", sagte Reschke über Zugänge, "ist uns das ja auch noch gelungen". Auch damals befand sich der VfB im Abstiegskampf, der Klub landete nach formidabler Rückserie und mit den Zugängen Mario Gomez und Erik Thommy auf Platz sieben.

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