Tennis-Doppelwettbewerb:"Von super bis gar nichts ist da alles drin"

Tennis-Doppelwettbewerb: In Form: Kevin Krawietz (vorne) und Andreas Mies machen in New York einen guten Eindruck.

In Form: Kevin Krawietz (vorne) und Andreas Mies machen in New York einen guten Eindruck.

(Foto: Jürgen Hasenkopf/Imago)

Andreas Mies und Kevin Krawietz trotzen dem ständigen New Yorker Lärm mit Ruhe und spielen sich in die zweite Runde der US Open - doch die Gelassenheit der beiden wird auch gestört.

Von Jürgen Schmieder, New York

Irgendwann sahen Andreas Mies und Kevin Krawietz ein, dass Aufregen ja auch nichts bringt - das hier ist eben New York, Big Apple. Da fliegen nun mal Papierservietten auf den Platz, weil sich Zuschauer andauernd irgendetwas in den Mund stopfen und alles, was nicht reinpasst, abgewischt werden muss. Es ist auch immer laut, ob das nun chilenische Fans am Nebenplatz sind oder das Kind des Trainers der Gegner. Und, auch das ist typisch New York: Es piept immer irgendwas, das nicht piepen sollte, in diesem Fall der Elektro-Linienrichter auf der südlichen Aufschlaglinie.

Mies und Krawietz, die French-Open-Sieger im Doppel 2019 und 2020, regten sich also nicht wirklich darüber auf, so wie sie sich auch nicht wirklich darüber aufregten, dass sie bei ihrer Partie gegen Marcos Giron und Mackenzie McDonald (beide USA) im zweiten Satz viele Chancen auf ein Break liegen ließen und das Match mit 6:3, 7:6 (5) spannender war, als es hätte sein müssen. "Joa", sagte der Kölner Mies, und der Coburger Krawietz ergänzte: "Joa." Da muss New York schon mehr bieten, wenn es eine rheinische Frohnatur und einen Bayern mit Ruhepuls von 22 zur Weißglut bringen will.

Sie sind natürlich auch gelassen, weil sie nun einmal zu den besten Duos auf der Welt gehören - und weil sie wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können. Mies weiß, dass er den Aufschlag des Gegners attackieren kann, weil die Präsenz von Krawietz am Netz und sein Ballgefühl beim Volley grandios sind; und Krawietz weiß, dass er sich offensiver platzieren kann, weil Mies derart gut von der Grundlinie aus agiert. Es passt einfach.

"Das ist das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres, da wollen wir noch mal was reißen", sagt Mies

Seit den French Open haben die beiden bei allen acht Turnieren mindestens das Viertelfinale erreicht (darunter in Wimbledon), in Stuttgart, Kitzbühel und Montréal sogar das Halbfinale. "Wir sind gut drauf, das wissen wir - aber wir wissen auch, dass es im Doppel enger zugeht. Von super bis gar nichts ist da alles drin", sagt Krawietz angesichts dessen, dass zum Beispiel die Australian-Open-Sieger Nick Kyrgios und Thanasi Kokkinakis (beide Australien) trotz der Einzel-Erfolge von Kyrgios mitspielen. Oder der Deutsche Tim Pütz, der mit seinem neuseeländischen Partner Michael Venus an Rang vier gesetzt ist und auch in der zweiten Runde steht.

Nur eines stört die Gelassenheit ein bisschen. "Wir sind seit fünf Wochen unterwegs, da kriegt man ein bisschen Heimweh", sagt Mies: "Aber das ist kein Problem. Wir wissen ja, warum wir das machen; und das ist das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres, da wollen wir noch mal was reißen." Die nächste Chance zur Verlängerung ihres Aufenthaltes in den USA haben sie an diesem Freitag, dann treffen Mies und Krawietz auf Robin Haase (Niederlande) und Philipp Oswald (Österreich).

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