Süddeutsche Zeitung

US-Präsident Trump:"Schafft den Hurensohn vom Feld! Raus!"

  • In den USA eskaliert der Streit zwischen Präsident Donald Trump und den größten Sportstars des Landes.
  • Aus Protest knieende Footballspieler beleidigt er.
  • Den Basketballer Stephen Curry lädt er aus dem Weißen Haus wieder aus.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es gibt auf jedem Spielplatz diesen einen Jungen, der einfach nicht aufhören kann, über alle anderen zu bestimmen. Der Chef des Sandkastens macht, was er will, und legt sich mit allen anderen Kindern an, die sich beim Spielen nicht an seine Regeln halten. Irgendwann feiert er dann seinen Geburtstag und er sitzt alleine auf dem Schaukelpferd, weil sonst niemand gekommen ist. Er schüttelt trotzig den Kopf und behauptet, ohnehin niemanden eingeladen zu haben.

Es ist bemerkenswert, wenn der Präsident eines Landes Verhaltenmuster zeigt, wie man sie so ähnlich vom Kinderspielplatz zu kennen glaubt. In den USA nämlich ist es üblich, dass die erfolgreichsten Sportler ins Weiße Haus, den offiziellen Regierungssitz des Präsidenten, eingeladen werden. Nun haben zahlreiche Athleten diese Einladung abgelehnt, und um es vorsichtig auszudrücken: Es liegt nicht am Amt. "Indem wir nicht hingehen, könnten wir hoffentlich für einen Wandel sorgen", sagte der Basketballspieler Stephen Curry von Golden State Warriors, die ihren zweiten Titel binnen drei Jahren in der NBA gewonnen haben. Er erklärte damit, dass er auf einen Besuch gern verzichten würde.

Nicht die einzige Attacke des Präsidenten

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, antwortete darauf am Samstag bei Twitter: "Eine Einladung ins Weiße Haus gilt als große Ehre für eine Meister-Mannschaft. Stephen Curry zögert, daher ist die Einladung hiermit zurückgezogen!" Die Warriors erklärten darauf, dass sie die Nicht-Einladung des Präsidenten akzeptieren und auf den Besuch im Amtssitz verzichten.

Es war nicht die einzige Attacke des Präsidenten auf Sportler an diesem Wochenende. Während einer Rede in Alabama echauffiert sich Trump am Freitag über Footballspieler, die aus Protest gegen Polizeigewalt und Rassendiskriminierung während der Nationalhymne nicht aufstehen, sondern knien: "Wäre das nicht großartig, wenn einer der Vereinsbesitzer, sollte jemand unsere Flagge nicht respektieren, sagen würde: 'Schafft den Hurensohn vom Feld! Raus! Er ist gefeuert! Er ist gefeuert!' Jemand wird das machen und dann die beliebteste Person in diesem Land sein."

Grund für die Proteste einiger prominenter Sportler ist die ihrer Meinung nach ungerechte Behandlung von Minderheiten in den USA. Colin Kaepernick, der frühere Quarterback der San Francisco 49ers, war der Erste, der vor einem Jahr während der Hymne an der Seitenlinie kniete. Inzwischen haben sich ihm eine Reihe von Athleten anderer Sportarten angeschlossen.

Trump regte sich noch ein bisschen darüber auf, dass die Sportart Football ohnehin verweichlicht sei: "Sie ruinieren diesen Sport! Wenn du jemanden zu hart umreißt: Strafe! Spielausschluss! Das verletzt das Spiel!" Er nahm damit offenbar Bezug auf Regeländerungen, die das Ziel haben, Spieler vor den schweren gesundheitlichen Folgen von Gehirnerschütterungen bei Zusammenstößen zu schützen.

Die Reaktionen aus dem Sport folgten prompt. Denn das verbale Ziel des Präsidenten war diesmal nicht ein ohnehin unbeliebter Diktator in Nordkorea, sondern Helden der amerikanischen Gesellschaft. Der Commissioner der NFL, Roger Goodell, nannte Trumps Aussagen "spaltend". Curry bemerkte: "Es ist doch unter der Würde des Präsidenten eines Landes, sich so zu verhalten." Der Basketballspieler LeBron James twitterte unter Bezug auf die Bemerkungen Trumps: "Du Penner. Ein Besuch im Weißen Haus war eine Ehre, bevor Du aufgetaucht bist."

Am Sonntag setzte sich der stille Widerstand der Footballer in den Arenen fort. Nachdem er die Nationalhymne beendet hatte, kniete sich der Sänger in Detroit hin und hob die rechte Faust. Bei den Denver Broncos und New Orleans Saints knieten oder saßen viele Spieler. Und die Pittsburgh Steelers blieben während der Hymne gleich ganz in der Umkleidekabine.

Auch beim Duell zwischen den Jacksonville Jaguars und den Baltimore Ravens knieten wieder zahlreiche Spieler; andere standen in einer Reihe nebeneinander,die Arme bei den Nebenmännern eingehakt. In die Kette der Jaguars reihte sich zwischen all die muskelbepackten Athleten ein kleiner Mann ein, der Teambesitzer Shad Khan. Der Protest von Khan ist durchaus ungewöhnlich. Die Besitzer von NFL-Teams halten meist Abstand von dem, was auf dem Rasen passiert - vor allem, wenn es um Politik geht. Auf der Seite der Ravens fiel auf, dass selbst Ray Lewis kniete, der Kaepernick stark kritisiert hatte, als dieser mit den Protesten begonnen hatte.

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