Süddeutsche Zeitung

Verletzter Nationalspieler:Khedira erleidet Kreuzbandriss

Nationalspieler Sami Khedira zieht sich im Länderspiel gegen Italien einen Innen- und Kreuzbandriss zu, damit gerät für ihn die WM-Teilnahme in Gefahr. "Das ist ein bitterer Rückschlag für Sami und uns alle", sagt Bundestrainer Joachim Löw. Wenige Tage vor dem Bundesliga-Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern gönnt Löw Neuer, Lahm und Özil eine Pause.

Am Morgen nach dem 1:1 im Länderspiel-Klassiker in Italien kam die bittere Nachricht: Sami Khedira hat sich einen Innenbandriss und Riss des vorderen Kreuzbands im rechten Knie zugezogen. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Samstag in Mailand mit. "Sami muss operativ behandelt werden, wir haben die Hoffnung, dass er zu Beginn der WM wieder gesund ist", erklärte DFB-Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth. Bei einem Kreuzbandriss geht man von einer Pause von rund sechs Monaten aus. In sieben Monaten startet die Fußball-WM in Brasilien.

"Das ist ein bitterer Rückschlag für Sami und uns alle", erklärte Bundestrainer Joachim Löw geschockt: "Er ist auf und neben dem Platz eine ganz große Kämpfernatur und Persönlichkeit. Er denkt immer positiv. Das wird ihm helfen, und daher bin ich auch optimistisch, dass er rechtzeitig bis zum Anpfiff der WM in Brasilien wieder fit wird", übermittelte der DFB-Chefcoach an den Spieler von Real Madrid und verbindet damit die Hoffnung, "dass die Operation gut verläuft und er schnell in die Reha einsteigen kann".

Khedira, der bei der WM 2010 in Südafrika groß aufspielte und sich anschließend bei Real Madrid zu einem wichtigen Spieler entwickelt hat, war nach einem Zweikampf mit Andrea Pirlo liegen geblieben und musste nach einer zuvor starken Vorstellung in der 67. Minute ausgewechselt werden. Bei der Kernspintomografie in einem Mailänder Krankenhaus bewahrheiteten sich dann die schlimmsten Befürchtungen.

Schon am Samstag wurde Khedira in Augsburg operiert. Der Eingriff wurde im Beisein von Nationalmannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt vorgenommen, wie der DFB mitteilte. "Die Operation ist gut verlaufen. Nun hoffen wir, dass Sami zur WM in Brasilien wieder fit sein wird", wurde Müller-Wohlfahrt zitiert. Khediras Verein Real Madrid hatte auf seiner Internetseite mitgeteilt, dass Doktor Ulrich Boenisch in der Augsburger Hessingpark-Clinic bei Khedira den Eingriff vornehmen werde. Zwei Ärzte der Madrilenen sollten dabei sein.

"Das ist ganz bitter. Sami ist eine Konstante in unserem Spiel", sagte Kapitän Philipp Lahm, der angesichts der Verletzung von Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan erneut im Mittelfeld gespielt hatte. Schweinsteiger und Khedira sind von Löw für die WM eigentlich als spielerisch starker Defensiv-Block im Mittelfeld vorgesehen.

Debüt für Weidenfeller naht

Dass Lahm nach dem Ausfall von Khedira künftig weiter im Mittelfeld spielt, muss er indes nicht befürchten. "Ich plane weiter mit ihm auf der rechten Seite der Viererkette. Nach den Ausfällen von Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan wollte ich aber etwas Erfahrung im Mittelfeld haben. Dauerhaft werden wir ihn aber wieder auf rechts sehen, weil wir genug gute Spieler für das Mittelfeld haben."

Dazu zählt sicher auch Mario Götze, der gegen die Italiener als falsche Neun agierte und nicht überzeugen konnte. Denn gegen die robuste Abwehr der Gastgeber stand er zumeist auf verlorenem Posten. Gegen England wird der Münchner wohl wieder in seine Paraderolle schlüpfen und in dem Gladbacher Max Kruse die einzige nominelle Spitze im Aufgebot in vorderster Front spielen. Zudem wird es einige weitere Änderungen im Gegensatz zur Startformation von San Siro geben. In Lahm, Torwart Manuel Neuer sowie Mesut Özil schickte Löw drei Stammkräfte, die ohnehin bei ihm gesetzt sind, vorzeitig nach Hause.

So wird der Dortmunder Torwart Roman Weidenfeller mit seinen 33 Jahren im Klassiker zum 150. Jubiläum des englischen Verbandes sein Debüt in der Nationalmannschaft feiern. Zudem sollen seine Dortmunder Teamkollegen Marcel Schmelzer und Marco Reus ebenfalls von Beginn an spielen, was möglicherweise BVB-Boss Hans-Joachim Watzke auf die Palme bringen wird.

"Ich bin mir sicher, dass vor dem Topspiel gegen Bayern mit der gesamten Situation sensibel umgegangen wird. Deswegen gehen wir davon aus, dass beide Vereine gleich behandelt werden", hatte der Borussia-Geschäftsführer mit Blick auf das Bundesliga-Spitzenspiel am 23. November zwischen Dortmund und Triple-Gewinner Bayern München erklärt. Dass Lahm sowie Neuer sich am Dienstag auf dem Sofa auf den Gipfel vorbereiten dürfen, dürfte Watzke nicht gerade erfreuen.

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