VfB-Sieg in Freiburg:Ungewohnt offensiv

SC Freiburg - VfB Stuttgart

Erstes Spiel mit dem VfB, erster Sieg: Trainer Huub Stevens

(Foto: dpa)

Der VfB Stuttgart gewinnt mit seinem neuen, alten Trainer Huub Stevens 4:1 beim SC Freiburg. Vor allem die zweite Hälfte zeigt, dass der Niederländer seine Spielphilosophie weiterentwickelt hat.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Der Bauch ist ein wenig fülliger geworden, die Haare lichter. Und doch sah der Huub Stevens vom Freitagabend noch sehr nach dem Trainer aus, der am 30. November 1996 erstmals im Freiburger Stadion vorstellig wurde - und mit Schalke 04 dort 3:2 gewann. Die Hände im Rücken gefaltet, den Oberkörper leicht nach vorne geneigt, schaute sich der neue alte Stuttgarter Trainer die Darbietungen einer Mannschaft an, die auch diesmal im Stevens-Style begann: konsequent defensiv.

Doch das lag nur zum Teil an einer bei Stevens nicht unüblichen taktischen Vorgabe, zum anderen aber auch am Freiburger Angriffsschwung, der den VfB ganz schön beschäftigte. Alles in allem stand die Stuttgarter Defensive allerdings weitaus solider als in den vergangenen Wochen, was nicht zuletzt daran lag, dass die Innenverteidigung um Antonio Rüdiger und Timo Baumgartl konsequent arbeitete.

Das allerdings konnte man von Torwart Sven Ulreich nicht behaupten. Der Mann, den Veh durch Thorsten Kirschbaum ersetzt hatte, sah beim 1:1 durch Vladimir Darida nicht gut aus. Zuvor schaffte er es nicht, einen Distanzschuss von Marc Torrejon festzuhalten, den er stattdessen frontal Sebastian Freis vor die Füße servierte - doch der Freiburger Angreifer schaffte es, den Ball aus kürzester Distanz weit übers Tor zu schießen. Da in den Wochen zuvor auch Kirschbaum die Jobzufriedenheit seines Trainers nicht unbedingt erhöht hatte, darf man beim VfB wohl mittlerweile von einem echten Torwartproblem sprechen.

Dass es dennoch zu einem komfortablen 4:1-Sieg reichte, lag zum einen an Freiburger Unzulänglichkeiten - Unglücksrabe Stefan Mitrovic verschuldete allein zwei Stuttgarter Treffer, ehe er sich mit einem Platzverweis selbst erlöste. Zum anderen zeigte der VfB im zweiten Durchgang ein ansehnliches und zielstrebiges Offensivspiel. "Wir haben da sehr guten Konterfußball gespielt", betonte Stevens dann auch. "Das dritte und vierte Tor haben wir gut herausgespielt. Auch danach hatten wir noch gute Gelegenheiten."

Freiburg schlägt sich selbst

Was Stevens in aller Bescheidenheit unerwähnt ließ: Ausgerechnet die Spieler, die ihren Platz in der Stammformation dem Trainerwechsel verdankten, taten sich besonders hervor. Timo Werner, Sercan Sararer und Carlos Gruezo, die unter Vorgänger Armin Veh einen schweren Stand hatten, präsentierten sich dabei ebenso als Aktivposten wie der zweifache Torschütze Martin Harnik, der nach dem Spiel Bescheidenheit anmahnte: "Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Im ersten Spielabschnitt haben wir keinen guten Fußball gespielt, sind oft nicht in die Zweikämpfe gekommen und hatten Glück, dass wir nicht mit einem Rückstand in die Pause gehen."

So war es. Und die Art und Weise, wie der SC in einem insgesamt starken ersten Durchgang mit seinen Chancen umging, dürfte den Freiburger Verantwortlichen Kummer bereiten. Da schoss Felix Klaus einen Ball an die Latte (kann passieren), da segelten die Spieler drei-, viermal freistehend an Flankenbällen vorbei (kann eher nicht passieren), und da schoss Sebastian Freis einen Ball, der ihm vom VfB-Keeper perfekt vorgelegt wurde, aus kurzer Distanz sehr sehr deutlich übers Tor (darf in der Bundesliga nicht passieren).

Für Freis, der am Freitag jedes Laufduell verlor, spricht dennoch ein sehr gewichtiges Argument: Seine Sturm-Konkurrenten um den Platz neben dem starken Admir Mehmedi sind aus unterschiedlichen Gründen keine Konkurrenz. "Wenn man solch eine erste Halbzeit spielt und dann eine Partie so herschenkt, ist das traurig", sagte Niclas Höfler und meinte vielleicht das gleiche: Der SC braucht zu viele Chancen, weil die Qualität im gegnerischen Strafraum nicht reicht. "Traurig" hin oder her - es ist ein Handlungsauftrag für die Winterpause.

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