Toilettengänge von Stefanos Tsitsipas:Päuschen auf dem Mond

US Open: Stefanos Tsitsipas spricht nach einem Match

Tja, was soll ich sagen? Manchmal dauert es halt. Stefanos Tsitsipas, Zweitrundensieger in New York nach einer weiteren extensiven Pause.

(Foto: Frank Franklin II/AP)

Bei den US Open ärgert sich so mancher über die unfassbar langen Toilettenpausen von Tennisspieler Stefanos Tsitsipas - da stellt sich die Frage nach dem Zeitvertreib während seiner Abwesenheiten. Ein paar Ideen.

Glosse von Jürgen Schmieder

Zum Mond. Das ist die Vermutung von Alexander Zverev, wohin sich Stefanos Tsitsipas während der ausgedehnten Toilettenpausen verabschiedet. Zverevs zweiter Vorschlag: ein magischer Ort, wobei manche Menschen die Toilette wirklich dafür halten und von erstaunlichen Epiphanien berichten. Andy Murray, der unlängst knapp acht Minuten auf den Griechen warten musste, schrieb indes beim Kurznachrichtendienst Twitter: "Fun Fact des Tages: Es dauert doppelt so lange für Tsitsipas, aufs Klo zu gehen, wie es für Jeff Bezos dauerte, ins Weltall zu gelangen." Lustige Tatsache Nummer zwei: Als Tsitsipas zurückkam von seiner Pause, spielte er wie ein Außerirdischer.

Bei den US Open werden gerade zwei Fragen verhandelt, die für den Fortbestand der Menschheit gar nicht mal so unwichtig sind. Die erste: Wie viel Zeit sollte der Mensch maximal auf der Toilette verbringen? Am Mittwochabend gegen Adrian Mannarino leistete sich Tsitsipas wieder mehr als acht Minuten, und es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass er auf seinen Konter in der Pressekonferenz ("Wie lange brauchte denn Murray bei seiner Pause im Finale gegen Djokovic?") einen Gegenkonter kassierte ("Nur drei Minuten").

Im Achtelfinale könnte Peter Gojowczyk auf den Griechen treffen

Tsitsipas wird also weiter sehr viel Zeit auf der Toilette verbringen; und das führt zur zweiten Frage. Weil Zverev angeregt hatte, dass der Zurückgelassene doch tun solle, was er wolle: Was käme folglich als achtminütiger Zeitvertreib in Frage? Ins Weltall fliegen, klar, ansonsten: Fünf Tore gegen Wolfsburg schießen (wie Robert Lewandowski 2015) oder Kapitän von St. Pauli sein wie Rico Benatelli im Juni 2020. Oder auch: 76 Hot Dogs essen wie Futterkünstler Joey Chestnut. Oder die Briefe des Apostels Paulus an die Philipper lesen - 2910 Wörter, so viel schafft ein Leser durchschnittlich in zehn Minuten.

Die Möglichkeiten eines Tennisspielers sind freilich ein bisschen beschränkter, und so gab Peter Gojowczyk, möglicher Gegner des Griechen im Achtelfinale, unlängst zu, dass er keine Ahnung habe, was er anstellen würde, sollte Tsitsipas den magischen Ort aufsuchen. Deshalb ein paar Vorschläge von der US-Hipster-Lifestyle-Webseite "Urban 75" für sinnbefreiten Zeitvertreib: acht Minuten lang blinzeln, dann die Augen schließen und die psychedelische Lichtershow genießen. Versuchen, nicht an Pinguine zu denken. Ein Wort so lange wiederholen, bis es seine Bedeutung verliert.

Die vielleicht beste Idee: zum Jedi-Ritter werden und versuchen, die Leute mit den eigenen Gedanken zu kontrollieren. Das ist ein Vorschlag, der sich tatsächlich umsetzen ließe. Warum nicht so das Publikum unterhalten; den Zuschauern dabei ein paar Bälle zuspielen, sie zur Welle auffordern und dabei eine Ehrenrunde drehen? Es hätte zwei wunderbare Effekte: Man beschäftigte sich und die Leute, und Tsitsipas hätte keine Ahnung, was ihn erwartet, sobald er von der Toilette zurückkommt. Er würde wohl denken, er sei auf dem Mond.

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