Verunglückter Wolfsburg-Profi Malanda:Tod eines Talents

Junior Malanda

Ums Leben gekommen bei einem Autounfall: Junior Malanda, Bundesligaspieler beim VfL Wolfsburg.

(Foto: dpa)
  • Junior Malanda, Spieler des VfL Wolfsburg, ist bei einem Autounfall in Nordrhein-Westfalen ums Leben gekommen.
  • Malanda galt als sehr talentierter defensiver Mittelfeldspieler.
  • Sein Verein trauert und erwägt jetzt, das Trainingslager in Südafrika abzusagen.

Von Sebastian Fischer

Es war ein Schuss neben das Tor, der Junior Malanda in Deutschland bekannt machte. Im Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg lief am ersten Spieltag der laufenden Bundesligasaison die 79. Spielminute, es stand 2:1 in der Münchner Arena, und die Gäste waren dem Ausgleich nahe. Der Wolfsburger Maximilian Arnold flankte den Ball in den Strafraum, wo Malanda dem Ball entgegen lief. Seinen ersten Schuss parierte Manuel Neuer, der Ball prallte an die Querlatte und wieder zu Malanda zurück, er musste in seinem achten Bundesligaspiel, mit 19, jetzt eigentlich nur noch den Fuß richtig halten. Es sah ganz einfach aus. Er verfehlte.

Junior Malanda musste in den Tagen nach diesem 22. August 2014 viel Häme ertragen, immer wieder wurde diese Szene gezeigt, und als wäre es nicht genug, vergab er in der Woche danach eine ähnliche Chance im Spiel gegen Eintracht Frankfurt: Er trat den Ball mit seinem rechten gegen seinen linken Fuß. Szenen, die in der Öffentlichkeit das Bild eines hochveranlagten Fußballers verwischten, eines dynamischen Mittelfeldspielers, der seine Position vor der Abwehr so offensiv und modern interpretiert, wie es Fußballtrainer weltweit begehren. Malanda hat für sein Geburtsland Belgien alle Junioren-Auswahlmannschaften durchlaufen, er war ein großes Talent.

Bei Starkregen und Windböen ins Schleudern geraten

Am Samstag ist Junior Malanda bei einem Autounfall auf der A2 bei Porta Westfalica gestorben. Er war auf dem Rücksitz eines Geländewagens auf dem Weg zum Treffpunkt, um mit seiner Mannschaft ins Trainingslager nach Südafrika zu fliegen, als das Auto mit offenbar überhöhter Geschwindigkeit bei Starkregen und Windböen ins Schleudern geriet, über die Leitplanke flog und gegen einen Baum prallte. Dies bestätigte die Polizei der Deutschen Presse-Agentur. Zwei Personen, darunter der Fahrer, wurden schwer verletzt. Malanda war sofort tot.

"Ich habe einen guten Freund viel zu früh verloren", noch am Morgen habe er mit Malanda gesprochen, schrieb sein Teamkollege Kevin De Bruyne am Samstagabend bei Twitter, wo es ihm viele Fußballer, Fans und Funktionäre gleichtaten und ihre Anteilnahme ausdrückten, unter anderen auch Fifa-Präsident Joseph Blatter. Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots sprach sein Mitgefühl für Malandas Angehörige aus. "Nicht nur ein großartiger Spieler, auch eine großartiger Mensch", schrieb der Wolfsburger Stürmer Nicklas Bendtner: "Dein gutes Herz war außergewöhnlich." Dazu stellte der Däne ein Bild von Malanda auf der Ersatzbank.

Wolfsburg sagt den Flug ins Trainingslager ab

Der Verein sagte den für Samstagabend vorgesehenen Flug von Braunschweig nach Kapstadt ab und ließ offen, ob das Trainingslager überhaupt stattfinden wird. "Wir sind wahnsinnig betroffen, es ist ein ganz furchtbares Unglück", sagte VfL-Aufsichtsratsmitglied Stephan Grühsem.

Zehn Spiele hat Malanda in der Hinrunde absolviert - nur zehn, was nicht an ihm lag, sondern am Wolfsburger Überangebot an defensiven Mittelfeldspielern. Einen "Härtefall" nannte Dieter Hecking zuletzt das fußballerische Schicksal des Spielers, es fiel dem Wolfsburgs Trainer schwer, den Belgier auf der Bank zu lassen.

Malanda war in der Winterpause vor einem Jahr nach Wolfsburg gekommen, der VfL hatte ihn bereits im Sommer 2013 verpflichtet, ihn jedoch die Hinrunde bei seinem Verein SV Zulte Waregem in Belgiens erster Liga belassen. Dort, in Flandern etwa 30 Kilometer südlich von Gent, hatte er als 18-Jähriger auf sich aufmerksam gemacht.

Ein Bild mit dem Satz "Fußball ist alles" ziert sein Twitter-Profil

Geboren als Sohn kongolesischer Einwanderer in Brüssel, kickte Bernard, genannt Junior Malanda in seiner Kindheit auf dem Bolzplatz und schon bald für den RSC Anderlecht. Doch er verließ seine Familie, drei Brüder und drei Schwestern, bereits mit zwölf, um auf das Jugendinternat des französischen Erstligisten OSC Lille zu wechseln. Sein Talent war offensichtlich, der Weg zur Profikarriere geebnet und von Vater Bernard unterstützt, der ihn in Wolfsburg oft besuchte. "Fußball ist alles", so steht es auf dem Wolfsburger Mannschaftsbus, ein Fotograf hat Malanda mal vor diesem Schriftzug fotografiert, und Malanda war stolz darauf. Das Foto zierte sein Twitter-Profil.

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Beim OSC Lille spielte er für das Reserveteam, seinen ersten Profivertrag unterschrieb er 2012 in Waregem, da war er bereits U-21-Nationalspieler. Schnell und zweikampfstark war Malanda, und so brachte er es auch in seinem ersten Halbjahr für den VfL zur Überraschung vieler bereits auf sieben Einsätze, schoss zwei Tore. Junior Malanda war spielstark, und damit die Ergänzung zum rustikalen Brasilianer Luiz Gustavo auf der Doppelsechs. "Extraklasse, was der mit seinen 19 Jahren spielt", sagte Hecking erst vor ein paar Monaten.

Junior Malanda wurde nur 20 Jahre alt.

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