Der Streit schwelt schon seit langem, und am Wochenende geht er im Münchner "Haus des Sports" in seine letzte Runde: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) probt den Aufstand gegen den Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV), es ist auch das Duell der mächtigsten Sportfunktionäre Bayerns: BFV-Chef Rainer Koch fordert BLSV-Boss Günther Lommer heraus. Die Fußballer fordern schon seit 2013 den Dachverband auf, Fördermittel für ihren Personal-, Miet- und Sachkostenaufwand nachzuzahlen. Über Jahre hinweg seien diese falsch an die insgesamt 54 Fachverbände verteilt worden. Zu Ungunsten der Fußballer, wie der BFV sagt. Weil der BLSV trotz mehrerer Anfragen nichts geändert habe, belaufen sich die Forderungen rückwirkend bis 2009 mittlerweile auf knapp 1,4 Millionen Euro.
Vor der Sportbeiratssitzung am Freitag, in der alle 54 Fachverbände turnusmäßig zusammenkommen, ist der BFV diesmal auf Konfrontation gegangen. In einem Schreiben an den Vorsitzenden, das der SZ vorliegt, fordert der Fußball-Fachverband das Präsidium des BLSV auf, das Thema "Forderung des BFV an den BLSV wegen ausstehender Personalmittel - Verfahren vor dem BLSV-Rechtsausschuss" auf die Tagesordnung zu setzen. Die Mitglieder sollen dabei über den aktuellen Stand dieses Verfahrens informiert werden. Weiterhin wird erwähnt, der BLSV habe 2014 Vergleichsgespräche zum Thema abgelehnt.
Gibt der BLSV nach, droht ihm Ärger mit anderen Verbänden
Das Klima zwischen BFV-Chef Rainer Koch und BLSV-Präsident Günther Lommer gilt als belastet - nicht zuletzt deshalb, weil Lommer einst eine Doppelfunktion innehatte: Er ist BLSV-Boss seit 2004, zudem war er beim BFV als BFV-Vize und Schatzmeister tätig. Dabei hatte er es nicht geschafft, das Problem der Geldverteilung zu lösen. Doch offenbar zeigt der BLSV nun ein erstes Entgegenkommen: Im Laufe der Woche ist zwischen den Führungsriegen mehrmals telefoniert worden, und am Freitag ist noch vor der Sitzung des Sportbeirats ein Gipfeltreffen zwischen Lommer und Koch geplant. Es ist wohl der letzte Versuch, das Thema friedlich beizulegen. Allerdings will der BLSV nach SZ-Informationen rückwirkend nicht mehr als 458 000 Euro zahlen - für 2013 und 2014.
Sollte der BLSV tatsächlich nachgeben, steht allerdings unweigerlich weiterer Ärger ins Haus. Dem BLSV stehen jährlich rund 12,5 Millionen Euro zur Verfügung, davon verteilt er stets knapp 5,4 Millionen Euro an die 54 Verbände. Bekäme der BFV nun auch in Zukunft mehr Mittel, kann dies nur bedeuten, dass bei anderen Verbänden gekürzt wird. Aus diesem Grund hat der BLSV einen neuen Verteilerschlüssels ausarbeiten lassen. Über diesen wird am Freitagnachmittag abgestimmt. Sollte er angenommen werden, könnten einige weitere Verbände, wie zum Beispiel der Badminton- oder der Fechtverband, davon sogar profitieren. Zahlreiche Fachverbände in Bayern müssten allerdings über die kommenden zehn Jahre hinweg mit drastischen Kürzungen rechnen, darunter Tennis- und Tischtennisspieler, Leichtathleten und Skifahrer. "Wenn sich der Sportbeirat am Freitag nicht einigt, dann muss der Verbandsausschuss am Samstag entscheiden", sagt ein langjähriger BLSV-Funktionär, der nicht genannt werden will.
Im Verbandsausschuss stehen noch weitere Punkte an, die vom Machtkampf hinter den Kulissen geprägt sind. Zum Beispiel muss die Nachfolge des Vizepräsidenten Otto Marchner geklärt werden, der im vergangenen Herbst zurückgetreten war. Um diesen Posten kämpfen der Landshuter Klaus Drauschke als Vertreter der Fachverbände sowie die Ingolstädterin Klothi Schmöller als Vertreterin der Frauen. Sollte Drauschke am Freitag das Problem der Geldverteilung nicht klären können, gilt Schmöller als Favoritin. Dem dritten Kandidaten, Niederbayerns BLSV-Bezirkschef Udo Egleder aus Dingolfing, werden nur Außenseiterchancen eingeräumt.