Vergabe des Ballon d'Or:Ronaldo schluchzt Tränen der Rührung

Die Weltfußballer-Wahl war diesmal emotional aufgeladen wie seit Jahren nicht: Cristiano Ronaldo gewinnt den Goldenen Ball des Jahres 2013. Franck Ribéry vom FC Bayern geht leer aus - und mimt den schlechten Verlierer. Ehrungen erhalten aber Jupp Heynckes und Nadine Angerer.

Von Claudio Catuogno

Rauf auf die Bühne, runter von der Bühne, rauf auf die Bühne, runter von der Bühne, alles in diesem Samtsmoking mit Fliege, der ihm natürlich großartig stand, der aber auch gehörig zu zwicken schien: Franck Ribéry hat ziemlich angespannt ausgesehen, als er am Montagabend das Gala-Prozedere im Zürcher Kongresshaus mehr über sich ergehen ließ, als dass er es genoss.

Als der 30-jährige Franzose im Dienste des FC Bayern für die Elf des Jahres 2013 posierte, in die er natürlich auch gewählt wurde, wand er den Kopf hin und her, zog Grimassen, schüttelte sich. Er wartete doch ziemlich angespannt darauf, dass ganz am Ende dieser anderthalbstündigen Veranstaltung, auf der der Fußball sich gewohnt glamourös selbst feierte, endlich die einzige Frage geklärt würde, die ihn interessierte: Wer wird der Weltfußballer des Jahres? Er? Oder doch Cristiano Ronaldo?

Um kurz vor Acht war dann raus, was irgendwie alle schon vorher gewusst hatten, alle außer Ribérys Gattin Wahiba jedenfalls, die zu Hause in Grünwald angeblich schon das Kaminsims freigeräumt hatte für den Goldenen Ball. Cristiano Ronaldo, 28, ist es geworden, der Portugiese von Real Madrid. Ribéry landete noch hinter dem Argentinier Lionel Messi (FC Barcelona), 26, auf Platz drei. Messi hatte alleine die Berufung in die Endabstimmung - in einem von Verletzungen bestimmten Jahr - als Ehre bezeichnet.

Selten ist diese Weltfußballer-Wahl im Vorfeld so aufgeladen dahergekommen wie 2013. Es gewann halt immer Messi vor Ronaldo, so war das in den vergangenen Jahren - und bei manchen der abstimmungsberechtigten Nationalelf-Kapitänen, Nationaltrainern und ausgewählten Journalisten aus 209 Fifa-Mitgliedsverbänden hatte man die Vermutung, dass sie sonst auch gar nicht so viele andere kannten. Aber in diesem Jahr rissen eben die fünf Titel des FC Bayern die alte Weltordnung des Fußballs durcheinander, und die (vor allem in München) ziemlich heiß diskutierte Frage war: Muss jetzt nicht mal einer aus München gewinnen?

Womöglich wäre es ein bisschen einfacher für Ribéry gewesen, wenn dieses Ausnahme-Jahr der Bayern nicht auch von vielen anderen Figuren geprägt worden wäre: von Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Manuel Neuer und anderen. Und von Jupp Heynckes, 68, dem Triple-Macher und heutigen Ruheständler, der zum Welttrainer 2013 gekürt wurde - als erster deutscher Coach überhaupt, seit die Auszeichnung verliehen wird. In einer Wahl übrigens, die völlig unumstritten war: "Ich bin eigentlich nur hier, um Jupp als einer der Ersten zu gratulieren", süßraspelte der ebenfalls nominierte Jürgen Klopp (Borussia Dortmund), Heynckes' Triple-Streich sei "die großartigste Trainerleistung" gewesen, "an die ich mich erinnern kann".

Überhaupt war es diesmal eine ziemlich vom deutschen Fußball geprägte Veranstaltung mit den Gewinnerinnen Silvia Neid und Nadine Angerer beim Frauenfußball und mit Manuel Neuer und Philipp Lahm in der Fifa-Elf des Jahres. Ein Nachteil für Ribéry, den Franzosen, der doch ebenfalls vor allem als Repräsentant des deutschen Rekordmeisters nominiert war für den Ballon d'Or?

Ibrahimovic und der Nikolaus

Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte in dieser Woche erneut in diese Kerbe geschlagen, indem er seine Verschwörungstheorie aus dem letzten Herbst noch mal neu auflegte: Er erwarte, dass Ribéry nicht gewinne, orakelte Hoeneß, "weil es dem ein oder anderen nicht in die Politik passt, dass der FC Bayern alles gewinnt". Im November hatte Hoeneß verkündet: "Wenn Ribéry nicht Weltfußballer wird, ist das eine Riesen-Sauerei!"

Das ist es natürlich nicht: Cristiano Ronaldo war zum sechsten Mal in sieben Jahren unter den Nominierten, 2008 hat er gewonnen, dann war er vier Mal Zweiter, er hat im abgelaufenen Jahr in 59 Pflichtspielen für Real und Portugal 69 Tore erzielt und 14 vorbereitet, er ist der Torschützenkönig der Champions League geworden mit 15 Toren, so vielen wie noch nie jemand in der Königsklasse in einer Saison erzielt hat. Er hat diese Champions League halt, im Unterschied zu Ribéry (55 Spiele, 23 Tore, 21 Vorlagen), nicht gewonnen.

Dass der Mauschelei-Vorwurf dennoch nicht ganz von der Hand zu weisen ist, liegt daran, dass die Fifa im Herbst kurzerhand die Abstimmungsfrist verlängerte, wodurch Ronaldos Gala-Auftritte in den Playoffs gegen Schweden, mit denen er Portugal im Alleingang zur WM nach Brasilien schoss, noch in die Wertung rutschen konnte. Doch am Ende war das egal - jedenfalls wenn es stimmt, was der Fifa-Kommunikationschef Walter de Gregorio klarstellte: "Der Ausgang der Wahl war nach dem erneuten Öffnen der Wahlperiode das gleiche wie zuvor. Nur die Wahlbeteiligung war höher." Ronaldo schluchzte Tränen der Rührung. Ribéry? Gab den schlechten Verlierer.

Vielleicht muss man - schon um das Wer-ist-der-Größte-Spielchen wieder etwas tiefer zu hängen - noch den erstaunlichen Zlatan Ibrahimovic zitieren, der den Preis für das Tor des Jahres einheimste. Ronaldo? Messi? Ribéry? "Alle drei haben den Goldenen Ball verdient" sagte er, "aber ich finde, der Nikolaus sollte ihn gewinnen."

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