Verfolgungsrennen der Männer:Martin Fourcade, der coole Franzose

Beim Start stolperte er, schoss nicht gerade berauschend - zu schlagen ist der Franzose Martin Fourcade bei dieser Biathlon-WM trotzdem nicht. Nach seinem Titel im Sprint gewinnt er auch Gold in der Verfolgung - die Deutschen präsentieren sich zumindest leicht verbessert.

Carsten Eberts, Ruhpolding

Gleich am Start stolperte Martin Fourcade, er stockte kurz, musste sich erst mal darauf konzentrieren, das Gleichgewicht zu halten. Mit seinem zweiten Stockhieb war der Franzose abgerutscht, doch er fing sich wieder, kein Problem. Die Situation war geradezu symptomatisch für Fourcade bei dieser WM: Er agiert nicht wirklich fehlerfrei - zu schlagen ist er trotzdem nicht.

Martin Fourcade

Vier Schießfehler und trotzdem wieder Weltmeister. Durch seine starke Laufleistung gewinnt Martin Fourcade das zweite Gold in Ruhpolding.

(Foto: AP)

Das Verfolgungsrennen am Sonntag wurde so erneut zu einem Triumph für Fourcade. Es war weitaus knapper als noch im Sprint - diesmal benötigte der Franzose eine beherzte Schlussrunde, um den Schweden Carl Johan Bergman um fünf Sekunden auf Platz zwei zu schieben. Dritter wurde der Russe Anton Schipulin (21 Sekunden zurück).

Das Sprint-Rennen war (im Gegensatz zum Frauen-Start) noch zu einer überraschenden Fehlschuss-Orgie mutiert. Keiner der Favoriten blieb fehlerfrei - und so reichten Martin Fourcade gar zwei Fehlschüsse, um trotzdem neuer Weltmeister zu werden. Wer jedoch fehlerfrei blieb, wurde automatisch weit nach vorne gespült: der Schwede Bergman etwa als Überraschungsdritter.

Und so ging Fourcade am Sonntag als Erster auf die Strecke - in seinem Anzug, der ihn wie eine grelle, jedoch auffallend schief gefleckte Wildkatze aussehen lässt. Die Temperaturen waren in der Nacht gefallen, was die Sorgenfalten der zuvor arg gestressten Streckenbauer merklich minderte. Kurzum: Die Bedingungen waren gut.

Auch Fourcade war wieder gut, wenn auch nicht überragend. Bis zur ersten Zwischenzeit ließ er den Vorsprung auf den als Zweiten gestarteten Norweger Svendsen von 15 auf 20 Sekunden anschwellen. Bei den beiden Liegendschießen unterliefen ihm dann zwei Fehler, welche den Schweden Bergman und den Österreicher Daniel Mesotitsch aufschließen ließen.

Im Stehen blieb Fourcade dann zunächst fehlerfrei, im zweiten Versuch verfehlte er jedoch erneut zwei Scheiben. Vier Schießfehler in einem Rennen - eigentlich zu viel für Fourcade. "Ich weiß nicht, weshalb ich beim letzten Schießen zwei Fehler gemacht habe", erklärte Fourcade, "ich war mit meinem Schießen heute nicht zufrieden."

Zeit für Mätzchen

So ging Bergman, erneut bester Schütze aus der Spitzengruppe, als Erster auf die letzte Schleife, Fourcade folgte ihm. Bis der Franzose energisch zum Bergspurt ansetzte und Bergman einfach stehen ließ. "Als Martin angegriffen hat, hatte ich keine Chance", sagte Bergman, "so schnell kann ich nicht Skifahren."

Im Ziel hatte Fourcade sogar genügend Zeit für ein Mätzchen: Erst fuhr er auf einem Ski, dann schnallte er sich augenblicklich nach dem Überfahren der Ziellinie die Bretter ab, um auf Füßen weiterlaufen zu können. So cool machen eben Weltmeister-Titel. "Zwei Goldmedaillen, das ist mehr, als ich mir in meinem ganzen Leben erträumt habe. Ich kann das gar nicht fassen", gestand er dennoch ergriffen.

Und die Deutschen? Die waren nach dem samstäglichen Sprint arg frustriert, weil es für ihren Besten, den Schlechinger Andi Birnbacher, nur zu Platz 16 gereicht hatte. Andere erwischte es noch schlimmer: Arnd Peiffer auf Platz 37 beispielsweise, der später in schöner Regelmäßigkeit mit sich selbst, dem Ski-Material und dem Biathlon-Gott haderte.

Birnbacher erwischte diesmal einen besseren Tag, schoss annähernd zufriedenstellend, arbeitete sich von Platz 16 immerhin auf Rang zwölf nach vorne. Bester Deutscher war jedoch der junge Simon Schempp auf Platz neun. "Heute ging es deutlich besser als gestern", sagte Schempp: "Die zwei Fehler im Schießen waren ärgerlich, aber mit dem neunten Platz kann ich zufrieden sein"

An einem normalen Renntag wäre Schempp vielleicht sogar ein Medaillenkandidat gewesen. Jedoch nicht in der Verfolgung, wenn die Hypothek vom Vortag mitgeschleppt wird.

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