VfB Stuttgart: Einzelkritik:Wunder mit Pawelinho

Gross wirkt wie ein Imperator und macht aus einem Ochsen einen Hasen, Khedira agiert als genialer Stratege, und Gebhart spielt, als stünde er auf dem Schulhof. Stuttgart in der Einzelkritik.

Thomas Hummel, Stuttgart

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Christian Gross

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Christian Gross

Der erste Auftritt des neuen Trainers war ein schillernder. Um 20.16 Uhr betrat Christian Gross seine neue Arena, die Blitzlichter der Fotografen gewitterten um ihn herum, von seiner Glatze gewitterten sie weiter ins Stadionrund bis unters Dach. Gross ließ die Fotografen aus der Coaching Zone verscheuchen, dann stand der 55-Jährige mit schwarzem Mantel, schwarzer Hose, schwarzen Schuhen und den breiten Schultern da wie eine Statue und sah sich das Aufwärmen an. Um 20.21 Uhr verschwand der neue Imperator wieder in die Katakomben. Um 20.45 Uhr stand diese schwarze Statue mit blankem Haupt wieder in der Coaching Zone und entfaltete von dort magische Kräfte. 37.000 Zeugen im Stadion versicherten sich glauhaft, dass da unten die Profis des VfB spielten. Jene, die seit Monaten nicht mehr wussten, wie sie ein Tor schießen sollen. Und dann stand Statue Gross da draußen und nach elf Minuten hieß es 3:0. Hatte er die Spieler binnen dreier Tage verwandelt?

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Jens Lehmann

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Jens Lehmann

Aus dem 40-Jährigen macht auch Christian Gross keinen anderen mehr als eine Art Torwartstatue mit knallgrünem Hemd. Muss er auch nicht. Lehmann zeigte in diesem Endspiel, dass er immer noch einer der besten ist. Verhinderte nach sieben Minuten den Ausgleich gegen den eigenen Verteidiger Celozzi per Blitzreflex.

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Stefano Celozzi

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Stefano Celozzi

Auch ihn konnte Gross nicht verwandeln. Was beinahe nach hinten losgegangen wäre, im wörtlichen Sinne. Klärte nach sieben Minuten Richtung eigenes Tor und musste Torwart Lehmann danken für dessen Blitzreflex. Spielte die restlichen 83 Minuten gut.

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Serdar Tasci

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Serdar Tasci

Tasci verwandeln? Nicht doch! Seinen Zopf trug er schon am Samstag gegen Bochum, und seine Spielweise bleibt wohl auf ewig die gleiche: steht gerne im Raum, geht Zweikämpfen gerne aus dem Weg. Gegen geschockte und fürchterlich harmlose Rumänen sah dies sehr gut aus.

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Matthieu Delpierre

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Matthieu Delpierre

Ihn hatte schon Babbel zum Kapitän gemacht. Trug die Binde mit Würde. War trotz einer Armverletzung ein sehr sicherer Teil der Stuttgarter Abwehr. Was nach den Eindrücken der vergangenen Wochen zumindest ein Wunderlein war.

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Arthur Boka

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Arthur Boka

Viele hofften nach 45 Minuten, dass Gross den kleinen Ivorer in einen soliden Außenverteidiger verwandelt hatte: mit offensivem Talent und defensiver Stabilität. Doch dann trat er nach einer Flanke wie ein Ochse es mit seinem Huf täte, Gegenspieler Semedo erzielte das 1:3.

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Christian Träsch

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Christian Träsch

Hatte seinen Anteil am Wunder der ersten elf Minuten mit einem 70-Meter-Sprint vom eigenen bis zum gegnerischen Strafraum und einem anschließenden Schuss an den Innenpfosten zum 2:0. Werkelte, rannte, sprintete auch ansonsten und gab damit einen schönen Nebenmann für den Strategen Khedira.

