Usain Bolt:Usain Bolt: Die große Klappe ist zurück

Diamond League London

In London vorne: Usain Bolt.

(Foto: dpa)

Wegen Verletzungen ist der Jamaikaner aktuell nur der Viertschnellste der Welt aber das kümmert ihn nicht. Er habe Jahr für Jahr bewiesen, dass er der Größte sei.

Von Saskia Aleythe, Rio de Janeiro

Als Usain Bolt im unscheinbaren schwarzen Trainingsanzug in Rio de Janeiro landete, war der erste Arbeitstag für Zlatan Ibrahimovic schon gelaufen. Bolt ist Fan von Manchester United, Ibrahimovic neuer Spieler beim Premier-League-Klub, also schickte der Sprinter eine Videobotschaft zum Trainingsauftakt über die Ozeane. "Hey Zlatan, hier ist Usain", sagt Bolt und grinst, "Willkommen beim größten Verein, für den du jemals gespielt hast". Er freue sich auf seine Tore, "ich behalte dich im Blick". Dabei nimmt die Welt in den kommenden Wochen erst mal Bolt unter Beobachtung: Er startet mit 29 bei seinen wohl letzten Olympischen Spielen.

Es ist nicht nur die Sympathie für den gleichen Verein, die der hünenhafte Schwede mit dem hünenhaften Jamaikaner gemein hat. "Zlatan ist auch nur ein Mensch. Genauso wie ein weißer Hai auch nur ein Fisch ist", sagte der Fußballer einmal über sich selbst. "Ich glaube nicht, dass ich ein Phänomen bin. Ich bin einfach ein großartiger Sportler", sagte Usain Bolt einmal. Bescheidenheit verbindet.

Ob Bolt von Medaillen geträumt hat? "Ich habe nicht geschlafen"

Usain Bolt ist seit Jahren das Gesicht für den Olympischen Sport und die Leichtathletik. Ein lässiger, fröhlicher Athlet, der gerne mit der Kamera spielt, seine eigene Pose zum Markenzeichen gemacht hat. Nur seinetwegen kaufen viele Fans die Eintrittskarten fürs Stadion. 2008 in Peking und 2012 in London gewann er die Goldmedaille über 100 Meter, 200 Meter und mit der Staffel, er hält die Weltrekorde über alle drei Wettbewerbe. Als er nun bei seiner Ankunft am Flughafen gefragt wurde, ob er auf seiner Reise von drei weiteren Medaillen geträumt hätte, antwortete Bolt: "Ich habe nicht geschlafen." Und Träumen ohne zu schlafen, sowas tut ein Bolt vermutlich gar nicht.

"Ich bin ein starker Wettkämpfer, wenn es darauf ankommt", sagte er vor kaum zwei Wochen beim Diamond-Meeting in London, "vor allem mental". Dieses Selbstvertrauen wird er brauchen, wenn er das Triple erneut schaffen will. Eine Oberschenkelverletzung Anfang Juli bei den jamaikanischen Trials versetzten ihn und die Olympia-Macher kurz in Aufruhr, dann flog Bolt nach München zum Arzt seines Vertrauens. Vom ehemaligen FC-Bayern-Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt lässt er seinen wertvollen Körper schon seit Jahren behandeln, das lohnte sich auch dieses Mal. "Er hat seine Magie wirken lassen", sagte Bolt, und weil Magie verboten klang, hat er seinen Arm in die Kameras gehalten und beteuert, ständig auf Dopingmittel getestet zu werden - die Zweifel laufen bei Bolt ja unweigerlich mit. In London rannte er über 200 Meter in 19,89 Sekunden ins Ziel. "Ich bin noch nicht ganz in Form, aber ich komme der Sache näher." Dass er seine Titel verteidigen wird, daran zweifelt er nicht. Mit dem dritten Triple im Sprint wäre sein Denkmal im Sport ein noch größeres.

Mit schwierigen Vorbereitungen hat Jamaikas Idol Erfahrung, es ist ja nicht das erste Jahr, in dem in der Sportwelt die Fragen laut werden: Ist dieser Bolt dieses Mal zu schlagen? Jüngstes Beispiel ist die vergangene Saison: Da brachte Bolt bis zur WM in Peking nur wenig beeindruckende Zeiten auf die Bahn, dann räumte er trotzdem wieder alles ab. Und Bolt sagt nun: "Ich fühle mich besser als im vergangenen Jahr."

Das übliche Spiel: Gatlin lästert, Bolt lästert zurück

Über 100 Meter ist Bolt 2016 nur der Viertschnellste (9,88 Sekunden), sein Dauerrivale Justin Gatlin aus den USA hat wie im Vorjahr die Bestzeit inne (9,80 Sekunden). Der Amerikaner zettelte vor den Spielen noch ein verbales Scharmützel an und witterte eine Sonderbehandlung von Bolt. Schließlich seien die Trials, die Bolt wegen seiner Blessur abbrechen musste, Voraussetzung für die Olympia-Qualifikation. Der jamaikanische Verband gestaltet das mit seinen Hintertürchen im Regelwerk allerdings flexibler. Gatlins Äußerungen fand Bolt respektlos, "es ist ein Witz zu denken, ich würde mich aus den Trials zurückziehen. Ich, Usain Bolt, der Jahr um Jahr bewiesen hat, dass er der Größte ist." Womit er das beste Argument dann doch für sich hatte.

Wenige Tage nach dem Finale über 100 Meter in Rio wird Bolt seinen 30. Geburtstag feiern, über sein Karriereende dachte er schon laut nach, er plant es für 2017. Er spüre das Alter, brauche heute länger für seine Regeneration. Aber ob die Zeiten vorbei sind, in denen er Rekorde brechen kann? "Das glaube ich persönlich nicht", sagt Bolt. Gut, über 100 Meter wäre das schon schwierig, weil es technisch anspruchsvoller sei. "Aber über 200 Meter ist noch Potential, schneller zu sein. Ich werde versuchen, dieses Jahr den Weltrekord zu knacken." Vielleicht lässt er das lässige Ins-Ziel-Trudeln dieses Mal ja weg.

Einen Job im Fußball könnte er sich übrigens vorstellen für die Zeit nach dem Sprinten, wobei ihm auch klar ist: "Beim Fußball kann man diskutieren, wer der Beste ist. Aber niemand kann diskutieren, wer der schnellste Mann der Welt ist." Eine Begegnung zwischen Bolt und Ibrahimovic wäre mit Sicherheit eine unterhaltsame Angelegenheit.

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