VfB Stuttgart:"Der Tiefpunkt"

Fortuna Duesseldorf v VfB Stuttgart - Bundesliga

Ausnahmsweise mal Zweikampfsieger: VfB-Stürmer Nicolas Gonzalez (li.) im Kopfballduell mit Düsseldorfs Adam Bodzek.

(Foto: Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Der VfB Stuttgart wird beim 0:3 in Düsseldorf teilweise vorgeführt. Die Fortuna hat nun zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und entfernt sich aus dem Abstiegskampf.

Von Philipp Selldorf, Düsseldorf

Der Abstiegskampf nimmt aus Sicht des VfB Stuttgart immer bedrohlichere Formen an. Durch die 0:3-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf ist den Schwaben nicht nur ein weiterer Konkurrent enteilt, auch die Stimmung beim VfB ist um einige Minusgrade kälter geworden. Die Leistung des Stuttgarter Teams war bedenklich, der Sieg des in allen Belangen besseren Aufsteigers hochverdient. Die Lage für den bereits von Ablösungsgerüchten umwehten Trainer Markus Weinzierl dürfte sich nach dieser niederschmetternden Niederlage unangenehm zuspitzen. "Das war heute der Tiefpunkt. Gegen einen direkten Konkurrenten muss man sich mehr wehren", sagte Torhüter Ron-Robert Zieler. Die Fortuna, die einen äußerst stabilen Eindruck machte, nähert sich hingegen in schnellen Schritten dem Klassenerhalt. Der Sieg gebe "weiteres Selbstvertrauen", sagte Trainer Friedhelm Funkel.

Die Angriffsbemühungen der Stuttgarter sind beachtlich einfallslos

Während ganz Deutschland über die fidelen alten Herren Claudio Pizarro, 40, und Alex Meier, 36, staunt, erfreut sich ganz Düsseldorf an Oliver Fink, 36. Der Kapitän trieb das Spiel der Fortuna im zentralen Mittelfeld voran und konnte es dabei mit jedem noch so viele Jahre jüngeren Gegenspieler aufnehmen. Am zügigen und geradlinigen Angriffsspiel seiner Elf hatte er tragenden Anteil. Die Hausherren verloren auch nicht viel Zeit, um die Stuttgarter wissen zu lassen, dass sie in Heimspielstimmung waren. Nach fünf Minuten der erste Aufschrei auf den Rängen: Mittelstürmer Kenan Karaman hatte den Pfosten getroffen. Dass er das Ziel knapp verfehlt hatte, brauchte ihn nicht zu ärgern, der Treffer hätte ohnehin nicht gezählt - Abseits.

Der VfB schaffte es zunächst, den Schwung der Düsseldorfer zu bremsen, was aber nicht bedeutete, dass er selbst in Schwung kam. Ein eigenes Angriffsspiel kam kaum zustande, der Versuch, die einsame Angriffsspitze Gonzalez mit hohen Bällen einzusetzen, war Ausdruck beachtlicher Einfallslosigkeit. Die Fortunen machten auf der Gegenseite mit vor, wie man's besser macht, bevorzugt bedienten sie sich dabei der Hilfe Dodi Lukebakyos, der mit schnellen Läufen auf dem linken Flügel die Stuttgarter Deckung traktierte. In der 34. Minute flankte er den Ball auf Karamann, der mit einem Kopfball zum 1:0 traf. Benjamin Pavard begleitete den Vorlagengeber mit einer Teilnahmslosigkeit, die sein Ansehen als Weltmeister beschädigte.

Man darf annehmen, dass Markus Weinzierl zur Pause in der VfB-Kabine einige aufrüttelnde Worte gesprochen hat, jedenfalls kehrten die Stuttgarter in gestraffter Haltung auf den Platz zurück. Die Ausnahme bildete der Winter-Neuzugang Steven Zuber, der die großen Hoffnungen, die man in ihn gesetzt hatte, während der ersten Hälfte nicht bestätigen konnte. Weinzierl nahm ihn vom Feld, der schnelle Anastasios Donis ersetzte ihn, und es sah für einige Minuten danach aus, als ob der VfB seinen Angriffsgeist gestärkt hätte. Doch bevor sich daraus etwas entwickeln konnte, schlug die Fortuna zu. Jean Zimmer leitete im schnellen Gegenangriff hinüber zu Fink, und dieser ließ Ascacibar hilflos ins Leere grätschen, bevor er den Ball ins Eck schlenzte (49.). Traumtor? Traumtor.

Dies war der Schlag, der die Stuttgarter umhaute, von diesem Erlebnis erholten sie sich nicht mehr. Das Spiel wurde ordnungsgemäß fortgesetzt und der VfB wahrte auch den Anschein, gegen den Rückstand anzukämpfen, aber die Bemühungen blieben auf absehbare Weise fruchtlos. Obwohl die Fortuna die Deckung ausbaute und auf Ergebnissicherung programmierte, war sie durch ihre Konter dem nächsten Treffer näher als der VfB dem 1:2. Die Stuttgarter Fans vertrieben sich daher die restliche Zeit damit, Stimmung gegen den Präsidenten Wolfgang Dietrich zu machen. Und prompt fiel dann auch noch das 3:0 durch den eingewechselten Benito Raman. Als negative Zugabe folgte in der Nachspielzeit noch eine Rote Karte für Angreifer Gonzalez, die Schiedsrichter Dingert nach Ansicht der Videobilder hervorholte. Grund: Tätlichkeit.

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