Vertragsverlängerung:Schalke-Sportdirektor startet mit Coup

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Schalkes Simon Terodde reagiert nach einer vergebenen Chance. (Foto: Torsten Silz/dpa)

Simon Terodde hatte schon seinen Abschied verkündet. Nun bleibt er doch. Schalkes neuer Sportdirektor André Hechelmann hat trotzdem noch viel Arbeit - und verhandelt mit dem FC Liverpool.

Thomas Eßer und Ulf Zimmermann, dpa

Gelsenkirchen (dpa) - Zu seiner Vorstellung als neuer Schalke-Sportdirektor brachte André Hechelmann gleich eine Nachricht mit Knalleffekt mit. Zweitliga-Rekordtorjäger Simon Terodde bleibt anders als zunächst verkündet doch beim FC Schalke 04 und soll den Revierclub zurück in die Fußball-Bundesliga schießen. „Mit Simon haben wir unseren Stürmer gefunden, der uns hoffentlich die Tore garantiert, die für den Aufstieg notwendig sind“, sagte Hechelmann am Freitag im „Club 1904“ der Veltins Arena.

Anfang April hatte Terodde noch erklärt, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Der Abstieg habe dann alles verändert, erklärte der 35-Jährige. „Gerade in den vergangenen Wochen habe ich noch einmal gemerkt, wie viel mir der Verein bedeutet und dass ich mein Kapitel hier einfach noch nicht schließen möchte“, sagte er. Die Königsblauen kündigten den Coup am Morgen effektvoll mit einem 30-Sekunden-Videoclip auf Twitter an, das mit den Worten „Danke Simon, dass Du bleibst“ endete.

Teroddes neuer Kontrakt ist zweigeteilt. Die Gesamtlaufzeit des Vertrags beträgt drei Jahre. Nach dem Ablauf einer jeden Saison werde die sportliche Leitung entscheiden, ob Terodde weiter für die Lizenzmannschaft aufläuft oder in anderer Funktion für den Verein arbeitet, heißt es in einer Mitteilung. Außerdem werde der gebürtige Bocholter ein Trainee-Programm absolvieren und die volle Unterstützung bei dem Erwerb von Trainerlizenzen erhalten.

Die Verlängerung mit dem Führungsspieler und der Schalker Identifikationsfigur ist für Sportvorstand Peter Knäbel ein Signal mit großer Symbolkraft. „Er soll allen Schalkern auch die Hoffnung und die Gewissheit geben, dass wir angreifen werden“, sagte er. Mit 30 Toren führte Terodde den Traditionsclub aus dem Ruhrgebiet in der Saison 2021/22 als Zweitligameister zurück in die Bundesliga. Damit es diesmal wieder klappt mit dem direkten Wiederaufstieg, braucht es aber natürlich mehr als einen Simon Terodde.

In den kommenden Wochen will Hechelmann weiter am Gesicht der Mannschaft arbeiten. Der 38-Jährige gilt als national und international gut vernetzter Fachmann. Bislang war Hechelmann bei S04 Chefscout, nun übernimmt er den Posten, der seit dem Abschied von Rouven Schröder im vergangenen Oktober vakant gewesen war. Unter der Leitung von Sportvorstand Peter Knäbel hatte Hechelmann gemeinsam mit Sport-Referent René Grotus zuletzt bereits entscheidend an den Schalker Transfers mitgewirkt. Die Stelle des Chefscouts muss nun neu besetzt werden. Die Gespräche dafür befinden nach Vereinsangaben im fortgeschrittenen Stadium.

„Ich gehe meine neue Rolle mit einem klaren inhaltlichen Plan, einem Zweiklang an: Kurzfristig wollen wir den Aufstieg in die Bundesliga angehen, an den notwendigen Entscheidungen arbeiten wir bereits seit einigen Monaten und setzen diese nun um“, sagte Hechelmann. Zudem gehe es darum, der Mannschaft eine langfristige Perspektive zu geben. „Eine strategische Kaderplanung ist aus unserer Sicht der wesentliche Hebel, um die sportliche Weiterentwicklung des Clubs nachhaltig zu gestalten.“ Schalke will seinen Kaderwert sukzessiv erhöhen.

Anders als nach dem letzten Abstieg steht bei den Gelsenkirchenern diesmal kein Total-Umbruch an. Handlungsbedarf besteht vor allem noch in der Abwehr und im zentralen Mittelfeld. Im Vergleich zur Bundesligasaison muss Hechelmann allerdings logischerweise mit deutlich weniger Geld planen. Der Spieleretat wird in etwa halbiert.

Wunschspieler in der Innenverteidigung ist Sepp van den Berg, der in der abgelaufenen Spielzeit vom FC Liverpool ausgeliehen war. Mit dem englischen Club von Trainer Jürgen Klopp befinde man sich in Gesprächen, sagte Hechelmann und ergänzte: „Wir haben Hoffnung.“

Interessant wird zudem, was mit Schlüsselspieler Marius Bülter passiert. Mit elf Treffern war der 30-Jährige in der vergangenen Saison erfolgreichster Schalker Torschütze. Mit einem Verkauf könnte Schalke wohl eine ansprechende Ablöse generieren. Aktuell gehe er aber davon aus, dass Bülter bleibe, sagte Hechelmann. „Wir sind nicht genötigt, einen Spieler abzugeben, um noch andere Spieler verpflichten zu können“, sagte er.

© dpa-infocom, dpa:230602-99-913845/6

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