Jule Niemeier:"Ich habe gesehen, dass ich die Weltranglistenerste schlagen kann"

Jule Niemeier: Jule Niemeier hat an ihrer Athletik gearbeitet, so erreicht sie nun Bälle, die sie zuvor nicht erreicht hat.

Jule Niemeier hat an ihrer Athletik gearbeitet, so erreicht sie nun Bälle, die sie zuvor nicht erreicht hat.

(Foto: Danielle Parhizkaran/USA Today)

Jule Niemeier scheidet im Achtelfinale der US Open gegen Iga Swiatek aus - merkt aber, dass sie auf dem richtigen Weg ist, gegen die Besten der Welt bestehen zu können.

Von Jürgen Schmieder, New York

Mens sana in corpore sano. Wer kennt es nicht, das Sprichwort der alten Römer, das allerdings oft falsch interpretiert wird. Der Dichter Juvenal wollte in seinen Satiren damit eher ausdrücken, dass der Mensch zum Glücklichsein das Zusammenspiel von Körper und Geist brauche (also nicht nur, dass man den Körper für klare Gedanken trainieren müsse), und wenn man so will, dann ist die Entwicklung der Tennisspielerin Jule Niemeier das perfekte Beispiel dafür.

Sie hat im Achtelfinale gegen Iga Swiatek aus Polen verloren, 6:2, 4:6, 0:6, und natürlich war sie enttäuscht darüber; sie konnte der Niederlage aber wenige Minuten später schon Positives abgewinnen. "Ich habe gesehen, dass ich die Weltranglistenerste schlagen kann, wenn ein paar Dinge ein bisschen anders laufen - wenn ich bei 4:5 im zweiten Satz ein bisschen besser aufschlage, ist ein Sieg möglich", sagte sie: "Diese Gewissheit nehme ich mit, und das wird mir dann gegen andere Spielerinnen helfen."

So ist das im Sport: Mit Selbstbewusstsein bewegt man sich geschmeidiger, schlägt präziser, und das führt zu noch mehr Glauben daran, gegen die Besten bestehen zu können. Das wiederum sorgt für mehr Ehrgeiz im Training und damit für bessere Fitness - und so weiter und so fort. Genau diesen Vorgang hat Niemeier in den vergangenen Monaten erlebt. Sie gilt schon seit Jahren als eine Spielerin, der man den Durchbruch zutraut - aber auch als eine, die oft verletzt ist und die auch mal an sich zweifelt.

"Da ist schon noch Luft nach oben, aber das ist ja eine gute Nachricht", sagt Niemeier

Im Alter von 23 Jahren ist es ihre erste Grand-Slam-Saison, und sie sagt nun über die Zusammenarbeit mit Trainer Christopher Kas und dem restlichen Team: "Wir haben viel Zeit im Fitnessstudio verbracht." Das führte nicht nur zu besserer Athletik, sondern zum Glauben, nicht mehr so verletzungsanfällig zu sein, sich besser positionieren und andere Schläge vollführen zu können. Kurz: zu mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und damit zu mehr Erfolgen wie dem Erreichen des Viertelfinals in Wimbledon.

Das führte noch intensiverem Training, weil man wissen will, wie gut man wirklich sein kann; und das brachte nun die Erfolge bei diesen US Open und die Überzeugung, auch eine schlagen zu können, die in diesem Jahr erst sieben Mal verloren hat. Sie weiß natürlich auch, dass Swiatek gerade im ersten Satz schrecklich gespielt hat, und dass sie selbst im dritten Satz den Faden verloren hat.

"Da ist schon noch Luft nach oben, aber das ist ja eine gute Nachricht", sagte Niemeier. Sie hat einen gesunden Geist in einem gesunden Körper, und sie weiß, dass sie beides noch weiter verbessern kann - und dann tatsächlich bereit ist für Duelle mit den Besten der Welt. Juvenal würde Niemeier als glücklich bezeichnen.

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