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Sami Khedira

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Sami Khedira

Ein Wunder, für das Christian Gross nichts konnte. Sami Khedira kehrte nach wochenlanger Pause wegen eines Ermüdungsbruchs überraschend in die erste Elf zurück und gab dem Stuttgarter Spiel die Plan und Strategie zurück. Schickte vor dem 1:0 eine Flanke genau auf den Kopf von Marica und leitete damit die Tor-Erlösung ein. Lenkte das Spiel der Schwaben auf eine unaufgeregt geniale Weise und ließ so den Verdacht aufkommen, dass vielleicht die Anwesenheit von Sami Khedira aus dem VfB Stuttgart eine neue Mannschaft machte. Musste leider nach einer Stunde vom Platz.

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Timo Gebhart

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Timo Gebhart

War bei Babbel schon abgeschrieben als disziplinloser Luftikus. Kam deshalb überraschend von Beginn an auf den Platz, Wundertäter Gross konnte hier binnen dreier Tage allerdings nichts ausrichten. Gebhart spielt weiterhin Fußball, als stünde er auf dem Schulhof: Fummeln, lupfen, dribbeln gegen drei Gegenspieler, hektisch, plan- und strategielos. Allerdings mit schönen bis herausragenden Momenten wie bei der Vorlage zum 2:0 oder dem Schlenzer ans Lattenkreuz (72.).

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Aleksandr Hleb

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Aleksandr Hleb

Elf Minuten lang zauberten die Stuttgarter, so dass die Zuschauer nach dem Armehochreißen sogleich zum Kopfschütteln übergingen. Wie war das möglich? Ja, wie war das möglich, und noch dazu völlig ohne Zutun des Bestverdiener im Team. Hleb beobachte die guten Aktionen des VfB distanziert wie die Zuschauer, das Spiel lief wieder völlig am hochbegabten Weißrussen vorbei. Wurde völlig zurecht nach 55 Minuten ausgewechselt.

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Ciprian Marica

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Ciprian Marica

Marica bekam den Ball am Sechzehnmeter-Raum zugespielt und schoss ihn mit der Innenseite ins kurze Eck. Torwart Sven Ulreich hatte keine Abwehrchance. Ja, dachte man da noch, beim Aufwärmen trifft jeder. Dann flog eine Flanke von Khedira herein, Kopfball, 1:0 für den VfB nach drei Minuten. Unglaublich! Tor durch Marica? Ausgerechnet das Leichtgewicht, der Luftikus aus Rumänien, der nie ein Tor schießt? Machte gegen seine Landsleute das vielleicht beste Spiel beim VfB. Bekam sicher den lautesten Abschiedsapplaus, seitdem er in Stuttgart ausgewechselt wird.

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Pawel Pogrebnjak

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Pawel Pogrebnjak

Sie nannten ihn die Statue aus St. Petersburg. Ungelenk, hölzern, Ballgefühl wie ein Ochse. Bis zu diesem Tag. Da tanzte er nach elf Minuten zwei Rumänen mit der Wendigkeit eines Hasen aus und schob dem Torwart den Ball durch die Füße mit der Geistesgegenwart eines Luchses zum 3:0. Das größte Wunder des Abends! Ein Pawelinho.

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Sebastian Rudy getty

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Sebastian Rudy (im Bild) Kam für Hleb und hatte gleich in seinen ersten beiden Minuten mehr gute Szenen als der Weißrusse zuvor in einer Stunde. Gross wird bald merken: den muss er nicht verwandeln, der ist schon gut.

Zdravko Kuzmanovic Hatte sich gegen Bochum am Samstag eine Muskelverletzung zugezogen. Musste deshalb erstmal auf die Ersatzbank, obwohl er zuletzt der beste Stuttgarter war und obwohl Gross ihn einst beim FC Basel entdeckt und gefördert hatte. Kam nach einer Stunde für den entkräfteten Khedira. Konnte den Wundermann Sami nicht ersetzen.

Cacau Wäre er nicht vor kurzem Deutscher geworden, er wäre der zweite Brasilianer beim VfB gewesen neben Pawelinho. Bildete mit seinem Landsmann am Ende ein Sturmduo. Vergab aber ganz stuttgarterisch eine Riesenchance zum 4:1.

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