Am Montag fragte niemand, am Dienstag und am Mittwoch auch nicht, und als der Donnerstag kam und schließlich der Freitag, hatte immer noch keiner diese Frage gestellt. Niemand wollte in dieser Woche wissen, ob das Spiel gegen Werder Bremen ein Endspiel für Trainer Huub Stevens sei. Niemand fragte, ob im Falle einer Niederlage vielleicht am Montag schon Stevens' Nachfolger Alexander Zorniger auf den Hof fahre. Es fand sich nicht einmal jemand, der dem Sportchef Robin Dutt unterstellte, er habe Huub Stevens zu wenig unterstützt oder er habe ihn zwar unterstützt, es aber bestimmt nicht so gemeint.
Es war eine komische Woche beim VfB Stuttgart. Die Mannschaft hat sich in der Tabelle zuletzt von Platz 18 auf Platz 18 verbessert, der 15. Tabellenplatz ist nicht mehr zwei, sondern wieder fünf Punkte entfernt, und nach allem, was man weiß, ist das anstehende Spiel gegen Werder Bremen auch noch nicht gewonnen.
"Wir können uns über die Stimmung nicht beschweren"
Und doch kommt es diesem Tabellenletzten auf einmal so vor, als sei er ein anderer Tabellenletzter als vor ein paar Wochen. "Sagen wir so: Dafür, dass wir Achtzehnter sind, können wir uns über die Stimmung in der Stadt nicht beschweren", sagt Robin Dutt, der Sportvorstand. "Es hat sich eben ausgezahlt, dass wir in der Trainerfrage die Ruhe bewahrt haben."
Für alle, die es vergessen, verdrängt oder nie gewusst haben: Der VfB ist ein Verein, der sich immer einiges darauf eingebildet hat, dass in seiner Stadt Spieler wachsen, die schönen Fußball spielen können. Allerdings sind in dieser Stadt immer auch Zuschauer gewachsen, die umgehend bruddelten, sobald der schöne Fußball mal ausblieb. "Bruddeln" ist ein schönes schwäbisches Tunwort, das viel von seinem Originalcharakter verliert, wenn man es mit "meckern/motzen/mosern" übersetzt.
Die negative Wolke hängt stabil überm Stadion
An den Bruddlern auf der Haupttribüne sind schon viele Trainer und Manager verzweifelt, aber mehr noch an den Bruddlern in den eigenen Gremien, die nie Geld für Transfers rausrücken wollten, um es dann doch im falschen Moment für die falschen Spieler zu bewilligen. Was dann zu weiterem Bruddeln führte, in den Gremien und auf der Tribüne.
All das hat sich zu jener mit negativer Energie aufgeladenen Wolke verdichtet, die seit Jahren stabil überm Stadion hängt. Bis vor zwei oder drei Wochen hat der VfB dazu einen schlecht gelaunten, gehemmten und völlig untauglichen Bruddelfußball gespielt, und Huub Stevens wurde immer mehr zum Bruddler aus Kerkrade.