Daten-Affäre beim VfB Stuttgart:"Ich werde dafür kämpfen zu bleiben"

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Genervt, aber nicht entnervt: Thomas Hitzlsperger widerspricht Gerüchten, er könnte als Vorstandschef des VfB Stuttgart aufhören.

(Foto: Hansjürgen Britsch /Pressefoto Baumann / Imago)

Der Bundesligist stellt im internen Datenskandal zwei weitere Angestellte frei. Thomas Hitzlsperger bekräftigt aber energisch, Vorstandschef bleiben zu wollen.

Von Christoph Ruf, Stuttgart

Geht es nach Thomas Hitzlsperger, dann war das Pressegespräch am Freitag Schlussstrich und Neuanfang zugleich. Zu gerne würde der Vorstandschef des VfB Stuttgart künftig nur noch über Sport reden: über die erfolgreiche Bundesligamannschaft, die gute Nachwuchsarbeit oder über die Frage, ob Sportdirektor Sven Mislintat beim VfB bleibt. Zunächst aber galt es, die Ergebnisse der nun abschließend juristisch bewerteten Daten-Affäre zu verkünden, die in eine Zeit fiel, als Hitzlsperger selbst noch nicht Sportchef war. Und es galt zu betonen, dass man aus den Fehlern und Unterlassungssünden der Vergangenheit lerne: "Compliance wird ein großes Thema werden", sagte Hitzlsperger, der hausintern entsprechende Regeln erarbeiten will.

Bereits am Mittwoch, so wurde berichtet, sei Uwe Fischer und Oliver Schraft, den ehemaligen Leitern der Abteilungen Marketing und Kommunikation gekündigt worden. Bei Rainer Mutschler, der vor einigen Tagen aus dem Präsidium zurückgetreten war, aber noch beim Verein angestellt ist, liegen die Dinge juristisch wohl komplizierter. Er soll ebenfalls in die Daten-Affäre involviert gewesen sein. Man unterhalte sich gegenwärtig darüber, ob und wie eine weitere Zusammenarbeit möglich sei, hieß es.

Spekulationen, er könnte entnervt hinwerfen, dementiert Hitzlsperger energisch

Dass den VfB ein saftiges Bußgeld erwartet, sobald der Landesdatenschutzbeauftragte seine Ermittlungen abgeschlossen hat, war ebenfalls erwartet worden - im Gegensatz zur Tatsache, dass 2016 und 2017, also rund um die umstrittene Ausgliederung der Profiabteilung, die Daten von 100 000 Personen illegal an Dritte weitergegeben wurden. Das wären etwa 30 000 mehr als der VfB Mitglieder hat. Bislang war man nur von einem Drittel, rund 35 000 Datensätzen, ausgegangen. Ob je aufgeklärt werden kann, wem diese Daten zuzuordnen sind, ist fraglich. Die entsprechende Mail wurde auf dem VfB-Server unwiederbringlich gelöscht.

Im SZ-Interview (Freitag) hatte Hitzlsperger bereits betont, dass er keine weitere Aufklärung der Vorkommnisse rund um die Mitgliederversammlung 2017 initiieren werde. Damals war die Ausgliederung der Profiabteilung mit einer Mehrheit von 84 Prozent beschlossen worden. Von den 12 000 stimmberechtigten Mitgliedern hatten sich aber nur 9099 an der wichtigsten Abstimmung der jüngeren Klubgeschichte beteiligt. Im Raum steht der Verdacht, dass Hunderte Stimmen nicht gezählt wurden.

Er wolle "nicht die Vergangenheit verteidigen. Aber die Diskussion hätte man damals führen müssen", hatte Hitzlsperger gesagt. Am Freitag betonte er erneut, dass nun die arbeitsrechtlich möglichen Konsequenzen aus der Daten-Affäre gezogen worden seien und er künftig dafür sorgen wolle, dass sich dies nicht wiederhole. Es gelte, "uns an die Welle, die wir sportlich gerade reiten, dranzuhängen."

Dass aber die Querelen, die Fans, Mitglieder und Mitarbeiter entzweit haben, nicht von einem Tag auf den anderen der Vergangenheit angehören können, ist Hitzlsperger bewusst. Spekulationen, er könnte entnervt hinwerfen, hat er jedoch energisch dementiert: "Ich mag den Job echt gerne und werde dafür kämpfen zu bleiben - auch wenn es manche gibt, die mich hier nicht sehen wollen."

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23.01.21 SC Freiburg - VfB Stuttgart Deutschland, Freiburg, 23.01.2021, Fussball, Bundesliga, Saison 2020/2021, SC Freib

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