Vatikan gründet Cricket-Klub:"Am Glauben wird es uns nicht fehlen"

A player from a team of priests and seminarians returns a ball during a training session in Rome

Bereits im Training: Die Spieler des St. Peter's Cricket Club.

(Foto: REUTERS)

Priester und Seminaristen als Sportler: Der Vatikan ruft einen eigenen Cricket-Klub ins Leben und will mit dieser weltlichen Leibesübung den Kontakt zu anderen Religionen stärken. Die Initiative wird auch als Ausdruck der Offenheit von Papst Franziskus gedeutet. Im Vereinsvorstand sitzt eine Frau.

Der Vatikan gründet sein eigenes Cricket-Team. Der päpstliche Kulturrat hat eine entsprechende Initiative vorgestellt. Die Aktion unterstreiche das Streben "nach jenen Randbereichen des weltlichen Lebens, von denen Papst Franziskus gesprochen hat", sagte Monsignore Melchor Sánchez, der die Sportabteilung im Kulturrat leitet. Zum offiziellen Startschuss für den Verein gab es Tee, Gurken-Sandwiches - und eine sportliche Kampfansage an die Kirche von England. "Die Mannschaft wird stark genug sein, um jedes Team der Welt zu schlagen", sagte der indische Vereinsvorsitzende Theodore Mascarenhas. "Am Glauben wird es uns jedenfalls nicht fehlen."

Der St. Peter's Cricket Club tritt in den weiß-gelben Farben des Vatikans und mit dem Wappen des heiligen Apostels Simon auf der Brust an. Für das Team sollen unter den 300 in Rom lebenden Priestern und Seminaristen die besten Spieler aus Ländern rekrutiert werden, in denen Cricket beliebt ist - England, Australien, Südafrika, Indien und Pakistan. Trainiert wird in Roms Stadtviertel Trastevere, die Spiele werden am Rande der Stadt ausgetragen.

Sánchez erklärte, der Sport solle dazu dienen, in Kontakt mit anderen Gläubigen und Weltreligionen zu kommen. Für September 2014 ist demnach schon ein Match gegen die noch zu bildende Auswahl der Anglikanischen Kirche geplant. Spiele gegen hinduistische und muslimische Gläubige sollen folgen. Papst Franziskus ist ein bekennender Anhänger des Fußballvereins San Lorenzo in seinem Heimatland Argentinien und laut Mascarenhas "ein sehr offener Mann". Cricket sei "ein weiterer Ausdruck dieser Offenheit". Da im Vereinsvorstand auch eine Frau sitzt, besteht Mascarenhas zufolge sogar Hoffnung, dass eines Tages auch die Nonnen im Vatikan für den Sport gewonnen werden können.

"Cricket wird eine neue Sprache sprechen, vielleicht Latein", hofft Pater Mascarenhas. "Wir hoffen, dass Cricket in Rom so beliebt wird, dass wir künftig Ausdrücke dieser Sportart in Latein übersetzen können."

Australischer Missionar

Maßgeblich vorangetrieben hatte die Idee eines eigenen Cricket-Klubs am Heiligen Stuhl der australische Botschafter im Vatikan, John McClancy. Er bewarb den Sport als Mittel zur "sportlichen Diplomatie".

Der Vatikan bemüht sich seit Jahren, auch intern Sport zu fördern. So wird jährlich die Fußballmeisterschaft "Clericus Cup" organisiert. Mehr als 350 Priester und Seminaristen aus 56 Ländern der Welt beteiligen sich an der vatikanischen Meisterschaft. Am stärksten vertreten sind Spieler aus Mexiko, Italien und den USA. Das Alter der Spieler reicht von 19 bis 57 Jahren. Nach dem Vorbild der Champions League kämpfen vier Gruppen zu je vier Mannschaften um den "Klerus-Pokal", der im Mai feierlich überreicht wird.

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