Der Traum vom Profifußball, er ist am Geld gescheitert. Vorerst zumindest. Usain Bolt und der australische Erstligist Central Coast Mariners FC, ein Fußballklub aus Gosford nördlich von Sydney, haben sich nicht einigen können auf einen Profivertrag für den ehemaligen Sprinter.
Im Juli hatte der Klub bekanntgegeben, dass man sich eine Zusammenarbeit mit dem achtfachen Olympiasieger vorstellen könne. Einen Vertrag für Bolt wollte der Verein zwar nicht garantieren, wohl aber ein sechswöchiges Probetraining. Scheinbar nutzte Bolt die Zeit, denn nur drei Wochen später erklärte der Verein, dass er auf "unbestimmte Zeit" mit der Mannschaft trainieren könne. Mit der Rückennummer 95, in Anlehnung an seinen Weltrekord von 9,58 Sekunden auf 100 Meter, erzielte Bolt im Oktober bei seinem Startelfdebüt in einem Wohltätigkeitsspiel einen Doppelpack zum 3:0 und 4:0-Endstand.
Als Stürmer wurde er aufgestellt, schnell, körperlich robust und mit passablem Kopfballspiel. Einen Vertrag für die A-League, deren Saison am 19. Oktober begann, erhielt Bolt aber nicht. Der Central Coast Mariners FC teilte mit, der Test sei nun "mit sofortiger Wirkung" beendet, Bolt wünscht laut Vereinsmeldung "dem Verein Erfolg für die kommende Saison".
Es scheiterte am Geld, nicht am Potenzial
An der fußballerischen Klasse soll es aber nicht gelegen haben. Medienberichten zufolge sollen die Australier Bolt einen mit umgerechnet 93 000 Euro dotierten Vertrag angeboten haben, doch Bolt soll wesentlich mehr verlangt haben. Die Mariners hatten sogar Sponsoren gesucht, um den finanziellen Ansprüchen Bolts gerecht zu werden, aber zu einer Einigung auf einen Vertrag kam es nicht.
Bolts Kindheitstraum vom Profifußball scheint also geplatzt zu sein. Seit dem Ende seiner Karriere im August 2017 arbeitete der ehemalige Weltklassesprinter auf eine Zukunft als Fußballer hin. Konkrete Züge nahm dieser Plan bereits zu Beginn dieses Jahres an.
An einem nasskalten Morgen im März nahm Usain Bolt am Mannschaftstraining von Borussia Dortmund teil. Bolt und der BVB haben den gleichen Ausrüster (Puma), und die PR-Aktion schlug voll ein. 1400 Fans sahen sich das öffentliche Training damals an, ein DJ spielte Reggaemusik, Borussia Dortmund streamte die Einheit live auf den sozialen Netzwerken und verzeichnete mehrere Millionen Follower. Darunter auch 1,2 Millionen aus China, einem umkämpften Wachstumsmarkt. Bolt ist eine Weltmarke, die sich zu inszenieren weiß. Sein Ausrüster und Borussia Dortmund wussten das für sich zu nutzen.
Während des Trainings unter dem damaligen BVB-Trainer Peter Stöger zeigte sich, dass der 32-Jährige durchaus Talent hat, aber mit Spielern wie Pulisic, Götze oder Sahin nicht mithalten kann. Stöger gab sich damals diplomatisch: "Er hatte gute Ansätze, aber ihm fehlt natürlich die Arbeit mit der Mannschaft", sagte er nach dem Training. Aus rein strategischen Gründen wäre Bolt eine interessante Verpflichtung gewesen - die Trikotverkäufe und weltweite Aufmerksamkeit wohl garantiert hätte. Bolt schrieb nach der Einheit in Dortmund minutenlang Autogramme für die Zuschauer, knipste Selfies und stand den 137 akkreditierten Journalisten Rede und Antwort. Doch rein fußballerisch wäre Bolt keine Verstärkung gewesen, zumal der Jamaikaner in einem Alter ist, in dem er "nicht mehr so wahnsinnig entwicklungsfähig" ist (Stöger). Bolt wollte sich ernsthaft vorbereiten auf eine Karriere in einer großen Liga. Am Ende wurde es "nur" die australische A-League, ein dreimonatiges Intermezzo. Bei allem Medienrummel, den Bolt mit auf den Kontinent brachte, wurden auch kritische Stimmen laut.
Der deutsche Trainer Markus Babbel konnte Bolts Gastspiel im Profifußball nicht viel abgewinnen. Babbel ist derzeit bei den Western Sydney Wanderers unter Vertrag und sah Usain Bolt als Fußballer kritisch: "Ich habe ihn spielen sehen", sagte Babbel der Schweizer Zeitung Blick. "Bei aller Liebe, das reicht in 100 Jahren nicht. Als PR-Aktion ist es sensationell. Die A-League erhält durch ihn viel Aufmerksamkeit. Aber ehrlich gesagt, kann ich das nicht ernstnehmen", betonte Babbel.
Bolt beschwerte sich über Dopingkontrollen
Aufmerksamkeit erregte Bolt aber auch, weil er sich während seiner Zeit bei den Mariners über Dopingkontrollen beklagte. Auf eine unangemeldete Trainingskontrolle der australischen Anti-Doping-Agentur reagierte Bolt mit großem Unverständnis. Auf Instagram postete er damals: "Ernsthaft: Wie kann ich getestet werden. Ich bin ja noch kein Profi-Fußballer." Doch auch als Probespieler galten für Bolt die Richtlinien der Agentur. Demnach hat sich eine Person für Dopingkontrollen bereitzuhalten, wenn in einem Sport an Wettbewerben teilgenommen wird, der Anti-Doping-Regeln aufgestellt hat.
Bolt hatte in seiner Karriere nie auffällige Dopingproben abgegeben, musste aber zu Beginn des vergangenen Jahres eine olympische Goldmedaille zurückgeben. Ihm war die Siegermedaille, die er mit der jamaikanischen Staffel über 4x100-Meter bei den Olympischen Spielen in Peking im Jahr 2008 gewann, aberkannt worden, weil sein Teamkollege Nesta Carter positiv getestet worden war.
Wie es mit Bolts Fußballerkarriere nun weitergeht, ist unklar. Nur wenige Tage nach seinem Doppelpack im Oktober bekundete der maltesische Klub Valetta Interesse und bot einen Zwei-Jahres-Vertrag. Auch nicht gerade ein Spitzenklub aus einer starken Liga - Bolt lehnte damals ab. Doch allzu wählerisch sollte Bolt nicht sein, will er tatsächlich noch ankommen im Profifußball. Die Interessenten sind rar und für seinen Lieblingsklub Manchester United wird es wohl nicht reichen.