Und wieder wird ein Prestigeprojekt der Fifa zur Problemzone. Das stolze Audit-und Compliance-Komitee des Fußball-Weltverbandes ist angeknockt - dabei war es das Aushängeschild der großen Selbstreform von Präsident Sepp Blatter. Auch Domenico Scala, der Chef dieses als unbeugsam gefeierten Finanzprüfer- Stabes, hatte das Spiel mit den Medien intensiv gepflegt. Geschickt lancierte er den Eindruck, er arbeite völlig unabhängig vom abgehobenen Weltverband. Manch ein Sportjournalist schilderte beeindruckt, wie ihn der Chefkontrolleur zum Interview in einem schmucklosen Hinterhofbüro empfing statt im protzigen Fifa-Hauptquartier.
Effekthascherei? Was der Audit-Chef bisher aus dem Fifa-Inneren zu berichten wusste, hätte er ebenso gut im gläsernen Luxuskomplex auf dem Zürichberg erzählen können.
Es ist im Kern das, was Scala im Juni beim Fifa-Kongress in São Paolo vortrug. Da schwärmte er von "wichtigen Errungenschaften", die im Governance-Bereich erzielt worden seien, und dass zur Vergütung Blatters und der Fifa-Exekutivmitglieder sogar ein neues Programm erstellt worden sei. Wie das konkret aussieht, verriet der Audit-Chef allerdings nicht. So trifft es zwar zu, dass die Fifa die Bonus-Ausschüttungen an ihre Vorstände abgeschafft hat - doch was der Finanzaufseher zu erwähnen vergaß: Im Gegenzug erfolgte eine Verdoppelung der jährlichen Aufwandsentschädigung für Exekutivmitglieder von rund 100 000 auf 200 000 US-Dollar. Unberührt bleiben fürstliche Zusatzeinkünfte wie Tagegelder für Ehrenamtliche und Begleitpersonen.
Geschäfte mit Kartenabrechnungs-Systemen
Nun erlitt die fromme Audit-Kommission einen weit härteren Schlag. Scalas sieben Fifa-Finanzprüfer stammen aus Guam, Bolivien, Südafrika, Dänemark, von den Fidschis, den Seychellen - und den Cayman Islands. Der Compliance-Fachmann aus letzterem karibischen Offshore-Paradies wurde Ende August ebendort verhaftet: Canover Watson, 43, Direktor des regionalen Finanzdienstleisters Admiral Administration. Es geht um ein Geschäft mit Kartenabrechnungs-Systemen in Krankenhäusern.
Gegen Kaution ist Watson auf freiem Fuß, über seinen Anwalt bestreitet er die Vorwürfe: Verstoß gegen Korruptionsgesetze, Missbrauch öffentlicher Gelder - und Geldwäsche. Letzterer Vorwurf, der womöglich nicht im Kontext mit der Klinik-Affäre steht, bringt das FBI ins Spiel. Das geht ja seit Jahren den Geschäften anderer Fifa-Spitzenleute nach. Schmutzigen Deals, die gern über die Cayman Islands abgewickelt worden waren.