USA:So schlecht wie nie

Coach Jürgen Klinsmann muss nach dem 0:4 gegen Costa Rica um seinen Job fürchten. Die US-Medien machen schon Stimmung gegen ihn.

Es sei "die schlimmste Niederlage in meinen fünf Jahren als US-Coach", hat Jürgen Klinsmann am Dienstag gesagt, und zu diesem Satz muss man zwei Dinge wissen. Erstens: Als Trainer des DFB-Teams hat er mal ein 1:4 gegen Italien erlebt, weshalb der Verweis auf sein neues Amt Sinn ergab. Zweitens: Seine Mannschaft hatte gerade 0:4 (0:1) verloren, beim WM-Qualifikationsspiel in Costa Rica. Es war die höchste Niederlage in der WM-Qualifikation für die USA seit einem 0:6 gegen Mexiko 1957. Für den 52 Jahre alten Klinsmann könnte das Aus als US-Trainer folgen.

Das Magazin Sports Illustrated titelte etwa: "Für Jürgen Klinsmann ist es Zeit zu gehen." Und die Tageszeitung USA Today schrieb: "Diesmal kann sich Klinsmann nicht rausreden." Entscheidend war aber, was Sunil Gulati sagte, der Präsident des US-Verbandes. Ein sogenanntes Treuebekenntnis gab er jedenfalls nicht ab: "Wir werden darüber nachdenken, was passiert ist, und mit Jürgen über die Situation sprechen", sagte er: "Ganz offensichtlich war es kein guter Start in die Qualifikation. Und wenn man die ersten beiden Spiele verliert, macht man sich natürlich Sorgen."

Fünf Bundesligaprofis hatte Klinsmann in San José eingesetzt. John Brooks (Hertha BSC), Bobby Wood (Hamburger SV), Timothy Chandler (Eintracht Frankfurt) und Fabian Johnson (Borussia Mönchengladbach) spielten durch, Christian Pulisic (Borussia Dortmund) wurde in der 69. Minute ausgewechselt. Doch nach dem Führungstreffer von Johan Venegas (44.) lief alles gegen das US-Team. Nach dem Seitenwechsel wurde es regelrecht vorgeführt, auch Brooks wirkte überfordert und patzte bei zwei Gegentoren. Christian Bolaños (68.) und der eingewechselte Joel Campbell mit einem Doppelpack (74./78.) erzielten die weiteren Treffer für Costa Rica.

Zwei Qualifikationsspiele für die WM 2018 in Russland haben die USA nun bestritten - und beide verloren. Am Freitag gab es bereits ein 1:2 gegen Mexiko, nun folgte die Niederlage in San José. Null Punkte, 1:6 Tore - Klinsmanns Team ist Letzter der Sechser-Gruppe. Derart schlecht ist noch nie ein US-Team in die Qualifikation gestartet.

Klinsmann kann jedoch noch auf zwei Dinge hoffen: den Modus und den Spielplan. Mexiko (WM-Achtelfinalist) und Costa Rica (WM-Viertelfinalist) waren die nominell schwersten Gegner für die USA, die seit 1990 bei jeder Endrunde dabei waren. Zudem qualifizieren sich bis zu drei Mannschaften für die WM: die ersten beiden direkt, der Dritte über die Playoffs. Zurzeit haben Costa Rica (sechs Punkte), Mexiko und Panama (je vier) die besten Chancen. Das nächste Spiel bestreitet das US-Team im März gegen Honduras. Die Frage ist, ob Klinsmann dann noch als Trainer auf der Bank sitzen wird.

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