Wenn das "Camp Nou in Eis erstarrt", wie die spanischen Zeitungen nun schreiben, wenn sich "alles Licht zu Dunkelheit wandelt", wenn "das Leben plötzlich in einen Leidensweg biegt- dann muss das Drama unbedingt etwas mit Lionel Messi zu tun haben. Mindestens. La Vanguardia, die größte Zeitung Barcelonas, schreibt sogar: "Es war, als habe man dem Camp Nou das Herz amputiert."
Es lief die dritte Spielminute im Meisterschaftsspiel Barças gegen UD Las Palmas, da gelangte ein langer, hoher Ball auf Messi. Der Argentinier nahm den Ball elegant an, legte eine Finte nach, einen Schuss, alles ganz schnell, den Zuschauern hing schon der Torschrei im Hals, da stellte sich ihm ein Verteidigerbein in den Weg. Knie gegen Knie. Messi ging zu Boden, griff sich ans linke Knie. Und da Messi nie simuliert, nie Schmerzen fingiert, legte sich sofort eine besorgte Stille aufs Stadion. "Schreie der Stille", kann man nun lesen. Prosa reicht in seinem Fall eben selten aus. El Mundo schreibt von einem "kuriosen Gefühl der Melancholie", das sich unweigerlich in einem breitmachte.
Wird Messi bis zum Clásico fit?
Messi hat sich das Innenband am linken Knie gerissen. Operiert wird er nicht, eine Bandage soll das Knie stabilisieren, damit das Band wieder zusammenwachsen kann. Ausfallen wird er für sieben bis acht Wochen. Neun Spiele muss Barça ohne seine wichtigste Figur auskommen, angefangen am Dienstag bei der Partie in der Champions League gegen Leverkusen. Und Argentiniens Nationalteam wird in vier Qualifikationsspielen für die WM 2018 auf ihren Kapitän verzichten müssen, wohl auch in jenem gegen Brasilien Mitte November.
Doch die große Frage, die auf allen Gemütern brennt, handelt vom 21. November - dem vielleicht wichtigsten Termin in der Saisonplanung des spanischen Fußballs. Dann wird in Madrid der erste Clásico dieser Saison gegeben, Real vs. Barça. Sollte Messi den Termin schaffen, dann taut das Eis, dann weicht die Melancholie, dann kehrt wieder Licht ins Gemüt. Mindestens.
Doch in der Zwischenzeit fällt Barças Kader bedrohlich auseinander. Begonnen hatten die Katalanen die Saison mit 22 Spielern - eine kurze Bank für ein Team, das alle Bühnen bespielt. Nach einer Serie von Verletzungen stehen Trainer Luis Enrique zurzeit nur noch 17 von ihnen zur Verfügung. Er sagt zwar, er nehme die Herausforderung gerne an. Auf der Ersatzbank sitzen aber zuweilen junge Spieler aus dem drittklassigen B-Team, die selbst dort Mühe mit dem Niveau bekundeten.