US Open:"Ich weiß, dass ich gerade großartiges Tennis spiele"

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Angelique Kerber spielt gegen Catherine Bellis den Ball zurück. (Foto: Don Emmert/AFP)
  • Ohne Probleme zieht Angelique Kerber ins Achtelfinale der US Open ein.
  • Dort trifft sie nun auf die Tschechin Petra Kvitova.
  • Hier gibt es alle Ergebnisse der US Open.

Von Jürgen Schmieder, New York

Die Partie zwischen Angelique Kerber und Catherine Bellis (USA) begann, so bestimmen es die Regeln beim Tennis, bei 0:0 - freilich war das nur der Spielstand, der auf den überdimensionalen Leinwänden angezeigt wurde. In Wirklichkeit führte Kerber, so bestimmen es die ungeschriebenen Gesetze des Arthur Ashe Stadiums, schon vor dem ersten Ballwechsel mit 3:0. Die Menschen, die diese Sportart und dieses Turnier in New York schon seit Jahrzehnten beobachten, sie erzählen gerne davon, dass eine erfahrene Spielerin einen Vorteil von mindestens drei Aufschlagspielen habe gegenüber einer Akteurin, die zum ersten Mal in ihrem Leben in diesem riesigen Stadion vor mehr als 20.000 Zuschauern antreten muss.

"Ich weiß, wie das ist, wenn man hier zum ersten Mal am Abend spielt", sagte Kerber nach der Partie, bei der sie tatsächlich schnell 3:0 führte und die sie am Ende mit 6:1, 6:1 gewann. Damals, vor neun Jahren, hatte Kerber in der ersten Runde gegen Serena Williams in diesem Stadion während einer Night Session 3:6, 5:7 verloren: "Ich erinnere mich noch sehr gut daran, ich war damals ziemlich aufgeregt und wollte unbedingt eine gute Partie liefern. Der zweite Satz war dann auch recht eng."

Nun, im Jahr 2016, da ist sie nicht nur die erfahrenere Spielerin, sie ist auch Australien-Open-Siegerin und Finalistin von Wimbledon und Olympia. So jemand führt dann - zumindest gefühlt - bereits vor dem Beginn einer Partie mit 3:0. Sie gewann gegen eine forsch und aggressiv agierende Gegnerin die wichtigen Punkte eines Aufschlagspiels - und ließ Bellis danach auch wissen, dass sie einen wichtigen Ballwechsel gewonnen hat. "Natürlich versuche ich, über meine Körpersprache Selbstbewusstsein auszustrahlen", sagte sie: "Ich glaube, ich habe allen Grund dazu."

Im Achtelfinale gegen Petra Kvitova

Zur Erinnerung: Es gibt zwei Aspekte bei der Entwicklung von Kerber von einer hochbegabten zu einer hocherfolgreichen Akteurin: dass sie mittlerweile die wohl fitteste Spielerin im Frauentennis ist und dass sie von 127 möglichen Serena-Williams-Gegnerinnen bei diesen US Open die einzige ist, die nicht nur ein paar Spiele gewinnen möchte, sondern das komplette Match - und das auch selbstbewusst formuliert. Sie sagt zum Beispiel: "Ich weiß, dass ich gerade großartiges Tennis spiele."

Der dritte Aspekt dieser Entwicklung ist nun, dass nicht nur Kerber findet, dass sie gerade großartiges Tennis spielt. Das konnten alle Zuschauer beobachten bei diesen US Open - und natürlich auch alle möglichen Gegnerinnen. Die kommen nun nicht mehr auf den Platz und freuen sich auf einen möglicherweise nicht so hart geschlagenen zweiten Aufschlag, auf eine zweifelnde und manchmal auch verzweifelnde Kontrahentin. Nein, sie haben Respekt vor dieser Spielerin auf der anderen Seite des Netzes, die nach diesem Turnier auf Platz eins der Weltrangliste geführt werden könnte. Manchmal haben sie sogar Angst und liegen dann bereits vor der Partie mit 0:3 zurück.

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Im Achtelfinale trifft Kerber am Sonntag allerdings auf Petra Kvitova (Tschechien). Die hat bereits zwei Grand-Slam-Turniere gewonnen (Wimbledon 2011, 2014), die beiden vergangenen Partien gegen Kerber gingen jedoch verloren. Sie halte nichts von dem Verteilen der Kategorien Favorit und Außenseiter, erklärt Kerber, sagt dann aber doch: "Ich weiß, was ich kann - und ich weiß, wie gut ich derzeit spiele." Wenn Kerber und Kvitova am Sonntag den Platz betreten, dann wird das Spiel dem Reglement entsprechend bei 0:0 beginnen. Den ungeschriebenen Gesetzen zufolge allerdings wird Kerber keinesfalls in Rückstand sein.

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