Vettel in der Formel 1:"Wir waren wieder zu spät!"

F1 Grand Prix of Singapore

Nur Dritter in Singapur: Sebastian Vettel.

(Foto: Getty Images)
  • Sebastian Vettel verpasst in Singapur die Chance, Punkte auf den WM-Führenden Lewis Hamilton gutzumachen.
  • Da Hamilton gewinnt und Vettel nur Dritter wird, beträgt der Rückstand des Deutschen in der Gesamtwertung nun sogar 40 Punkte.
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Von Anna Dreher

Die Wende in dieser Formel-1-Weltmeisterschaft sollte, nein musste aus Sicht von Sebastian Vettel und Ferrari in Singapur kommen. Auf dieser unberechenbarsten aller Strecken im Kalender, auf der Vettel mit vier Erfolgen Rekordhalter ist, war ein Sieg eigentlich Pflicht. Am Ende eines für diesen Grand Prix ungewöhnlich ruhigen Verlaufs aber durfte sich erneut ein anderer freuen. Dieser andere war ausgerechnet wieder Vettels Dauerrivale: Lewis Hamilton, der hier nun ebenfalls vier Mal gewonnen hat. "Das war ein hartes Rennen. Das Team hat nie aufgegeben", sagte der Brite nach seinem siebten Saison- und 69. Karrieresieg, während er erschöpft neben seinem Mercedes kniete und das spektakuläre Feuerwerk den nächtlichen Himmel Singapurs erleuchtete. "Mir kam es vor, als wäre es das längste Rennen meines Lebens gewesen. Was für ein Tag, was für ein Wochenende."

Vettel hingegen musste nach einer verpatzten Strategie als Drittplatzierter 30,9 Sekunden hinter Max Verstappen (Red Bull) eingestehen: "Vor dem Wochenende haben wir gesagt, dass wir uns eigentlich nur selber schlagen können. Diesmal hatten wir keine Chance." Geschlagen wurden er und die Scuderia dann vor allem von Hamilton, der auch unter Druck fehlerresistent bleibt - im Gegensatz zum Heppenheimer.

Am Anfang kann Vettel noch Verstappen überholen

Vor dem 15. von 21 Saisonrennen hatte Vettel 30 Punkte Rückstand auf den Führenden im Duell um den fünften WM-Titel gehabt. Nun führt Hamilton die Gesamtwertung mit 281 Punkten vor Vettel (241) an. Auf den ersehnten Befreiungsschlag muss Vettel zwei Wochen nach der bitteren Niederlage bei Ferraris Heim-Grand-Prix in Monza also warten. Mutmacher neben dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und seinem schnellen Dienstwagen: Zwei Mal konnte der in Singapur WM-Führende bis zum Saisonende noch abgefangen werden. Beide Male (2010 und 2012) war es Vettel, dem das gelang. Momentan aber scheint er in Hamilton einen Gegner zu haben, dessen ohnehin großes Selbstvertrauen stetig wächst. Nach diesem Wochenende ein weiteres Mal. Am Sonntag konnte der Mercedes-Fahrer seine Führung problemlos halten, seine Verfolger kamen nie nahe genug an ihn heran. Gleich in der ersten Runde wurden Erinnerungen an das vergangene Jahr wachgerufen, als Verstappen, Vettel und dessen Team-Kollege Kimi Räikkönen auf dem Marina Bay Street Circuit kurz nach dem Start kollidierten - und das Rennen für Vettel und Verstappen früh vorbei war. Aber dass der 31-Jährige, der in letzter Zeit oft mit unnötigen Patzern aufgefallen ist, aus seinen Fehlern auch lernen kann, zeigte er in diesem Jahr dort, wo er im vergangenen in den Crash verwickelt war.

"Wir waren wieder zu spät" - Vettel verliert seinen temporären zweiten Platz an Verstappen

Irgendwo, hatte Vettel vor dem Start gesagt, werde sich für ihn sicher die Möglichkeit ergeben, nach vorne zu kommen. Und sie ergab sich in der ersten Kurve. Als Dritter gestartet, war er schnell auf einer Höhe mit Verstappens Red Bull. Aber statt den Niederländer bei dieser frühen Gelegenheit zu attackieren, wartete Vettel, um das Manöver dann auf der ersten Geraden nachzuholen: unfallfrei, erfolgreich. Er hatte die letzten Sekunden vor der ersten und einzigen Safety-Car-Phase ideal genutzt: Kurz zuvor waren die beiden Force India von Esteban Ocon und Sergio Perez kollidiert.

Vettel gibt den Frust an seine Box weiter

Und so kam auch die elfte Auflage in Singapur nicht ohne Safety Car aus. Als die diesjährige beendet war, versuchte Vettel, an Hamilton vorbeizuziehen. Es war seine einzige Möglichkeit im ganzen Rennen, sie blieb ungenutzt. Und dann unterlief Ferrari auch noch ein Strategiefehler, als Vettel nach 15 Runden als Erster Reifen wechselte, um Hamilton unter Druck zu setzen. Mit den frischen und zudem weichen Ultrasoft-Pneus aber verlor er Zeit. Auch Verstappen konnte Hamilton nicht mehr passieren, als sich ihm beim Überrunden von Romain Grosjean (Haas) und Sergei Sirotkin (Williams) nach 38 Runden die Möglichkeit dazu ergab. Zuvor hatte er sich Platz zwei zurück erobert, als er nach seinem Boxenstopp in der 18. Runde vor Vettel auf die Strecke kam. Der gab seinen Frust per Funk weiter: "Die Reifen halten nicht bis zum Ende, wir waren wieder zu spät!"

Für Vettel hatte das Wochenende schon nicht gut begonnen. Erst sah es im ersten Abschnitt des Qualifyings so aus, als würde sein größter Widersacher im Kampf um den fünften Weltmeistertitel rausfliegen und auf einem der hinteren Startplätze landen. Dann aber verblüffte Hamilton mit einer perfekten Runde, in der er mehr als eine halbe Sekunde schneller fuhr als Vettel - und danach selbst nicht so richtig wusste, was passiert war. "Das war eine magische Runde, in der alles zusammengekommen ist. Mein Herz rast immer noch, ich zittere. Da gab es einfach keinen einzigen Meter, auf dem ich noch etwas hätte besser machen können", sagte er überwältigt.

Diese herausragende Leistung und eine falsche Reifenwahl von Ferrari brachte ihm die siebte Pole-Position in dieser Saison auf einer Strecke, die Mercedes per se nicht liegt und auf der in den meisten Fällen derjenige nach den 61 engen Runden als Erster über die Ziellinie fährt, der auch schon von Platz eins ins Rennen gestartet ist. Wie am Sonntag.

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