Van Gaal kritisiert die Fifa:"Warum zur Hölle tun sie das?"

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Böse auf die Fifa: Louis van Gaal. (Foto: dpa)

Der Bondscoach der Niederlanden wirft der Fifa "Tricks" in der Spielplangestaltung vor. Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque bescheinigt seinen Spielern Egoismus - und könnte erneut auf Xavi verzichten. Costa Rica will im letzten WM-Gruppenspiel gegen England Stammspieler schonen.

Niederlande, Louis van Gaal: Louis van Gaal hat auf der offiziellen Fifa-Pressekonferenz zu einem Rundumschlag gegen den Fußball-Weltverband ausgeholt. "Die Fifa spricht immer von Fairplay, und dann spielt sie immer mit solchen Tricks. Das ist nicht gut, das ist kein Fairplay. Warum zur Hölle tun sie das?", schimpfte der niederländische Nationaltrainer und Ex-Coach von Bayern München. Grund für seine Kritik: Die Niederlande wissen beim Spiel gegen Chile in São Paulo am Montag (18 Uhr/ARD) nicht, ob sie als Gruppenerster oder -Zweiter im Achtelfinale auf WM-Gastgeber und Topfavorit Brasilien treffen würden. Die Südamerikaner spielen ihr letztes Gruppenspiel danach - obwohl sie in Gruppe A spielen und die Niederlande in Gruppe B. Einmal in Fahrt, regte sich der 62-Jährige auch über die Ansetzung der regelmäßigen Pressekonferenzen mit einem Spieler am Tag vor den Partien auf: "Das ist nicht clever. Die Spieler müssen sich auf ihr Training konzentrieren." Als eine Art von Protest brachte van Gaal am Sonntag Abwehrspieler Bruno Martins Indi mit. "Er ist verletzt und kann ohnehin nicht trainieren", sagte er: "Er hat es für die Kollegen getan."

Spanien, Vicente del Bosque: Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque hat verärgert auf einen Zwischenfall im WM-Training mit Cesc Fábregas reagiert. "Ich denke an alle, die Spieler denken nur an sich", warf er den Fußballprofis in einem Interview des spanischen Fernsehsenders Deportes Cuatro am Sonntag allgemein Egoismus vor. "Die einzige Differenz mit Cesc ist, dass er wenig gespielt hat." Am Samstag hatte del Bosque dem defensiven Mittelfeldspieler des FC Barcelona im Trainingscamp CT da Caju das rote Leibchen abgenommen und es an Xabi Alonso vom Champions-League-Gewinner Real Madrid gegeben. Einige spanische Medien hatten daraus einen Zwist zwischen Trainer und Fábregas konstruiert.

Ziemlich sicher fehlen wird Spaniens Mittelfeldspieler Xavi beim abschließenden WM-Gruppenspiel am Montag gegen Australien in Curitiba. "Ob eine Partie mehr oder weniger - an seinen Verdiensten ändert das nichts", sagte del Bosque. Offiziell leidet der Star des FC Barcelona an einer Muskelverletzung. "Er ist ohne Wenn und Aber ein Star. Und wenn wir ihn brauchen, dann spielt er auch", sagte der Bosque am Tag vor dem Spiel in Curitiba. Xavi bestritt 199 das erste seiner bis dato 132 Länderspiele.

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Costa Rica: Das bereits für das Achtelfinale qualifizierte Costa Rica will in seinem letzten WM-Gruppenspiel gegen England Stammspieler schonen. "Gegen England wird es Veränderungen geben, weil ich einigen Spielern eine Pause gönnen möchte", kündigte Trainer Jorge Luis Pinto am Sonntag in Santos an. "Aber das heißt nicht, dass die Gruppenphase für uns schon vorbei ist, wir wollen trotzdem gewinnen." Die Mittelamerikaner treffen am Dienstag (18 Uhr) in ihrem letzten Vorrundenspiel bei der Fußball-WM in Belo Horizonte auf das bereits ausgeschiedene England. Als Gruppenerster würde Costa Rica im Achtelfinale einem möglicherweise stärkeren Gegner aus dem Weg zu gehen.

Chile, Arturo Vidal: Chiles Arturo Vidal hat sich für das Spiel um den WM-Gruppensieg gegen die Niederlande am Montag in São Paulo (18.00 Uhr MESZ/ARD) fit gemeldet. "Mir geht es gut, ich bin einsatzbereit", sagte der ehemalige Leverkusener, der wegen einer Entzündung im Anfang Mai operierten Knie in den ersten beiden Spielen jeweils ausgewechselt wurde. Ob er gegen die Niederlande wirklich spielen werde, "entscheidet aber der Trainer", äußerte der 27-Jährige vom italienischen Meister Juventus Turin. Vidal ist mit einer Gelben Karte vorbelastet und wäre im Falle einer weiteren Verwarnung im Achtelfinale gesperrt. Sowohl die Chilenen als auch die Niederlande sind bereits fürs Achtelfinale qualifiziert.

England, Steven Gerrard: Nach dem frühen WM-Aus lässt Kapitän Steven Gerrard seine Zukunft im englischen Fußball-Nationalteam offen. "Ich brauche noch Zeit. Ich habe heute Morgen mit dem Trainer gesprochen und ihn um mehr Zeit über den Sommer gebeten", sagte der 34-Jährige am Sonntag im WM-Quartier in Rio de Janeiro. "Es fühlt sich nicht richtig an, jetzt eine Entscheidung zu treffen. Es tut immer noch weh, ich bin gebrochen von dem, was die letzten Wochen passiert ist. Ich muss davon wegkommen, in Urlaub gehen und einen klaren Kopf bekommen." Vor dem letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica ist England erstmals seit 1958 wieder in der Vorrunde ausgeschieden.

Argentinien, Diego Maradona: Diego Maradona hat für den ersten Skandal bei der Fußball-WM rund um das argentinische Team gesorgt. Nachdem Verbandschef Julio Grondona ihn mit einer polemischen Äußerung nach dem vorzeitigen Verlassen des Stadions in Belo Horizonte beim 1:0-Sieg über Iran angegriffen hatte, konterte Maradona auf seine Weise: Er zeigte Grondona in seiner TV-Sendung "De Zurda" den Stinkefinger. Der AFA-Präsident sei ein "armer Dummkopf". Grondona hatte nach dem entscheidenden Tor in der Nachspielzeit am Samstag durch Lionel Messi argentinischen Medien zufolge gesagt, dass Argentinien getroffen habe, als der Unglücksbringer weg gewesen sei. "Das war der Verdienst von Leo Messi, nicht, weil ich früher gegangen bin", entgegnete Maradona, der vor vier Jahren als Trainer der "Albiceleste" nach dem demütigenden 0:4-Viertelfinal-Aus gegen Deutschland entlassen worden war. Präsident war damals der schon seit 1979 amtierende Grondona.

Fifa, Banner: Der Fußball-Weltverband Fifa hat einen Fehler der lokalen Organisatoren beim WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ghana eingeräumt. Mehrere Plakate deutscher Fans mussten auf Anordnung der Sicherheitskräfte vor der Partie am Samstag in Fortaleza abgehängt werden. Dabei habe es sich um eine "Fehlinterpretation" der Ordner gehandelt. Man sei davon ausgegangen, dass die Transparente die zulässige Größe überschritten hätten. Dies sei aber nicht der Fall gewesen. Im nächsten Spiel gegen die USA dürften die Plakate wieder aufgehängt werden, versicherte der Weltverband. Nach der Aktion war es im deutschen Fanblock zu Unmutsäußerungen gegen die Fifa gekommen.

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